Politik

OECD: US-Schuldenberg ist akute Gefahr für Weltwirtschaft

OECD-Chef Jose Angel Gurria warnte die Finanzminister des G20-Gipfels in Mexico davor, dass die Weltwirtschaft in eine Rezession rutschen könne, sollten die USA nicht endlich damit beginnen, ihren Schuldenberg abzubauen.
04.11.2012 23:26
Lesezeit: 2 min

Aktuell: SPD-Chef Gabriel fordert Gehaltserhöhung für Bundeskanzler

Angesichts des immensen Schuldenbergs der USA forderte OECD-Chef Angel Gurria die Finanzminister der G20 dazu auf, einen Appell an die US-amerikanische Regierung zu starten: Die USA müssten nach der Wahl des Präsidenten am Dienstag endlich eine Lösung finden, wie sie ihr Haushaltsloch stopfen können.  Die Finanzminister der  führenden Industrie- und Schwellenländer halten zurzeit in Mexico Stadt einen Gipfel ab und beraten über mögliche Auswege aus der europäischen Schuldenkrise und der angespannten Haushaltssituation in den USA. Gurria ist Spanier und zu einer gewissen Berühmtheit gelangt, als er vor kurzem sagte, Spanien habe ein Anrecht darauf, von der EZB gerettet zu werden - und zwar ohne Sparmaßnahmen (mehr dazu hier und hier).

Die USA sind da schon etwas autonomer - dafür sind die Probleme des Landes noch gewaltiger: Der neue Präsident muss sich im US-Kongress durchsetzen. Dieser muss einen neuen Plan zur Bekämpfung des Haushaltsdefizits noch bis Ende des Jahres beschließen. Ansonsten tritt eine automatische Schuldenbremse in Kraft, die einer Berechnung von CNBC zufolge die Ausgaben des Staates um 600 Milliarden Dollar kürzt und die Steuern drastisch erhöht. In den Vereinigten Staaten wird dieser Umstand als „fiscal cliff“ (Haushaltsklippe) bezeichnet. Sollte es dazu kommen, könnte die ohnehin schwache Wirtschaftsleistung in den USA in eine neue, tiefe Rezession stürzen und mithin das Weltwirtschaftswachstum gefährden. Wie man diesem Schreckensszenario entgehen kann, ist unklar.

Kontroverse Debatten zum Thema Haushaltsdefizit wurden im milliardenschweren US-Wahlkampf bisher nicht geführt (hier). Nun wird die Zeit knapp. Die Mehrheitsverhältnisse im Kongress machen dem amtierenden Präsidenten die Durchsetzung von Entscheidungen ohnehin schon schwer. Durch das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Präsident Barack Obama und seinem republikanischen Herausforderer Mitt Romney wird die Unsicherheit über den Ausgang aus diesem Dilemma noch verschärft. Auch der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble hat die USA dazu ermahnt, ihre Schulden abzubauen. Man könne nicht nur Europa für das schwache Wirtschaftswachstum verantwortlich machen (mehr hier).

Trotz seiner Mahnung an die Finanzminister der G20 ist sich der Chef der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Gurria nach Informationen von Reuters sicher, dass eine Lösung in Reichweite ist: „Ich glaube weiterhin, dass es dazu nicht kommen wird“. Zu der europäischen Schuldenkrise forderte Gurria Europa dazu auf, einem Hilfsantrag Spaniens für Finanzmittel aus dem ESM zuzustimmen. "Wenn Spanien sich dazu entschließt, sollten wir sehr starke Signale senden, dass wir dies begrüßen würden und das System darauf vorbereitet ist, ein Familienmitglied zu unterstützen“. Der spanische Premierminister Mariano Rajoy hat einen Hilfsantrag nicht ausgeschlossen, zögert aber mit der Antragstellung aus verhandlungstaktischen Gründen. Ein weiteres Thema auf dem G20-Gipfel ist die Umsetzung der Basel-III-Kriterien im internationalen Bankensektor, die im Wesentlichen eine Erhöhung der Eigenkapitalquote vorsieht. Europäische und amerikanische Vertreter geraten unter Druck angesichts ihrer zögerlichen Umsetzung der Kriterien.

Weitere Themen:

Trotz instabiler Wirtschaft: Lettland will den Euro einführen

Nach dem Hurrikan: Betrüger leiten Spenden für Opfer um

EU-Budget: Merkel attackiert Cameron und Hollande

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen XRP-Inhaber strömen zu ALL4 Mining, um mit dem Bitcoin-Mining zu beginnen und verdienen 9.777 US-Dollar pro Tag

Nach zwei Bärenmärkten und einem langwierigen Kampf mit der US-Börsenaufsicht SEC hat XRP endlich seinen Rekord von 2018...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Führungswechsel bei Novo Nordisk: Hoffnungsträger unter Druck
30.07.2025

Novo Nordisk stellt die Spitze neu auf – mit Mike Doustdar übernimmt ein Mann mit Konzernkenntnis, aber vor allem mit enormer...

DWN
Technologie
Technologie Solaranlage auf dem Dach: Warum viele Betreiber kein Geld sehen
30.07.2025

Strom erzeugen und dafür kassieren – das ist die Idee hinter privaten Solaranlagen. Doch wer heute in Deutschland einspeist, muss...

DWN
Politik
Politik Waren die EU-Zusagen von Ursula von der Leyen an Trump leere Versprechen?
30.07.2025

Die EU hat den USA unter Trump Investitionen und Energieimporte in Billionenhöhe versprochen. Doch in Brüssel wächst der Zweifel: Die...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Bahn, Solarstrom, KI: Was sich im August ändert
30.07.2025

Der August bringt spürbare Veränderungen – auf der Schiene, beim Strompreis, im Umgang mit KI. Für Millionen Menschen heißt das: neue...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Regenwetter drückt Umsätze – wie Gastronomen jetzt reagieren sollten
30.07.2025

Der Sommer 2025 hat vielen Gastronomen einen Strich durch die Rechnung gemacht: Statt voller Biergärten und spontaner Hotelbuchungen gab...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Adidas-Aktie: Keine Preiserhöhung wegen Zöllen außerhalb der USA
30.07.2025

Trotz wachsender Unsicherheit durch US-Zölle liefert Adidas starke Halbjahreszahlen – und verzichtet bewusst auf Preiserhöhungen...

DWN
Finanzen
Finanzen Verlockung Bitcoin-Kurs: Doch das Misstrauen wächst mit dem Hype
30.07.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsstrategie machen, institutionelle Anleger kaufen in Milliardenhöhe, und der Bitcoin-Kurs...

DWN
Technologie
Technologie GenAI: Wie Unternehmen generative KI sicher einführen können
30.07.2025

Generative Künstliche Intelligenz (GenAI) verspricht höhere Effizienz und geringere Kosten – doch eine unbedachte Einführung kann...