Goldpreis aktuell: Rekordhoch zum Greifen nah
Der Goldpreis zeigt sich derzeit stark und notiert nur noch knapp unter seinem bisherigen Allzeithoch. Aktuell fehlen weniger als zwei Prozent bis zum Rekordstand von 3.432,90 US-Dollar je Feinunze. Am Dienstagmorgen lag der aktivste Future (Dezember) bei 3.422,70 Dollar.
Auslöser für die jüngste Stärke sind unter anderem Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung in den USA. Laut dem FedWatch-Tool der CME Group liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Senkung der Leitzinsen am 17. September inzwischen bei über 92 Prozent. Ein Hauptgrund sind die schwächer als erwarteten US-Arbeitsmarktdaten. Gleichzeitig heizt US-Präsident Donald Trump den Handelskonflikt mit Indien an: Wegen anhaltender Ölimporte aus Russland drohte er mit hohen Zöllen auf indische Waren – Neu-Delhi reagierte mit Widerstand. Solche Spannungen wirken sich regelmäßig positiv auf den Goldpreis aus, der als sicherer Hafen gilt.
Charttechnik zeigt weiteres Potenzial
Auch charttechnisch bleibt die Goldpreis-Entwicklung spannend. Experten sehen ein sogenanntes Dreiecksmuster im Chart, das typischerweise einen bevorstehenden Ausbruch signalisiert. Laut Analyst Jesse Colombo ähnelt die aktuelle Kursstruktur jener Phase im vergangenen Winter, die einen explosiven Anstieg um 900 Dollar zur Folge hatte. Sollte sich dieses Muster wiederholen, könnte ein Kursziel von 4.400 Dollar je Unze realistisch sein.
Zusätzliche Unterstützung erhalten diese Prognosen durch das Ausbrechen aus einer „Cup and Handle“-Formation im März 2024 – ein Muster, das seit 2011 heranreifte. In der technischen Analyse gilt diese Formation als starker Hinweis auf einen längerfristigen Aufwärtstrend. Colombo betont: "Historisch betrachtet dauerten Goldbullenmärkte oft zehn Jahre oder länger."
Fed-Zinswende und Inflationssorgen stärken den Goldpreis
Der Goldpreis steht weiterhin im Spannungsfeld geldpolitischer Erwartungen. Die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten zeigen lediglich 73.000 neue Stellen im Juli 2025, statt der prognostizierten 110.000. Zudem wurden für Mai und Juni 258.000 Stellen nach unten revidiert. Diese Zahlen lassen Zweifel an der Stärke der US-Konjunktur aufkommen.
Die Präsidentin der Federal Reserve Bank of San Francisco, Mary Daly, sieht den Zeitpunkt für eine Zinssenkung näher rücken. Laut ihr gebe es "zunehmende Anzeichen einer Abkühlung des US-Jobmarktes und das Ausbleiben von Anzeichen für eine durch Zölle verursachte Inflation". Das Fed-Watch-Tool beziffert die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung auf 88,1 Prozent. Das aktuelle Zinsband liegt bei 4,25 bis 4,50 Prozent – eine Absenkung würde den Dollar schwächen und den Goldpreis stützen.
Zunehmende Nachfrage nach dem Edelmetall
Neben den technischen und geldpolitischen Faktoren zeigt sich auch eine hohe physische Nachfrage nach dem Edelmetall. Seit Beginn der Corona-Pandemie verzeichnen Zentralbanken weltweit Rekordkäufe. Allein in den Jahren 2022, 2023 und 2024 wurden jeweils über 1.000 Tonnen Gold pro Jahr erworben – doppelt so viel wie zuvor. Diese Käufe dienen der Diversifikation von Währungsreserven und als Schutz gegen Inflation und geopolitische Risiken.
Die Citi Group schwenkt nun ebenfalls um. Während die US-Bank bisher mit einem schwächeren Goldpreis gerechnet hatte, korrigierte sie ihre Prognose nun auf eine Spanne von 3.300 bis 3.600 Dollar je Unze in den kommenden drei Monaten. Die Analysten schreiben: "Diese Angst hat sich in den vergangenen sechs Monaten wahrscheinlich noch verstärkt, da Präsident Trump das umfangreichste Zollprogramm seit einem Jahrhundert verfolgt."
Kapitalrotation: Gold als Alternative zum Aktienmarkt?
Ein weiterer Faktor für die Goldpreis-Entwicklung ist eine mögliche Kapitalrotation. Der Aktienmarkt wirkt zunehmend überbewertet. Der "Buffett-Indikator", das Verhältnis von Börsenwert zur Wirtschaftsleistung, liegt deutlich über dem historischen Durchschnitt. In der Vergangenheit folgten auf solche Phasen oft scharfe Korrekturen – eine Gelegenheit für Gold, als sicherer Hafen zu glänzen.
Die Dow-Gold-Ratio, also das Verhältnis zwischen Aktien und Gold, signalisiert laut Analysten eine Trendwende zugunsten des Edelmetalls. In solchen Marktphasen tendieren Anleger dazu, riskante Aktien zu verkaufen und sich in Gold zu flüchten.
Goldminen profitieren von Rekordmargen
Auch die Produzenten des Edelmetalls profitieren. Die Gewinnspannen für Goldminenbetreiber sind aktuell so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Bei durchschnittlichen Produktionskosten von etwa 1.533 Dollar je Unze und einem Goldpreis von über 3.300 Dollar ergibt sich ein seltener Spielraum für hohe Margen. Diese Entwicklung stärkt die Branche finanziell und macht Minenaktien attraktiv für Investoren.
Goldpreis-Explosion möglich
Viele Faktoren sprechen derzeit für weiter steigende Kurse. Neben geopolitischen Unsicherheiten und einer schwächelnden US-Konjunktur kommen strukturelle Aspekte wie die Ausweitung der US-Geldmenge hinzu – allein seit Ende 2023 um 1,36 Billionen Dollar. Eine solche Geldschwemme gilt als potenzieller Inflationstreiber, was das Edelmetall weiter stützen dürfte. Experten erwarten, dass der Goldpreis mittelfristig Richtung 4.000 Dollar steigen könnte. Sollte sich das Chartmuster bewahrheiten, halten einige Analysten sogar 4.400 Dollar je Unze für möglich. Zitat Colombo: "Das aktuelle Kursmuster erinnert frappierend an die Zeit vor dem letzten großen Sprung."