Wirtschaft

Das neue Magazin ist da: Das können wir gut - wo Deutschland in Zeiten von KI, Transformation und Globalisierung überzeugt

Was kann Deutschland gut? Diese Frage mag auf den ersten Blick einfach erscheinen, fast schon trivial. Doch in einer Zeit, in der das Land von Selbstzweifeln, Krisendiagnosen und Defizitdiskussionen durchdrungen ist, erhält sie eine neue Tiefe – und vor allem eine neue Dringlichkeit. Was können wir eigentlich wirklich gut in unserem Land? Klar ist: Wer sich immer nur auf seine Schwächen konzentriert, verliert irgendwann das Gespür für seine Stärken.
15.06.2025 11:00
Aktualisiert: 01.01.2030 11:20
Lesezeit: 3 min
Das neue Magazin ist da: Das können wir gut - wo Deutschland in Zeiten von KI, Transformation und Globalisierung überzeugt
Ingenieurskunst, Industrie, Innovationen - Deutschlands Erfolgsmodell ist längst nicht am Ende (Foto: ChatGPT).

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

dieses Juni-Magazin widmet sich einem Land, das mehr kann, als es sich selbst oft zutraut. Es geht nicht um die Mängel, sondern um die Möglichkeiten, die Deutschland noch immer auszeichnen – manchmal leise, oft übersehen. Was Deutschland gut kann, ist weder eine nostalgische Rückschau auf vergangene Industriekraft noch ein blinder Optimismus gegenüber zukünftiger Technologie. Es ist vielmehr die Fähigkeit, Qualität und Fortschritt nicht nur als ökonomische Aufgabe zu begreifen. Es ist das Selbstverständnis, nicht nur auf radikalen Wandel zu setzen, sondern auf langfristige Substanz und nachhaltige Wirkung.

Ingenieurskunst und „Hidden Champions“

In der deutschen Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur spiegelt sich genau das wider. Da ist zum einen die technologische Kompetenz, die tief in der industriellen DNA des Landes verwurzelt ist. Inmitten globaler Unsicherheiten zeigt sich gerade im Mittelstand eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit. Es sind die „Hidden Champions“, die oft fernab der Metropolen Weltmarktführer geworden sind, ohne Lautstärke, aber mit Substanz. Ihr Erfolgsmodell basiert nicht auf kurzfristigen Hypes, sondern auf Ingenieurskunst, Qualitätsversprechen und jahrzehntelanger Kundentreue.

Diese technische Exzellenz wird ergänzt durch ein besonderes Bildungssystem, das praktische Erfahrung mit theoretischem Wissen verbindet: die duale Ausbildung. In ihr lebt das Prinzip weiter, dass Wertschöpfung nicht erst im Büro beginnt, sondern oft in der Werkstatt. Deutschland hat mit diesem Modell etwas geschaffen, das gleichermaßen wirtschaftlich wie gesellschaftlich trägt. Ein System, das anderen Ländern als Vorbild dient – und das wir im eigenen Land endlich wieder stärker wertschätzen sollten.

Einfach mal machen

Doch all diese Potenziale geraten unter Druck, wenn das Umfeld nicht stimmt. Wenn Regulierungen Innovationen verhindern, wenn Bürokratie die Kreativität lähmt, wenn Prozesse so komplex werden, dass sie nicht mehr durchdrungen, sondern nur noch ertragen werden. Auch das gehört zur Realität: Der Anspruch, alles rechtssicher, nachvollziehbar und gleich zu machen, hat vielerorts in Deutschland die Fähigkeit verdrängt, Dinge einfach, schnell und mutig zu gestalten. Manchmal braucht es mehr Raum für innovative und wegweisende Entscheidungen.

Dabei – und das könnte möglicherweise etwas überraschend sein – liegt gerade im deutschen Rechts- und Verwaltungsverständnis ein enormer Standortvorteil. Verlässlichkeit, Planbarkeit und Rechtssicherheit sind Werte, die international hoch geschätzt werden. Unternehmen, die langfristig denken und investieren, wählen oft genau aus diesem Grund Deutschland als ihren Standort aus. Zudem, das darf bei all den negativen Nachrichten über die deutsche Wirtschaft nicht vergessen werden, ist Deutschland weiterhin die drittstärkste Volkswirtschaft auf diesem Planeten – nach den USA und China. Mit 80 Millionen Einwohnern schafft es Deutschland, mit den USA (340 Millionen Einwohner) und China (1,4 Milliarden Einwohner) im Wettbewerb zu bleiben.

Die Basis dieses Erfolgs liegt auch im Wissenschafts- und Innovationssystem, das weltweit Maßstäbe setzt – und doch oft unter seinen Möglichkeiten bleibt. Denn zu viele gute Ideen scheitern nicht an ihrer Qualität, sondern an der Umsetzung. Der Transfer von Wissen in wirtschaftliche und gesellschaftliche Wirkung gelingt zu selten. Und doch gibt es sie: die Start-ups aus Forschungsinstituten, die mit neuen Technologien Produktionsprozesse revolutionieren. Die Hochschulen, die Unternehmertum nicht als Gegensatz zur Wissenschaft, sondern als deren konsequente Fortsetzung begreifen. Die Regionen, die durch gezielte Förderprogramme ein Innovationsklima schaffen, das Talente und Unternehmen anzieht, statt sie zu verlieren.

Deutschland ist nicht fertig

Deutschland könnte mehr solcher Orte bieten, wenn es gelingt, die rechtlichen, institutionellen und finanziellen Voraussetzungen zu schaffen. Wenn akademische Freiheit und ökonomische Freiheit nicht als Spannungsverhältnis, sondern als gemeinsame Verantwortung verstanden werden. Wenn Wissenschaft nicht nur analysiert, sondern auch gestaltet.

Und schließlich: Was Deutschland gut kann, ist nicht nur Technik und Organisation. Unternehmen brauchen mehr als Effizienz und Renditeziele. Sie brauchen eine Kultur der Verantwortung, der Transparenz, des Respekts. Und sie brauchen Führungskräfte, die zuhören, einbinden und erklären können. In einer Welt, in der Vertrauen zur knappen Ressource wird, kann Unternehmenskultur ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein – gerade im Vergleich mit den USA, die sich unter US-Präsident Donald Trump immer mehr zu einem wissenschaftsfeindlichen Land entwickeln. „Das kann Deutschland gut“ – das ist kein leerer Slogan, sondern eine Einladung zur Selbstvergewisserung. Eine Erinnerung daran, was dieses Land stark gemacht hat – und was es wieder stärker machen kann. Denn Deutschland ist nicht fertig. Es ist im Werden. Nicht in der Krise, sondern im Wandel. Und wer Wandel gestalten will, muss wissen, worauf er bauen kann.

Dieses Magazin will zeigen, dass es Grund gibt zur Zuversicht. Es will inspirieren, die Zukunft nicht als Bedrohung zu empfinden, sondern als Aufgabe. Denn das, was Deutschland gut kann, ist nicht Vergangenheit.

Wir wünschen viel Unterhaltung bei den folgenden Inhalten – und bleiben Sie zuversichtlich!

Ihr Markus Gentner

DWN-Chefredakteur

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mithilfe des GENIUS Act und grüner Energie ermöglichen wir ein neues, konformes, sicheres und umweltfreundliches digitales Vermögenserlebnis.

Sind Sie es leid, jeden Tag den Markt zu beobachten? Erfahrene Anleger nutzen die IOTA Miner-App, um jeden Tag ganz einfach ein passives...

avtor1
Markus Gentner

Zum Autor:

Markus Gentner ist seit 1. Januar 2024 Chefredakteur bei den Deutschen Wirtschaftsnachrichten. Zuvor war er zwölf Jahre lang für Deutschlands größtes Börsenportal finanzen.net tätig, unter anderem als Redaktionsleiter des Ratgeber-Bereichs sowie als Online-Redakteur in der News-Redaktion. Er arbeitete außerdem für das Deutsche Anlegerfernsehen (DAF), für die Tageszeitung Rheinpfalz und für die Burda-Tochter Stegenwaller, bei der er auch volontierte. Markus Gentner ist studierter Journalist und besitzt einen Master-Abschluss in Germanistik.

DWN
Finanzen
Finanzen Novo Nordisk-Aktie: Wie der Weltmarktführer ins Straucheln geriet
05.08.2025

Milliardenmarkt verspielt: Novo Nordisk-Aktie stürzt nach Kopien-Schock und Produktionspannen ab – und die Konkurrenz wittert ihre...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis vor neuem Höhenflug: Zinshoffnungen, Charttechnik und geopolitische Spannungen treiben das Edelmetall
05.08.2025

Der Goldpreis nähert sich erneut einem Rekordhoch – doch was steckt wirklich hinter der aktuellen Rally? Zwischen geopolitischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-USA Energiedeal: Realistisch oder 750 Milliarden Dollar Utopie?
05.08.2025

Mit dem beigelegten Zollstreit zwischen der EU und den USA geht auch ein Energieabkommen einher, das die EU verpflichtet, US-Energie im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritik an Zolldeal mit den USA: EU-Kommission rügt Klingbeil wegen öffentlicher Äußerungen
05.08.2025

Die EU-Kommission hat überraschend scharfe Kritik an Bundesfinanzminister Lars Klingbeil geäußert. Anlass sind dessen kritische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft DSV schluckt DB Schenker: Markt in Aufruhr
05.08.2025

Milliardendeal ohne Rücksicht: DSV übernimmt DB Schenker, wird weltgrößter Logistiker – und Konkurrenten wie Belegschaft fragen sich,...

DWN
Panorama
Panorama Digital erschöpft: Warum Freizeit kaum noch offline stattfindet
05.08.2025

Ob Restaurantbuchung, Streaming, Social Media oder News: Ein Großteil der Freizeit der Deutschen spielt sich mittlerweile online ab. Doch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wie KMU sich gegen die Folgen von Extremwetterereignissen wappnen können
05.08.2025

Starkregen, Hitzeperioden, Hagel oder Orkane – extreme Wetterlagen nehmen zu und treffen Unternehmen jeder Größe. Besonders kleine und...

DWN
Panorama
Panorama Letzte Hoffnung gegen den Müll: UN verhandeln über Plastikpakt
05.08.2025

Plastik ist überall: in der Luft, im Wasser, auf den höchsten Gipfeln und in den tiefsten Ozeangräben. Die weltweite Vermüllung hat...