Politik

Russlands Intervention in Syrien: US-Verbündete bekommen kalte Füße

Saudi-Arabien ist wegen des Eingreifen Russlands im Nahen Osten nervös: Die Saudis fürchten, dass die Russen plötzlich als Regionalmacht die USA verdrängen könnten. Obwohl von Moskau umworben, konnten sich die Saudis noch nicht zu einem Schwenk durchringen.
01.10.2015 11:07
Lesezeit: 1 min

Der wichtigste US-Verbündete, Saudi-Arabien, ist hoch nervös wegen des russischen Eingreifens in Syrien: Das Land hat Russland aufgefordert, seine Luftangriffe in Syrien sofort zu stoppen. Die Regierung in Riad sei sehr besorgt über die jüngsten Militäreinsätze rund um die Städte Homs und Hama, sagte der saudiarabische Botschafter Abdalla Al-Muallimi am Mittwoch vor den Vereinten Nationen (UN) in New York. Die Angriffe hätten Regionen getroffen, in denen die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) gar nicht präsent sei. Der Diplomat sagte dem saudischen Staatsfernsehen zufolge weiter, bei den Einsätzen seien zahlreiche unschuldige Menschen ums Leben gekommen. "Wir fordern, dass sie eingestellt und nicht wieder aufgenommen werden."

Belege für seine Behauptungen legte der Diplomat nicht vor. Die Nato hatte bereits am Mittwochabend versucht, westliche Medien zu instrumentalisieren und die Russen zu diskreditieren. Belege konnte auch die Nato nicht vorlegen. Die Russen veröffentlichten dagegen ein Video, das die Angriffe gegen den IS dokumentieren soll. Auch hier ist nicht festzustellen, ob die Bilder die Realität wie behauptet abbilden.

Der sicherste Beleg bisher für die Korrektheit der russischen Angaben ist die Haltung Israels: Jerusalem wird von Moskau auf dem Laufenden gehalten. Es ist sehr auffällig, dass die israelischen Medien über den Syrien-Luftschlag nur kleine Berichte bringen. Dominiert wird die Diskussion von der Ankündigung des Palästinenser-Führer Abbas, die Oslo-Vereinbarung aufzukündigen.

Die Saudis lavieren seit einiger Zeit: Sie wollen die Amerikaner nicht als Verbündete verlieren, weil die USA als stärkste Wirtschaftsmacht immer noch nützlicher erscheint als Russland. Aber Russlands Präsident Putin hat den Saudis in den vergangenen Monaten unverhohlene Avancen gemacht. In der Rohstoff-Krise könnten sich die Interessen von Moskau und Riad decken: Beide Länder sind von hohem Maß vom Export von Erdöl abhängig und könnten daher über kurz oder lang zu einem Zweckbündnis zusammengehen.

Die Saudis haben noch ein anderes Interesse: Sie führen, unterstützt von den USA, einen völkerrechtswidrigen Krieg gegen den Jemen. Dies wurde den Saudis diese Wochen von den UN bescheinigt. Sie fürchten, dass die geplante Neuordnung des Nahen Ostens durch Russland dazu führen könnte, dass sie sich aus dem Jemen zurückziehen müssen.

China, das sich in Syrien der Allianz Russlands angeschlossen hat, forderte am Donnerstag eine politische Lösung der Syrien-Krise.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump Zölle gegen EU-Handelsbarrieren richtig: EU drohe sonst Öko-Sozialismus
11.04.2025

Mit provokanten Aussagen zu Trumps Zöllen überrascht Václav Klaus (83), Ex-Präsident der Tschechischen Republik und prominenter...

DWN
Politik
Politik Treffen mit Putin dauert noch an - Gespräch mit US-Sondergesandten Witkoff noch ohne offizielle Ergebnisse
11.04.2025

Der US-Sondergesandte Steve Witkoff ist nach Russland gereist und in St. Petersburg gelandet. Treffen zwischen Russlands Präsident...

DWN
Politik
Politik Wehrpflicht kommt zurück nach Deutschland: Verteidigungsminister Pistorius sieht Einführung noch 2025
11.04.2025

Nach Bildung der neuen Regierung: Der geschäftsführende Verteidigungsminister Boris Pistorius will die Einführung des neuen...

DWN
Politik
Politik Russischer Angriff auf Nato-Staaten? Deutsche Sicherheitsexperten warnen vor Panikmache
11.04.2025

Ukraine-Krieg: Zahlreiche Sicherheitsexperten kritisieren Alarmismus und Aufrüstung wegen eines möglichen russischen Angriffskrieges auf...

DWN
Politik
Politik Sondertribunal Den Haag wegen Ukraine Krieg: Putin nicht vor Gericht - Keine Aburteilung in Abwesenheit
11.04.2025

Ein geplantes Sondertribunal zur Untersuchung mutmaßlicher Aggressionsverbrechen Russlands gegen die Ukraine wird den russischen...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Sekthersteller Rotkäppchen-Mumm: Vom ostdeutschen Sanierungsfall zum Marktführer
11.04.2025

Rotkäppchen-Mumm entwickelt sich wertmäßig bei Schaumwein und Wein deutlich über dem Marktniveau. Der Marktanteil ist mit 38 Prozent so...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der Rückgang des Dollars setzt sich fort – ein Grund zur Sorge
11.04.2025

Der US-Dollar, jahrzehntelang Symbol wirtschaftlicher Stabilität und globaler Dominanz, verliert zunehmend an Strahlkraft – und das...

DWN
Panorama
Panorama Neue Pandemie der Kurzsichtigen: Augenärzte sprechen von einer Pandemie der Myopie
11.04.2025

Warum Augenoptik ein Handwerk mit großer Zukunft ist: Um 2050 wird Prognosen zufolge die halbe Menschheit kurzsichtig sein. Epidemiologen...