Finanzen

Euribor: Der nächste Banken-Skandal wegen Manipulationen

Lesezeit: 2 min
22.05.2014 02:05
Die EU wirft drei Großbanken vor, den Euribor-Zinssatz manipuliert zu haben. Damit steht der Finanz-Industrie der nächste große Skandal ins Haus. Auffällig: Bisher wurde trotz aller Skandale niemand bestraft. Offenbar wollen Regierungen und Banken gemeinsam so weitermachen wie bisher.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Nun ist es amtlich. Die EU-Kommission wirft drei Großbanken vor, den Euribor-Zinssatz manipuliert zu haben, berichtet die BBC. An der Manipulation sollen die amerikanische Bank JPMorgan, die britische HSBC und die französische Credit Agricole beteiligt gewesen sein.

Damit bestätigen sich die Vermutungen, dass nicht nur der Libor-Zinssatz, sondern eben auch sein Zwilling – der Euribor – manipuliert wurde. Nachdem der Libor-Skandal bereits aufgearbeitet worden ist, folgt nun der Euribor-Skandal. Dabei offenbart sich eine gewisse Arbeitsteilung. Die jetzt angeklagten Banken waren am Libor-Skandal nicht beteiligt. Die deutsche Finanzaufsichtsbehörde BaFin zeigt sich diesbezüglich beunruhigt, so die FAZ. Zur Aufdeckung des Betrugs hat sie offenbar wenig beigetragen. Allerdings könnte die Deutsche Bank auch in diesem Leitzins-Skandal verwickelt sein. Vielleicht hat man ja im Vorgriff auf drohende mögliche Strafzahlungen gerade noch rechtzeitig eine Kapitalerhöhung vollzogen.

Die USA haben zudem weiterhin Schweizer Banken wegen der Beihilfe zur Steuerhinterziehungen im Visier. Nach der UBS ist die Credit Suisse abgestraft worden. Neben einer saftigen Strafzahlung musste sich die Bank auch als schuldig der Beihilfe zur Steuerhinterziehung öffentlich bekennen (mehr hier). Zudem wird zum bisher üblichen Ablasshandel für kriminelles Geschäftsgebaren noch der moralische Makel öffentlich: „Name and shame“, heißt die Devise.

Weitere Schweizer Banken könnten bald folgen. Rund ein Dutzend Schweizer Banken drohen weiterhin drastische Strafen für ihre spezielle Form der Vermögensverwaltung von Vermögen amerikanischer Staatsbürger. Zuvor musste man bereits das Schweizer Bankgeheimnis auf Druck der US-Behörden opfern. Eine bemerkenswerte Dokumentation zu diesem Vorgang wurde vor kurzem auf 3SAT ausgestrahlt. Mit der Drohung des Entzugs der Banklizenz für den Finanzplatz USA wurden die Schweizer zum Schuldeingeständnis gezwungen. Ohne eine US-Präsenz  sind internationale Finanzgeschäfte nicht möglich.

Diese Drohung hat sich als wirksamer erwiesen als die hohlen Sprüche eines Peer Steinbrück, die Kavallerie in der Schweiz einreiten zu lassen. Dies gilt auch für sämtliche Steueroasen rund um den Globus. All diese Offshore-Finanzplätze können nur existieren, wenn sie in den USA und der EU Filialen unterhalten können. Dass man zu diesem drastischen Mittel bisher nicht gegriffen hat, lässt nur einen Schluss zu: Die USA und die EU-Mitgliedsländer - hier vor allem Großbritannien und Luxemburg - wollen weiterhin diese dunklen Geschäfte nicht verhindern. Der Einfluss der Finanzlobby auf die Politik und die Finanzaufsichtsbehörden ist zu groß, um ein Reinemachen und die Beseitigung von Geldwäsche und Steuerflucht zu verhindern.

Man will nur Gras über die aktuellen Skandale wachsen lassen, aber im Prinzip sitzen bis auf wenige Ausnahmen die gleichen Personen weiterhin in den Vorständen der Banken und ihre Helfershelfer auf den Handelsplattformen. Selbst der verurteilte Straftäter Kerviel konnte sich bisher dem Haftantritt entziehen, berichtet die FAZ. Auch Ulli Hoeneß, ein rechtskräftig verurteilte Steuerhinterzieher, befindet sich weiterhin auf freiem Fuß. Er versucht vielleicht sogar bereits sich aus gesundheitlichen Gründungen als nicht haftfähig vor dem Haftantritt krankschreiben zu lassen.

Silvio Berlusconi ebenfalls rechtskräftig verurteilter Steuerhinterzieher darf als Entertainer im Altenheim seine Strafe absitzen (hier). So macht sich die Justiz lächerlich. Man verschleppt Ermittlungen bis zum Zeitpunkt von Verjährungen. Man verhängt zu milde Strafen und schwächt sie nachträglich noch weiter ab. Man ermittelt nicht das gesamte Spektrum der Straftaten, sondern beschränkt sich auf wenige Tatbestände. So hätte es durchaus dem Gericht im Fall Hoeneß angestanden, die Verhandlung auszusetzen nachdem die Summen der hinterzogenen Steuern immer weiter nach oben schossen. Hinzu kam der Verdacht der illegalen Geldwäsche über mehre Konten in Deutschland und der Schweiz (hier). Statt all diese Sachverhalte gründlich zu ermitteln, wurde im Eilverfahren ein mildes Urteil gesprochen. So schont man die Täter und ruiniert das Ansehen der Justiz.

Nach Libor-, Euribor-, Goldpreismanipulation dürften noch zahlreiche weitere Leichen in den Kellern der Banken schlummern.

Werden wir hier härtere Strafen erleben?

Oder gilt das bewährte „Weiter so!“?


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...