Politik

Gegen Saudi-Arabien: Iran verbietet Pilger-Reisen nach Mekka

Der Iran hat für seine Bürger Pilger-Reisen nach Mekka verboten. Damit entgehen Saudi-Arabien signifikante Einnahmen. Teheran wirft Riad außerdem vor, eine Rakete auf die iranische Botschaft im Jemen abgefeuert zu haben – und will die saudische Aggression vor den UN-Sicherheitsrat bringen.
08.01.2016 01:36
Lesezeit: 1 min

Auf ihrer Internetseite kündigte die Regierung in Teheran an, dass die Einfuhr oder der Transit sämtlicher saudi-arabischer Waren in beziehungsweise durch den Iran untersagt sei. Die Regierung erließ außerdem ein Verbot für Pilgerreisen nach Mekka auf unbefristete Zeit. An der muslimischen Pilgerfahrt nehmen gewöhnlich hunderttausende iranische Gläubige teil. Damit entgehen den Saudis erhebliche Einnahmen. Die islamistische Theokratie schrammt wegen des niedrigen Ölpreises seit Monaten an der Staatspleite. Riad hat angekündigt, nun sogar mit dem Verkauf des Tafelsilbers beginnen zu wollen und kündigte den Börsengang des weltgrößten Ölkonzerns an.

Der iranische Vizeaußenminister Hussein Amir Abdullahian sagte, bei einem Angriff in Sanaa sei eine Rakete „in der Nähe unserer Botschaft eingeschlagen“ und habe „einen Sicherheitsmann schwer verletzt“.

„Wir werden den UN-Sicherheitsrat in wenigen Stunden über Einzelheiten des Angriffs informieren“, sagte Abdullahian laut der amtlichen iranischen Nachrichtenagentur Irna. Ein Außenamtssprecher hatte Riad zuvor vorgeworfen, das Botschaftsgebäude „absichtlich“ angegriffen zu haben und damit „gegen alle internationalen Konventionen zum Schutz diplomatischer Einrichtungen verstoßen“ zu haben. Die Islamische Republik Iran behalte sich das „Recht zur Verteidigung ihrer Belange“ vor. Das iranische Außenministerium kündigte an, den UN-Sicherheitsrat einzuschalten.

Die Saudis haben den Vorwurf zurückgewiesen. „Die Koalition hat im Bereich der iranischen Botschaft keine Operation ausgeführt“, erklärte das in Jemen operierende Militärbündnis am Donnerstag. Das Bündnis wird von Saudi-Arabien angeleitet und führt seit Monaten einen völkerrechtswidrigen Krieg gegen den Jemen.

Riad sagte, man könne nach einer Überprüfung der Vorwürfe versichern, dass „die Botschaft intakt“ sei, hieß es in der Erklärung, die von der saudi-arabischen Nachrichtenagentur SPA veröffentlicht wurde. Zugleich warnte die Militärallianz ausländische Botschaften davor, „Milizen Zuflucht zu gewähren“. Diese Aussage deutet darauf hin, dass an den iranischen Vorwürfen doch etwas dran sein dürfte.

Der aktuelle Konflikt zwischen den Regionalmächten Iran und Saudi-Arabien begann am Samstag mit der Massenhinrichtung von 47 Menschen in Saudi-Arabien, darunter der schiitische Geistliche Nimr Baker Al-Nimr. Aus Protest hatten aufgebrachte Menschen die saudi-arabische Botschaft in Teheran am Wochenende angegriffen. Riad reagierte darauf mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zum Iran.

Bahrain, Sudan und Dschibuti folgten dem Schritt. Vor dem Hintergrund der Krise brach nun auch Somalia seine diplomatischen Beziehungen zu Teheran ab. Das somalische Außenministerium erklärte, alle iranischen Diplomaten hätten 72 Stunden Zeit, um Somalia zu verlassen.

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