40 Prozent der amerikanischen Maisernte fließen dank eines Mandats des US-Kongresses in die Produktion des Kraftstoffs Ethanol. Doch die steigenden Lebensmittelpreise erhöhen nun den Druck auf die Regierung, dieses Mandat auszusetzen. Nachdem die USA in diesem Jahr den heißesten Juli seit 117 Jahren hatten und die größte Dürre seit einem halben Jahrhundert durchlebten, steigen die Lebensmittelpreise. Die Preise für Mais, Soja und Weizen sind seit Juni zwischen 30 und 50 Prozent gestiegen. Und da die USA fast die Hälfte des weltweiten Mais exportiert, ein Drittel der weltweiten Ernte von Sojabohnen unterhält und bis zu einem Fünftel des weltweiten Weizens produziert, haben die derzeitigen Veränderungen einen erheblichen Einfluss auf den globalen Agrarmarkt.
Aus diesem Grund hat die UNO nun einen sofortigen Stopp der staatlich verordneten US-Ethanol-Produktion gefordert. Damit erhöht sich der Druck auf die amerikanische Regierung, denn auch Viehzüchter, Milchproduzenten, aber auch Abgeordnete hatten bereits Alarm geschlagen. José Graziano da Silva, Direktor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO schrieb in einem Kommentar der FT, dass eine vorübergehende Reduzierung dieser Quote „dem Markt eine Atempause verschaffen und es ermöglichen würde, mehr Getreide als Nahrung und Tierfutter zu nutzen“. Zwar gebe es noch keine Krise, doch die schwere Dürre in den USA mache die globalen Märkte „höchst anfällig" für weitere Erschütterungen. „Die Risiken sind hoch und die falschen Antworten auf die aktuelle Situation könnten“ eine Krise erst schaffen.
Aber einige Experten geben zu bedenken, dass eine solche Aussetzung geringere Auswirkungen auf die Nahrungsmittelpreise haben könnte, als erwartet. Selbst bei einem Stopp des Mandats würden die US-Raffinerien Milliarden Gallonen Ethanol brauchen, um ihre umweltbezogenen Spezifikationen von Kraftstoffen zu erreichen. Zudem ist Ethanol derzeit ein riesiger Bestandteil der weltweiten Energieversorgung und die Aussetzung des Mandats könnte den Ölpreis anheben. Der US-Landwirtschaftsminister, Tom Vilsack, argumentiert, dass die US-Biokraftstoff-Industrie die Benzinpreise gesenkt und Arbeitsplätze geschaffen habe. Darüber hinaus, so Vilsack, hätten die gestiegenen Preise die Ethanol-Produktion bereits eingedämmt. Durch eine Aussetzung des Mandats könne nicht das erreicht werden, „wovon einige Leute glauben, dass es passieren würde“, sagte er in einem Interview mit der FT.