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Dollar-Wetten: Libyen verklagt Goldman Sachs

Libyen zieht gegen Goldman Sachs vor Gericht. Das Land wirft der US-Investmentbank vor, mit hochspekulativen Wetten Milliardenschäden beim Staatsfonds LIA verursacht zu haben. Trotz der hohen Verluste genehmigten sich die Goldman-Banker noch einen Bonus von 350 Millionen Dollar.
05.09.2014 00:06
Lesezeit: 2 min

Der libysche Staatsfonds LIA verklagt die US-Investmentbank Goldman Sachs auf Entschädigung in Höhe von einer Milliarde Dollar. Libyen wirft der US-Bank vor, dem Staatsfonds mit hochspekulativen Finanzwetten einen Verlust von 1,8 Milliarden Dollar beschert zu haben. Zudem genehmigten sich die „Goldmänner“ auch noch einen Bonus von 350 Millionen Dollar für die schiefgelaufenen Geschäfte.

Im Jahr 2003 wurden UN-Sanktionen gegen Libyen aufgehoben, die es dem Land nun erlaubten, seine rund 60 Milliarden Dollar Erdöl-Profite gewinnbringend am internationalen Kapitalmarkt anzulegen. Der damalige Machthaber Muammar al-Gaddafi beauftragte seinen Sohn Saif al-Islam im Jahr 2006 damit, Dutzende Milliarden Dollar der Zentralbank über den libyschen Staatsfonds „Libyan Investment Authority“ (LIA) anzulegen. Die Schweizer Handelszeitung berichtet, dass Gaddafis Sohn daraufhin den libyschen Goldman-Sachs-Banker Tarek Ben Halim in London kontaktierte und ihn bat, Libyens Finanzmarkt zu modernisieren.

Daraus entwickelte sich eine Kooperation zwischen Goldman Sachs und Gaddafi. Zwei führende Goldman-Banker, Youssef Kabbaj und Driss Ben-Brahim, erhielten wenig später weitreichende Kontrolle über den libyschen Staatsfonds und investierten in der Folge rund 1,8 Milliarden Dollar in hochspekulative Finanzprodukte. Als die weltweite Finanzkrise im Jahr 2008 ausbrach, schrumpfte der Wert der Milliardenwette auf 25 Millionen Dollar zusammen. Der damalige Vize-Chef des Staatsfonds LIA, Mustafa Mohamed Zarti, habe „vor Wut gekocht“ und die beiden Banker rausgeworfen, wie der britische Telegraph berichtet. Die beiden Banker fürchteten sich so sehr vor den Konsequenzen ihrer Fehlspekulation, dass sie das Land fluchtartig verließen.

Goldman Sachs versuchte bis zuletzt eine außergerichtliche Einigung mit dem libyschen Staatsfonds zu erzielen. Zuletzt bot die Investmentbank dem Fonds Vorzugsaktien im Wert von 3,7 Milliarden Dollar an, wie der Telegraph berichtet. Um die Wogen zu glätten, erhoben Goldman-CEO Lloyd Blankfein und Europa-Chef Michael Sherwood die Angelegenheit sogar zur Chefsache. Doch die Libyer ließen sich auf keine Einigung ein und drängten weiterhin auf ein Gerichtsverfahren. Die Verhandlung soll im Oktober in London stattfinden.

In einem weiteren Gerichtsverfahren verklagt Libyen die französische Investmentbank Société Générale auf Schadenersatzzahlung in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar. Der libysche Staatsfonds LIA wirft dem Institut vor, jahrelang Bestechungsgelder in Millionenhöhe an enge Vertrauten von Gaddafis Sohn Saif al-Islam gezahlt zu haben. Die Société Générale sicherte sich durch die Bestechung der damaligen LIA-Chefetage Handelsaufträge, die den Fonds in den Jahren vor Gaddafis Sturz Hunderte Millionen Dollar kosteten. Die französische Bank bezeichnete die Anschuldigungen als „haltlos und ohne jegliche Substanz“, wie die Financial Times berichtet.

Die französische Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit auch gegen Ex-Präsident Nicolas Sarkozy und seiner Verbindung zu Libyens ehemaligem Machthaber Muammar al-Gaddafi. Dabei geht es um den Vorwurf, Gaddafi habe Sarkozys Wahlkampf im Jahr 2007 mit rund 50 Millionen Euro finanziert.

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