Matthias Hoppe, Senior Vice President und Portfoliomanager der Franklin Diversified Fonds, liefert eine interessante Analyse über die Verschuldung der USA und ihre Folgen für die Weltwirtschaft:
Wenn Alexander Hamilton noch leben würde, wäre er wahrscheinlich bestürzt, welch enorme Schuldenlast sein Land in den Jahren seit seinem Tod aufgehäuft hat.
Was im Jahr 1789 mit lediglich 19.608,81 Dollar begann (ein Kredit, den Hamilton selbst als erster US-Finanzminister aufnahm), ist inzwischen auf monumentale 19 Billionen Dollar angewachsen; ausgeschrieben bedeutet das 19.000.000.000.000 Dollar – 58.000 Dollar für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in den USA.
„Staatsverschuldung wird für uns, wenn sie nicht exzessiv ist, ein nationaler Segen sein.“
Alexander Hamilton (1755–1804), Gründungsvater und erster Finanzminister der USA, zitiert in „Our History“, einer Publikation des US-Finanzministeriums.
Ein Bild kann vielleicht dabei helfen, besser zu verstehen, wie riesig diese Last ist: Wenn man 19 Billionen Dollar sauber in 1-Dollar-Scheinen aufeinander legen würde, würde sich ein Stapel mit einer Höhe von 2.075.175 Kilometern ergeben – sechsmal die Entfernung von der Erde zum Mond.
Und wenn Hamilton diese Entwicklung noch nicht schrecklich genug finden würde, gehen Ökonomen oft noch weiter und führen sein obiges Zitat als Rechtfertigung für die Schuldenschwemme von heute an (wobei sie anscheinend die Einschränkung „nicht exzessiv“ bewusst außer Acht lassen).
US-Verschuldung ist auf neuem Höhepunkt
Das Verhältnis der Schulden außerhalb des US-Finanzsektors (also von Haushalten, Unternehmen sowie Regierungen auf Bundes- und Bundesstaatenebene) zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA ist 2015 auf den Rekordwert von 248 Prozent gestiegen, nach dem vorigen Rekord von 245 Prozent im Jahr 2009. Die Gesamtschulden einschließlich des Finanzsektors nahmen im vergangenen Jahr um rund 2 Billionen Dollar zu und damit 1,4 Billionen Dollar stärker als das nominale BIP.
Damit stand das Verhältnis von Gesamtschulden zu BIP Ende 2015 bei 370 Prozent und somit deutlich über dem Niveau von 250–300 Prozent, ab dem Wirtschaftsforscher üblicherweise davon ausgehen, dass Schulden die Produktivität nicht mehr erhöhen, sondern drücken.
Ebenfalls bedenklich: Wie der Ökonom Van R. Hoisington vor kurzem schrieb, waren in den 45 Jahren bis zum Jahr 2000 ungefähr 1,70 Dollar an Schulden erforderlich, um in den USA 1 Dollar an BIP zu generieren. Seit dem neuen Jahrtausend aber wurden für 1 Dollar BIP durchschnittlich 3,30 Dollar Schulden gebraucht. Diese Zunahme zeigt: Amerikanische Bürger (und Unternehmen) machen in ihren kollektiven Bilanzen zwar weiterhin fast alles zu Schulden, was sich irgendwie dafür eignet, doch die Rendite jedes geliehenen Dollars nimmt rapide ab.
Ohne Frage ist diese enorme Last – mit der sowohl die USA als auch die Industrieländer weltweit zu tun haben – ein erhebliches Problem. Schulden haben nicht nur einen Einfluss auf die BIP-Entwicklung, sondern auch auf die Fundamentaldaten von Unternehmen. Ich gehe davon aus, dass dieser Belastungsfaktor bestehen bleiben wird.
Zur Erinnerung: Schulden bedeuten gewissermaßen eine Vorziehung zukünftiger Ausgaben. Was also ist für die Ausgaben der Zukunft zu erwarten?
Riskante Anlagen sollte wegen schwächelnder US-Konjunktur vermieden werden
Das wichtigste Ergebnis meiner Analysen (und auch meines Instinktes) lautet, dass die Aussichten für das Wachstum in den USA nicht unbedingt rosig sind. Zu der Belastung durch Verschuldung/schlechtere Fundamentaldaten kommen weitere wenig ermutigende Faktoren hinzu. Aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass Anleger ihre Portfolios entsprechend positionieren sollten.
Alle Anlagen sind mit Risiken behaftet, einschließlich des möglichen Verlusts des angelegten Kapitals. Der Wert von Anlagen kann fallen oder steigen, und Anleger erhalten möglicherweise nicht den vollen Anlagebetrag zurück. Aktienkurse schwanken mitunter rasch und heftig. Das kann an Faktoren liegen, die einzelne Unternehmen, Branchen oder Sektoren betreffen, oder an den allgemeinen Marktbedingungen.
Unsere Strategie bei Aktien war zuletzt weitgehend defensiv. Wir haben mit Taktiken gearbeitet, die eine Erhöhung der Gesamtrendite für den Fall versprachen, dass die Märkte stark nachgeben; gleichzeitig haben wir an Beta-Positionen festgehalten, um bei einer Rally dabei zu sein. Beta ist eine Kennzahl für das Ausmaß der historischen Kursschwankungen eines Portfolios im Verhältnis zu den Schwankungen des Gesamtmarktes (oder eines passenden Marktindex). Der Markt (oder Index) bekommt einen Beta-Wert von 1,00. In einem Portfolio mit einem Beta von 1,20 sind die Kurse also um 12 Prozent gestiegen oder gefallen, wenn es am Gesamtmarkt eine Bewegung um 10 Prozent gegeben hat.Wir schlagen nicht vor, am US-amerikanischen, japanischen und europäischen Aktienmarkt von Bord zu gehen. Aus Vorsichtsgründen empfiehlt es sich aber, die Rettungsboote zu untersuchen und das Hauptsegel zu bergen.