Finanzen

„Rettung“ wird teuer: Griechische Industrie-Produktion sackt drastisch ab

Die Bankenschließung in Griechenland hat die Auftragslage der Unternehmen massiv verschlechtert. Damit könnte die Zahl der faulen Kredite nach oben schnellen und somit die ohnehin angeschlagenen Banken beschädigen. Es stellt sich die Frage, ob die Kredite der Euro-Retter reichen werden, um die Situation zumindest zu stabilisieren.
03.08.2015 14:37
Lesezeit: 2 min
„Rettung“ wird teuer: Griechische Industrie-Produktion sackt drastisch ab
Der griechische Einkaufsmanager-Index fällt auf ein Rekordtief von 30,2 Zählern. (Grafik: Markit)

Nach den wochenlangen Bankenschließungen liegt die Industrie in Griechenland am Boden. Der am Montag vom Markit-Institut veröffentlichte Einkaufsmanager-Index fiel auf ein Rekordtief. Mit einem Wert von 30,2 Zählern ist der Wachstumsbereich oberhalb von 50 Punkten weit entfernt. Einen niedrigeren Stand haben die Forscher seit Beginn der Umfragen in dem Ägäis-Land 1999 noch nicht gemessen. Zudem sackten auch die Teil-Barometer für die Produktion und die Auftragseingänge jeweils auf Rekordtiefs ab.

Seit dem Regierungswechsel in Athen Anfang des Jahres hat sich die dortige Wirtschaftslage Experten zufolge massiv verschlechtert. Zuletzt kamen viele Unternehmen nur schwer an Geld, eine Pleitewelle wird befürchtet. Die Industrie Griechenlands stellt nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin allerdings nur 12,6 Prozent der Wirtschaftsleistung und damit weit weniger als der Tourismus, auf den ein Anteil von 16,4 Prozent entfällt.

Auch der vom griechischen Institut IOBE erhobene Stimmungsindikator gab deutlich nach. Der Index misst die Erwartungen in der Industrie, der Dienstleister, im Einzelhandel, am Bau sowie das Verbrauchervertrauen. Mit 81,3 Zählern für Juli wurde das niedrigste Niveau seit fast drei Jahren festgestellt.

Wegen der drohenden Staatspleite Griechenlands waren Börse und Banken Ende Juni geschlossen worden. Die Geldhäuser haben ihre Schalter seit dem 20. Juli wieder geöffnet. Transaktionen sind aber weiterhin nur eingeschränkt möglich. Am ersten Tag nach ihrer fünfwöchigen Zwangspause brach die griechische Börse am Montag so stark ein wie nie zuvor.

Die Frage, die sich nun stellt: Wie wirkt sich der Einbruch auf die Kredite aus? Bereits vor der Bankenschließung hatten die Banken Non-Performing Loans (NPL) von 40 Prozent zu verzeichnen. Diese Größenordnung dürfte nun noch um einiges steigen (dritte Grafik).

Damit geraten jedoch die maroden Banken unter Druck. Für ihre Rekapitalisierung planen die Euro-Retter mit etwa 25 Milliarden Euro. Dieses Geld soll im Rahmen der nächsten Kredit-Tranche von 86 Milliarden Euro fließen. Vor dem Hintergrund der desaströsen Zahlen ist es zweifelhaft, dass diese Summe auch nur ausreichen kann, um die wirtschaftliche Lage wenigstens zu stabilisieren. Vor der geplanten Trend-Umkehr scheint die griechische Wirtschaft ohnehin weiter entfernt denn je. Schon eine sehr pessimistische Citi-Prognose dürfte kaum zu halten sein (zweite Grafik).

Auch für die Sparer und Bondholder der griechischen Banken ist die Entwicklung gefährlich: Wenn die EU-Mittel nicht reichen, wird es zu einem Bail-In für die Bondholder und danach zu einem Schuldenschnitt für die Sparer kommen. Bis heute ist unklar, ob die griechischen Einlagensicherung überhaupt noch zahlungsfähig ist.

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