ThyssenKrupp-Aktie aktuell kaum verändert: Quartalszahlen enttäuschen auf ganzer Linie
Die aktuellen Quartalszahlen haben die Euphorie bei den Aktionären von ThyssenKrupp abrupt beendet – ein dramatischer Kursrutsch von über 14,23 Prozent innerhalb einer Woche war die Folge. Was steckt hinter dem plötzlichen Einbruch der ThyssenKrupp-Aktie und wie sollten Anleger jetzt mit der ThyssenKrupp-Aktie umgehen?
Der Umsatz von ThyssenKrupp lag im zweiten Quartal bei 8,6 Milliarden Euro – ein Rückgang um 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Noch deutlicher zeigt sich die Schwäche beim bereinigten EBIT, das von 184 Millionen Euro auf nur noch 19 Millionen Euro einbrach. Gleichzeitig gingen die Auftragseingänge auf 8,1 Milliarden Euro zurück, nach 8,6 Milliarden Euro im Vorjahr. Die ThyssenKrupp-Aktie reagierte prompt: Sie rutschte deutlich unter die 50-Tage-Linie und markierte am Montag einen Tiefstand bei 8,20 Euro.
Besonders kritisch wird die Entwicklung im Stahlgeschäft gesehen. Sinkende Preise und eine schwache Nachfrage bei Werkstoffen sowie Autoteilen lasten schwer auf dem operativen Geschäft. Werthaltigkeitsprüfungen bei Steel Europe führten zu einer Belastung von rund 90 Millionen Euro. Das bereinigte EBIT für das erste Halbjahr lag bei 268 Millionen Euro – ein Rückgang gegenüber den 373 Millionen Euro des Vorjahres. Vor Steuern betrug das Ergebnis -239 Millionen Euro, verglichen mit +32 Millionen Euro im Vorjahr.
Lichtblick Marinesparte – IPO bringt neue Fantasie
Trotz der schwachen Gesamtentwicklung birgt ein Teilbereich Hoffnung: die Marinesparte. Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) konnte mit Großaufträgen punkten, was zu einem deutlichen Anstieg der Auftragseingänge um 24 Prozent im ersten Halbjahr führte. Die Sparte ist ein führender europäischer Anbieter für konventionell angetriebene U-Boote, Marineschiffe und maritime Elektronik. Die Auftragsbücher reichen bis in die 2040er Jahre.
Ein geplanter Börsengang von TKMS könnte schon bald erfolgen und birgt erhebliches Potenzial. Analysten vermuten, dass der Wert der Marinesparte allein die derzeitige Marktkapitalisierung von ThyssenKrupp decken könnte, die aktuell bei 5,16 Milliarden Euro liegt. Damit würde der Rest des Konzerns – inklusive des Stahlgeschäfts – von der Börse mit 0 Euro bewertet. Eine Einschätzung, die aufzeigt, wie sehr Anleger momentan das Vertrauen in das übrige Geschäftsmodell verloren haben.
ThyssenKrupp-Aktienkurs im freien Fall – charttechnische Lage angespannt
Charttechnisch bleibt die Lage der ThyssenKrupp-Aktie angespannt. Die wichtige Unterstützung bei rund 8 Euro konnte zunächst halten, kurzfristig kam es zu einer leichten Erholung auf 8,40 Euro. Doch der 200-Tage-Schnitt bei 5,29 Euro liegt weit entfernt, und der mittelfristige Trend bleibt abwärtsgerichtet. Der Relative-Stärke-Index (RSI) unter 25 signalisiert eine überverkaufte Situation – ein mögliches Signal für technische Gegenbewegungen.
Langfristig betrachtet zeigt die Historie allerdings ein düsteres Bild: Eine 1.000-Euro-Investition vor zehn Jahren hätte sich um 67,62 Prozent auf nur noch 323,78 Euro reduziert. Der aktuelle Kurswert am 16.05.2025 lag bei 8,29 Euro, gegenüber 25,61 Euro vor einem Jahrzehnt.
Wie sollten Anleger jetzt reagieren?
Anleger sollten sich der Risiken bewusst sein: Das Kerngeschäft von Thyssenkrupp steht weiter unter Druck. Zwar sorgen Portfolioverkäufe wie die Electrical-Steel-Sparte in Indien und eine Neubewertung des Aufzugsgeschäfts für positive Sondereffekte (rund 270 Millionen Euro bzw. 105 Millionen Euro), doch operativ bleibt die Lage fragil.
Wer sich für die ThyssenKrupp-Aktie interessiert, sollte auf klare charttechnische Signale achten. Ein nachhaltiger Anstieg über 9,40 Euro könnte neue Dynamik bringen. Aktuell bietet die Aktie eher Chancen für risikobereite Anleger, die auf eine erfolgreiche Transformation und einen wertsteigernden Marine-IPO setzen.
ThyssenKrupp-Aktie – Chance oder Risiko?
Die ThyssenKrupp-Aktie bleibt ein heißes Eisen an der Börse. Kurzfristig dominiert Unsicherheit, langfristig könnte jedoch der Turnaround gelingen – vor allem, wenn die Marinesparte erfolgreich an die Börse gebracht wird. Bis dahin bleibt der ThyssenKrupp-Aktienkurs volatil. Die Aktie ist kein Selbstläufer, aber ein spannender Kandidat für spekulative Investoren.