Politik

Patent auf eine Frucht: Syngenta greift nach Paprika

Der Schweizer Saatgut-Konzern Syngenta hat ein Patent auf eine Frucht angemeldet: Der Konzern will die exklusiven Rechte für eine Paprika-Sorte.
04.02.2014 10:30
Lesezeit: 2 min

Ein Patent sichert Syngenta das Recht auf eine gegen weiße Fliegen resistente Paprika zu. Der Schweizer Konzern lässt damit eine Insektenresistenz schützen, die er von einer wilden Paprika kopiert hat. Das Problem bei solchen Aktionen: Nach einer gewissen Zeit kann niemand mehr sagen, welches Saatgut in welcher Frucht steckt. Ein Hersteller, der ein Patent hat, könnte im Grunde jeden Anbauer attackieren. Einen solchen Fall hat es bereits einmal in den USA gegeben.

Bauern, Züchter und Umweltschützer haben sich zusammengeschlossen, um beim Europäischen Patentamt Widerspruch einzulegen.

Durch das Patent könne die Pflanze nicht mehr frei zur Zucht verwendet werden, so die Kritiker von Keine Patente auf Saatgut. Die Grundlagen der Ernährung könnten so in die Abhängigkeit weniger internationaler Konzerne geraten. Da diese spezifische Resistenz aus einer wilden jamaikanischen Sorte in eine kommerzielle Paprika eingekreuzt wurde, handelt es sich nach Ansicht der Einsprechenden keinesfalls um eine Erfindung von Syngenta (hier eine Grafik, wie aus einer natürlichen Pflanze ein Patent wird). An dem Einspruch beteiligen sich 32 Bauern-, Züchter-, Umwelt- und Entwicklungsorganisationen aus 26 Ländern.

„Nie zuvor hat eine so breit gefächerte Koalition mit einem Einspruch gegen die Privatisierung natürlicher Ressourcen protestiert. Patente auf Pflanzen, die auf konventioneller Züchtung beruhen, sind nicht nur ethisch fragwürdig, sie verstärken auch die Konzentration im Saatgutmarkt, behindern Innovationen und sind somit ein Risiko für unsere Ernährungssicherheit“, sagt Christoph Then von Keine Patente auf Saatgut.

Im vergangenen Jahr hat Agrarchemie-Konzern Monsanto vor Gericht einen wichtigen Sieg auf dem Weg zur totalen Dominanz des Saatgut-Marktes errungen. Der Oberste Gerichtshof der USA entschied einstimmig, dass ein Farmer aus dem Bundesstaat Indiana gegen ein vom Konzern geführtes Patent verstoßen hat.

Die betroffene Sojabohnen-Sorte hat in den USA einen Marktanteil von mehr als 90 Prozent am gesamten Soja-Anbau. Der Farmer hatte bei einem kleinen Getreidesilo Sojabohnen für die Aussaat gekauft, welche von anderen Bauern geliefert wurden. Dabei handelte es sich um einen Mix aus verschiedenen Sorten. Ein Teil dieses Saatgutes stammte von Monsanto. Dieses Saatgut aus zweiter Generation kaufte der Farmer und vermehrte es anschließend auf konventionelle Art weiter.

Das Gericht sieht darin einen Verstoß gegen den Vertrag, den alle Bauern unterschreiben, die Monsanto-Saatgut kaufen. Dieser verbietet die Aufbewahrung von Samen der daraus erwachsenen Soja. Die Bauern müssen also jedes Jahr neues Saatgut von Monsanto kaufen. Auch der Beklagte kaufte regelmäßig diese Sorten. Sein Handeln verstieß damit gegen den Patentvertrag, stellte das Oberste Gericht nun endgültig fest. Nun muss er dem Saatgut-Hersteller eine Entschädigungszahlung in Höhe von 85.000 Dollar zahlen (mehr hier).

Dieselbe Gefahr gilt auch Bauern, auf deren Nachbarfelder Gentechnik-Pflanzen angebaut werden. Die Pollen können sich vermischen – und der Bauer läuft Gefahr, mit der Aufzucht gegen das Patent zu verstoßen und hohe Strafzahlungen leisten zu müssen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Zinssenkung: Drückt Fed-Chef Powell den Notrufknopf?
21.04.2025

Das Risiko, dass im Finanzsystem etwas ausbrennt, wächst zunehmend. Sollte dies eintreten, könnte die US-Notenbank gezwungen sein, eine...

DWN
Panorama
Panorama Vererbter Reichtum: Der jüngste Milliardär der Welt ist ein 19-jähriger Deutscher
21.04.2025

In der Regel dauert es viele Jahre, oft Jahrzehnte, bis Menschen ein Milliardenvermögen aufbauen – meist durch harte Arbeit,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Personalbeschaffung: So erkennen Sie Lügen im Vorstellungsgespräch
21.04.2025

Fast jeder vierte Bewerber schummelt im Lebenslauf oder beim Vorstellungsgespräch – die Dunkelziffer könnte noch höher sein....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU investiert Milliarden in eigene KI-Gigafabriken: Brüssel will Abhängigkeit von US-Datenmonopolen beenden
21.04.2025

Die Europäische Kommission plant eine industriepolitische Offensive von historischer Dimension: Mit bis zu 20 Milliarden Euro sollen...

DWN
Politik
Politik Tech-Milliardäre planen libertäre Parallelstadt – und haben Grönland im Visier
21.04.2025

US-Tech-Milliardäre planen eine eigene Stadt – mit Grönland als möglichem Standort. Hinter dem Projekt stehen Namen wie Peter Thiel...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lohntransparenz: geheimes Gehalt - das letzte große Tabu?
21.04.2025

Ein dänischer Berater teilt sein Gehalt auf LinkedIn – und löst eine Welle an Reaktionen aus. Warum bleibt das Thema Gehalt in Europa...

DWN
Panorama
Panorama Die bestbezahlten Bank-CEOs in Europa: Auf der Liste steht ein Deutscher
21.04.2025

Im Jahr 2024 war Sergio Ermotti, CEO von UBS, der bestbezahlte Bank-CEO Europas mit einem Gesamteinkommen von 15,6 Millionen Euro. Auf der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ukraine-Krieg: Frieden zwischen Ukraine und Russland kann neue Aktienrallye in Europa auslösen
20.04.2025

Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas leidet in besonderem Maße unter den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs. Hohe...