Der vom Abgasskandal erschütterte Volkswagen-Konzern hat Insidern zufolge wichtigen Gläubigern versprochen, für die Rückzahlung eines Überbrückungskredites notfalls auch Unternehmensteile zu verkaufen. VW sicherte sich in dieser Woche eine einjährige Kreditlinie über 20 Milliarden Euro, wie zwei mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Demnach ist der Konzern bereit, Unternehmensteile zu verkaufen oder an die Börse zu bringen, um die Rückzahlung zu sichern. Über konkrete Töchter sei aber nicht gesprochen worden, sagte einer der Insider. VW selbst lehnte eine Stellungnahme ab.
Die neue Kreditlinie wird nach den Reuters-Informationen von 13 Geldinstituten gewährt, von denen nur die UniCredit-Tochter HypoVereinsbank aus Deutschland kommt. Von den 20 Milliarden Euro nutzt VW im Moment die Hälfte, wie die Insider weiter berichteten. Die Banken hätten dem Konzern noch mehr Geld zur Verfügung gestellt, weil sie an der Finanzierung gut verdienten: Der Zinssatz liege bis zu 0,8 Prozentpunkte über dem Referenzsatz.
Im Moment beraten Investmentbanker VW bei der Frage, wie Gelder aufgebracht werden können. Den Insidern zufolge sind Entscheidungen aber nicht zu erwarten, so lange es keine Klarheit über die Belastungen gibt. So muss der Konzern wohl Millionen Fahrzeuge umbauen und Strafen zahlen.
Wie die Kenner weiter berichteten, ist unwahrscheinlich, dass VW Töchter wie Audi, Porsche oder die gerade entstehende Lkw-Sparte an die Börse bringt. Ganz oben auf der Liste stünden dagegen Teile von MAN – nämlich die, die nicht im Lkw-Bau aktiv sind. Der Bereich Power Engineering, der etwa Schiffstriebwerke oder Minikraftwerke anbietet, könnte zwischen vier und fünf Milliarden Euro wert sein. VW könnte den Informationen zufolge auch die Edelmarken Bentley oder Lamborghini sowie den Motorradanbieter Ducati verkaufen.
Bei der 20-Milliarden-Kreditlinie bleibt den Insidern zufolge die Deutsche Bank außen vor. Das Institut schrumpft gerade und will das Kapital schonen. Stattdessen stellten acht Institute je 1,825 Milliarden Euro: Neben der HVB sind das Citigroup, Barclays, Bank of Tokyo Mitsubishi, BNP Paribas, HSBC, Mizuho und Societe Generale. Je 1,08 Milliarden kämen von Goldman Sachs, Bank of America, Santander, BBVA und Credit Agricole. Die Institute waren entweder nicht erreichbar oder lehnten eine Stellungnahme ab.
Die Insider sagten, VW hoffe darauf, im Frühjahr an die Anleihenmärkte zurückzukehren, wenn sich die Krise etwas gelegt habe und die Renditeaufschläge gesunken seien. Dann soll der Überbrückungskredit mit neuen Anleihen abgelöst werden.
In den USA sind mittlerweile 500 Sammelklagen gegen den Konzern anhängig. Verklagt wurden sowohl VW, die Töchter Audi und Porsche sowie der Zulieferer Bosch. Zudem gibt es Klagen gegen US-Chef Michael Horn und ehemalige VW-Vorstandschef Martin Winterkorn.