Ex-Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU) soll nach Angaben aus dem Bahn-Aufsichtsrat als Chef-Lobbyist in den Vorstand des Staatskonzerns einziehen. Pofalla solle für politische Kontakte in Berlin und vor allem in Brüssel zuständig werden, sagten mit der Personalie Vertraute am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Saarbrücker Zeitung berichtet, für Pofalla werde ein entsprechendes Ressort neu geschaffen. Er könnte bei der nächsten Aufsichtsratssitzung im März ernannt werden. Ein Bahn-Sprecher erklärte, das Unternehmen nehme grundsätzlich nicht zu Personalfragen Stellung.
Pofalla erhielt in der neuen Bundesregierung kein Ressort mehr. Es hieß, er wolle aussteigen, um mehr Zeit mit seiner Freundin verbringen zu können (mehr hier).
Daneben soll er nun die Deutsche Bahn auf Vordermann bringen.
Die Bahn hat seit dem Amtsantritt von Unternehmenschef Rüdiger Grube keinen Vorstand für Politik mehr. Grube wollte sich darum selbst kümmern. Vor allem lieferte sich das Unternehmen mit EU-Verkehrskommissar Siim Kallas Auseinandersetzungen. Kallas will die enge Verbindung zwischen staatlich subventioniertem Schienennetz und dem Konzern aufbrechen, um Diskriminierungen von Wettbewerbern besser verhindern zu können.
Hier soll nun Pofalla als neuer Cheflobbyist vermitteln. Entscheidender Vorteil Pofallas für die Schaffung dieses dringend notwendigen Jobs: Er hat einen glühenden Draht ins Kanzleramt.
Wie glänzend er ausländische Freunde in Schach halten kann, hat Pofalla als NSA-Versteher bei seiner Erklärung über das Wesen der Spionage bewiesen (siehe im Video ab 9:44 eine glänzende Analyse der unsinnigen Erklärungen Pofallas zur NSA von Maha Khamacher, aus einer Präsentation beim 30c3 des Chaos Computer Clubs).
Die neue Work-Life-Balance wird sich für Pofalla auch finanziell lohnen: Die Welt berichtet, dass Vorstände bei der Deutschen Bahn Jahresgehälter zwischen 1,3 und 1,8 Millionen Euro erhalten.
Die Deutsche Bahn hatte die Preise zuletzt Mitte Dezember 2013 angehoben.
Pofallas Lebenslauf nach eigenen Angaben:
Geboren am 15. Mai 1959 in Weeze, Kreis Kleve; evangelisch
Beruflicher Werdegang
1977 bis 1981 Studium der Sozialpädagogik an der Fachhochschule Düsseldorf
1981 Diplomsozialpädagoge
1981 bis 1987 Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Köln
1987 Erstes juristisches Staatsexamen
1988 bis 1991 Rechtsreferendar am Landgericht Kleve
1991 Zweites juristisches Staatsexamen
seit 1991
Rechtsanwalt
Politischer Werdegang
seit 1975 Mitglied der CDU
1979 bis 1992 Vorsitzender der CDU-Mehrheitsfraktion der Gemeinde Weeze
1986 bis 1992 Landesvorsitzender der Jungen Union Nordrhein-Westfalen
seit 1990 Mitglied des Deutschen Bundestages
1991 bis 2007 CDU-Kreisvorsitzender im Kreis Kleve
seit 2000 Bezirksvorsitzender der CDU-Niederrhein
2002 bis 2004 Justitiar der CDU/CSU-Fraktion
2004 bis 2005 stellv. Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag für den Aufgabenbereich Wirtschaft und Arbeit
2005 bis 2009 Generalsekretär der CDU Deutschlands
2009 bis 2013
Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesminister für besondere Aufgaben
Sonstiges Engagement
Mitglied beim Technischen Hilfswerk Geldern und bei der DLRG Weeze