Finanzen

Goldpreis vor neuem Höhenflug: Zinshoffnungen, Charttechnik und geopolitische Spannungen treiben das Edelmetall

Der Goldpreis nähert sich erneut einem Rekordhoch – doch was steckt wirklich hinter der aktuellen Rally? Zwischen geopolitischen Spannungen, Zinshoffnungen und Chartformationen geraten Anleger in den Bann des Edelmetalls. Rohstoffexperten rechnen mit der nächsten Preisexplosion.
05.08.2025 17:05
Aktualisiert: 05.08.2025 17:05
Lesezeit: 3 min
Goldpreis vor neuem Höhenflug: Zinshoffnungen, Charttechnik und geopolitische Spannungen treiben das Edelmetall
Goldnuggets im Zangengriff: Der Goldpreis kommt seinem Allzeithoch immer näher (Foto: dpa) Foto: Liudmila Chernetska

Goldpreis aktuell: Rekordhoch zum Greifen nah

Der Goldpreis zeigt sich derzeit stark und notiert nur noch knapp unter seinem bisherigen Allzeithoch. Aktuell fehlen weniger als zwei Prozent bis zum Rekordstand von 3.432,90 US-Dollar je Feinunze. Am Dienstagmorgen lag der aktivste Future (Dezember) bei 3.422,70 Dollar.

Auslöser für die jüngste Stärke sind unter anderem Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung in den USA. Laut dem FedWatch-Tool der CME Group liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Senkung der Leitzinsen am 17. September inzwischen bei über 92 Prozent. Ein Hauptgrund sind die schwächer als erwarteten US-Arbeitsmarktdaten. Gleichzeitig heizt US-Präsident Donald Trump den Handelskonflikt mit Indien an: Wegen anhaltender Ölimporte aus Russland drohte er mit hohen Zöllen auf indische Waren – Neu-Delhi reagierte mit Widerstand. Solche Spannungen wirken sich regelmäßig positiv auf den Goldpreis aus, der als sicherer Hafen gilt.

Charttechnik zeigt weiteres Potenzial

Auch charttechnisch bleibt die Goldpreis-Entwicklung spannend. Experten sehen ein sogenanntes Dreiecksmuster im Chart, das typischerweise einen bevorstehenden Ausbruch signalisiert. Laut Analyst Jesse Colombo ähnelt die aktuelle Kursstruktur jener Phase im vergangenen Winter, die einen explosiven Anstieg um 900 Dollar zur Folge hatte. Sollte sich dieses Muster wiederholen, könnte ein Kursziel von 4.400 Dollar je Unze realistisch sein.

Zusätzliche Unterstützung erhalten diese Prognosen durch das Ausbrechen aus einer „Cup and Handle“-Formation im März 2024 – ein Muster, das seit 2011 heranreifte. In der technischen Analyse gilt diese Formation als starker Hinweis auf einen längerfristigen Aufwärtstrend. Colombo betont: "Historisch betrachtet dauerten Goldbullenmärkte oft zehn Jahre oder länger."

Fed-Zinswende und Inflationssorgen stärken den Goldpreis

Der Goldpreis steht weiterhin im Spannungsfeld geldpolitischer Erwartungen. Die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten zeigen lediglich 73.000 neue Stellen im Juli 2025, statt der prognostizierten 110.000. Zudem wurden für Mai und Juni 258.000 Stellen nach unten revidiert. Diese Zahlen lassen Zweifel an der Stärke der US-Konjunktur aufkommen.

Die Präsidentin der Federal Reserve Bank of San Francisco, Mary Daly, sieht den Zeitpunkt für eine Zinssenkung näher rücken. Laut ihr gebe es "zunehmende Anzeichen einer Abkühlung des US-Jobmarktes und das Ausbleiben von Anzeichen für eine durch Zölle verursachte Inflation". Das Fed-Watch-Tool beziffert die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung auf 88,1 Prozent. Das aktuelle Zinsband liegt bei 4,25 bis 4,50 Prozent – eine Absenkung würde den Dollar schwächen und den Goldpreis stützen.

Zunehmende Nachfrage nach dem Edelmetall

Neben den technischen und geldpolitischen Faktoren zeigt sich auch eine hohe physische Nachfrage nach dem Edelmetall. Seit Beginn der Corona-Pandemie verzeichnen Zentralbanken weltweit Rekordkäufe. Allein in den Jahren 2022, 2023 und 2024 wurden jeweils über 1.000 Tonnen Gold pro Jahr erworben – doppelt so viel wie zuvor. Diese Käufe dienen der Diversifikation von Währungsreserven und als Schutz gegen Inflation und geopolitische Risiken.

Die Citi Group schwenkt nun ebenfalls um. Während die US-Bank bisher mit einem schwächeren Goldpreis gerechnet hatte, korrigierte sie ihre Prognose nun auf eine Spanne von 3.300 bis 3.600 Dollar je Unze in den kommenden drei Monaten. Die Analysten schreiben: "Diese Angst hat sich in den vergangenen sechs Monaten wahrscheinlich noch verstärkt, da Präsident Trump das umfangreichste Zollprogramm seit einem Jahrhundert verfolgt."

Kapitalrotation: Gold als Alternative zum Aktienmarkt?

Ein weiterer Faktor für die Goldpreis-Entwicklung ist eine mögliche Kapitalrotation. Der Aktienmarkt wirkt zunehmend überbewertet. Der "Buffett-Indikator", das Verhältnis von Börsenwert zur Wirtschaftsleistung, liegt deutlich über dem historischen Durchschnitt. In der Vergangenheit folgten auf solche Phasen oft scharfe Korrekturen – eine Gelegenheit für Gold, als sicherer Hafen zu glänzen.

Die Dow-Gold-Ratio, also das Verhältnis zwischen Aktien und Gold, signalisiert laut Analysten eine Trendwende zugunsten des Edelmetalls. In solchen Marktphasen tendieren Anleger dazu, riskante Aktien zu verkaufen und sich in Gold zu flüchten.

Goldminen profitieren von Rekordmargen

Auch die Produzenten des Edelmetalls profitieren. Die Gewinnspannen für Goldminenbetreiber sind aktuell so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Bei durchschnittlichen Produktionskosten von etwa 1.533 Dollar je Unze und einem Goldpreis von über 3.300 Dollar ergibt sich ein seltener Spielraum für hohe Margen. Diese Entwicklung stärkt die Branche finanziell und macht Minenaktien attraktiv für Investoren.

Goldpreis-Explosion möglich

Viele Faktoren sprechen derzeit für weiter steigende Kurse. Neben geopolitischen Unsicherheiten und einer schwächelnden US-Konjunktur kommen strukturelle Aspekte wie die Ausweitung der US-Geldmenge hinzu – allein seit Ende 2023 um 1,36 Billionen Dollar. Eine solche Geldschwemme gilt als potenzieller Inflationstreiber, was das Edelmetall weiter stützen dürfte. Experten erwarten, dass der Goldpreis mittelfristig Richtung 4.000 Dollar steigen könnte. Sollte sich das Chartmuster bewahrheiten, halten einige Analysten sogar 4.400 Dollar je Unze für möglich. Zitat Colombo: "Das aktuelle Kursmuster erinnert frappierend an die Zeit vor dem letzten großen Sprung."

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mithilfe des GENIUS Act und grüner Energie ermöglichen wir ein neues, konformes, sicheres und umweltfreundliches digitales Vermögenserlebnis.

Sind Sie es leid, jeden Tag den Markt zu beobachten? Erfahrene Anleger nutzen die IOTA Miner-App, um jeden Tag ganz einfach ein passives...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Novo Nordisk-Aktie: Wie der Weltmarktführer ins Straucheln geriet
05.08.2025

Milliardenmarkt verspielt: Novo Nordisk-Aktie stürzt nach Kopien-Schock und Produktionspannen ab – und die Konkurrenz wittert ihre...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis vor neuem Höhenflug: Zinshoffnungen, Charttechnik und geopolitische Spannungen treiben das Edelmetall
05.08.2025

Der Goldpreis nähert sich erneut einem Rekordhoch – doch was steckt wirklich hinter der aktuellen Rally? Zwischen geopolitischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-USA Energiedeal: Realistisch oder 750 Milliarden Dollar Utopie?
05.08.2025

Mit dem beigelegten Zollstreit zwischen der EU und den USA geht auch ein Energieabkommen einher, das die EU verpflichtet, US-Energie im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritik an Zolldeal mit den USA: EU-Kommission rügt Klingbeil wegen öffentlicher Äußerungen
05.08.2025

Die EU-Kommission hat überraschend scharfe Kritik an Bundesfinanzminister Lars Klingbeil geäußert. Anlass sind dessen kritische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft DSV schluckt DB Schenker: Markt in Aufruhr
05.08.2025

Milliardendeal ohne Rücksicht: DSV übernimmt DB Schenker, wird weltgrößter Logistiker – und Konkurrenten wie Belegschaft fragen sich,...

DWN
Panorama
Panorama Digital erschöpft: Warum Freizeit kaum noch offline stattfindet
05.08.2025

Ob Restaurantbuchung, Streaming, Social Media oder News: Ein Großteil der Freizeit der Deutschen spielt sich mittlerweile online ab. Doch...

DWN
Panorama
Panorama Letzte Hoffnung gegen den Müll: UN verhandeln über Plastikpakt
05.08.2025

Plastik ist überall: in der Luft, im Wasser, auf den höchsten Gipfeln und in den tiefsten Ozeangräben. Die weltweite Vermüllung hat...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gerichtsurteil zu Stuttgart 21: Bahn bleibt auf Milliarden-Mehrkosten sitzen
05.08.2025

Ein herber Rückschlag für die Deutsche Bahn: Im Streit um die milliardenschweren Mehrkosten des Großprojekts Stuttgart 21 hat das...