Die Talfahrt auf dem Markt für Staatsanleihen setzt sich fort. Auch am Montag schmierten vor allem die Papiere aus dem Euro Raum der Messe drastisch ab. Besonders negativ aufgefallen sind dabei belgische und österreichische Schuldtitel. Hier haben die Investoren offenbar erkannt, dass sich trotz aller Bemühungen der Euro Rettung durch die EZB in den einzelnen Nationalstaaten noch gravierende Probleme verbergen.
Schwer getroffen wurden auch die deutschen Staatsanleihen. Die Bunds mit fünfjähriger Laufzeit verließen erstmals den Bereich der Negativzinsen und stiegen um 200 Prozent an. Auch die Niederlande müssen künftig wieder mehr für ihre Schulden bezahlen. Frankreich liegt mit einem Anstieg von knapp 22 Prozent dagegen fast schon in einem annehmbaren Bereich.
Die Lage in Griechenland wird von den Investoren offenbar weniger dramatisch eingeschätzt als von den Verhandlungsparteien. Entgegen dem Gesamttrend in der Eurozone sank die Rendite für zehnjährige griechische Schuldtitel auf 10,7 Prozent.
Natürlich ist zu bedenken, dass es sich um Bewegungen auf sehr niedrigem Niveau handelt. Dennoch ist der übergreifenden Trend bemerkenswert. Es zeigt sich dass die Anleger trotz aller Interventionen der EZB nicht bereit sind, für die Kreditvergabe an europäische Schuldenstaaten auch noch zu bezahlen. Das Mittel der Negativzinsen scheint sich nachhaltig schlecht für die Schuldenaufnahme der Euro Staaten auswirken.
Frankreichs Schulden liegen mit 2,055 Billionen Euro bei fast 96 Prozent am BIP. Doch nach den Maastricht-Kriterien sind nur 60 Prozent erlaubt. Die Regierung in Paris hatte Ende April alle Wachstumsprognosen kassiert und angekündigt, das Defizit erst ab 2018 unter den Grenzwert senken zu wollen. Die Finanzierung des Defizits läuft über die Begebung von Staatsanleihen.
Frankreich macht somit durchgehend neue Schulden, um die alten Schulden bedienen zu können. Die Schuldentragfähigkeit wird dadurch weiter gesenkt, weil das Land nicht mehr herauskommt aus der Schulden-Spirale. Paris könnte in den kommenden Jahren tiefe finanzielle Einschnitte bei der Sozialhilfe und in den öffentlichen Bildungs- und Gesundheitsbranchen vornehmen. Auch die Pensionskassen sind vor dem Zugriff des Staats nicht mehr sicher. Die Ökonomen Matthias Weik und Marc Friedrich sagen in einem Interview mit den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass Frankreich „langfristig gesehen, eine Staatspleite nicht abwenden“ könne. „Sie werden alles Erdenkliche durchführen, um am Status quo festzuhalten. Das heißt Enteignungen, Abgabenerhöhungen, Leistungen kürzen, restriktive Gesetze, Steuererhöhungen, Immobiliensteuer“, so die Ökonomen.