Politik

Flüchtlinge: IWF fordert Ausnahmen bei Mindestlohn

Lesezeit: 1 min
24.01.2016 23:56
Um Flüchtlinge zügig integrieren zu können, müssen sie schnellstmöglich eine Arbeit aufnehmen, so der IWF. Den Politikern in Europa empfiehlt der Fonds, die Hürden dafür abzubauen. Eine Möglichkeit: Die Regeln für den Mindestlohn sollen aufgeweicht werden.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Um die Integration von Flüchtlingen zu erleichtern, sollten die Europäer nach Auffassung des Internationalen Währungsfonds Ausnahmen von ihren Stabilitäts- und Mindestlohnregeln gewähren. Kurzfristig erwartet der IWF, dass der Zustrom die Wirtschaften der aufnehmenden Länder belebt. Auf längere Sicht hänge dies stark davon ab, ob Flüchtlinge integriert werden könnten.

Im Einzelfall könnte überlegt werden, EU-Ländern Abweichungen von vereinbarten Stabilitätszielen zu erlauben, lautet einer der Ratschläge in dem am Mittwoch veröffentlichten Sonderbericht. Dies sollte aber nur befristet gewährt werden. Auch eine vorübergehende und begrenzte Ausnahme für Flüchtlinge von nationalen Mindestlohnregeln könnte laut dem IWF hilfreich sein.

In seiner Einschätzung der wirtschaftlichen Auswirkungen bleibt der IWF zurückhaltend. Kurzfristig dürften die Ausgaben für den Zuzug so vieler Menschen aus Krisenländern zwar einen positiven Effekt auf die Wirtschaftsleistung der EU haben. Der IWF schätzt, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschland bis 2017 so um zusätzlich 0,3 Prozent wachsen könnte. In Deutschland seien die Kosten des Zuzugs am höchsten – der IWF geht von 0,35 Prozent des BIP in diesem Jahr aus.

Die langfristigen Folgen der Einwanderung bleiben unklar. Dies hängt laut IWF im Wesentlichen davon ab, ob, wie und wie schnell die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt gelinge. Im positiven Fall könnte die EU-Wirtschaftsleistung bis 2020 um 0,25 Prozent höher liegen als ohne die Flüchtlinge. Für Österreich, Schweden und Deutschland könnte diese Quote mit 0,5 bis 1,1 Prozent deutlich höher liegen. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf aber dürfte sinken, weil sich die Wirtschaftsleistung dann auf mehr Schultern verteile.

Bei der Integration sieht der IWF noch viele unbeantwortete Fragen. Entscheidend sei, dass die Flüchtlinge möglichst rasch eine Arbeit aufnehmen können. Der Politik in Europa empfiehlt der Fonds daher, die Hürden dafür abzubauen. „Wenn man insgesamt die Flexibilität des Arbeitsmarktes erhöhen würde, könnte das die Integration in die Arbeit erleichtern“, stellt der Fonds fest. So könnte man „gezielte und befristete“ Ausnahmen vom Mindestlohn gewähren. In Deutschland sollten die Flüchtlinge etwa wie Langzeitarbeitslose behandelt werden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kraftwerksexperte Manfred Haferburg: "Brownout ist ziemlich sicher zu erwarten”
28.12.2024

Gleich mehrere Dunkelflauten sorgten zum Jahresende 2024 für Rekordstrompreise an der Börse und Produktionsunterbrechungen in der...

DWN
Politik
Politik Estland lässt Unterseekabel Estlink 1 von Marine schützen
28.12.2024

In Estland und Finnland wurde die Weihnachtsruhe durch ein beschädigtes Unterseekabel in der Ostsee gestört. Die Regierung in Tallinn...

DWN
Politik
Politik Südkorea: Auch Interimspräsident Han des Amtes enthoben
28.12.2024

Nach Präsident Yoon Suk Yeol wird nun auch sein Vertreter Han Duck Soo durch eine Parlamentsabstimmung von seinen Aufgaben entbunden....

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnfinanzielle Lage Deutschland: 1 von 5 Deutschen können ihre Wohnkosten kaum decken
28.12.2024

Laut einer Umfrage der Direktbank ING Deutschland finden 26 Prozent der Befragten es „schwer“ oder „sehr schwer“ ihre Mieten zu...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands bedenkliches Ungleichgewicht: Insolvenzen steigen, Gründungen sinken
28.12.2024

Im November ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen etwas gesunken. Experten betrachten das Insolvenzgeschehen dennoch mit Sorge.

DWN
Politik
Politik Sabotage-Akte stoppen: Nato will Militärpräsenz in Ostsee verstärken
28.12.2024

Das baltische Meer wird mehr und mehr zum Hotspot zwischen Russland und dem Westen. Jetzt hat Nato-Chef Mark Rutte signalisiert, dass die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Raumsonde übersteht nahen Vorbeiflug an der Sonne
27.12.2024

"Die Sonnensonde hat nach Hause telefoniert!", schreibt die US-Raumfahrtbehörde Nasa aufgeregt. Das bedeutet: Der Hitzeschild hat die...

DWN
Politik
Politik Nato in der Krise: Wie sichern wir Frieden und Stabilität in Europa?
27.12.2024

Viele Deutsche sorgen sich angesichts der Lage in der Ukraine vor einer Ausweitung des Krieges. Der neue Nato-Generalsekretär hält dies...