Finanzen

Bankenverband: Neuer Präsident wegen Panama-Papieren unter Druck

Am Montag wird der Sprecher der Hamburger Berenberg Bank das Präsidium des Bundesverbands deutscher Banken übernehmen. Der Amtsantritt wird von Berichten überschattet, wonach die Schweizer Tochter der Bank fragwürdige Konten in Panama unterhalten habe.
08.04.2016 02:29
Lesezeit: 1 min

Der Sprecher und persönlich haftende Gesellschafter der Privatbank Berenberg, Hans-Walter Peters, wird ab Montag dem Bundesverband deutscher Banken vorstehen. Die Personalentscheidung wird von Medienberichten begleitet, wonach die Bank in der Vergangenheit mehrere Konten für verschiedene Firmen in Panama angelegt habe – was prinzipiell keine illegale Handlung darstellt, wie die Neue Zürcher Zeitung schreibt.

Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) berichtet, dass Berenberg eng mit dem in die Schlagzeilen geratenen Dienstleister Mossack Fonseca zusammengearbeitet habe. Der NDR verweist als Grund für diese Behauptung auf die Tatsache, dass ein Sohn eines Mitbegründers der panamaischen Firma ein einjähriges Praktikum bei Berenberg absolviert habe. „Das Geldhaus wird in E-Mails an Kunden des panamaischen Unternehmens immer wieder als Referenzadresse genannt, wenn es darum geht schnell und effizient ein Konto für eine Briefkastenfirma zu eröffnen“, heißt es in dem Bericht des NDR.

Die Schweizer Tochtergesellschaft der Berenberg Bank soll mindesten 76 Konten für Offshorefirmen in Panama bereitgestellt haben. Zudem hätten „Töchter der Berenberg Bank mindestens 13 Briefkastenfirmen an Kunden weitervermittelt. Die Firmen arbeiten in der Regel mit Scheindirektoren, die den wahren Besitzer verschleiern. Mit solchen Firmen kann man legalen Geschäften nachgehen. Steuerfahnder sehen darin aber auch geeignete Konstrukte, um Steuern zu hinterziehen und Geld zu waschen“, so der NDR.

Unklar ist, inwieweit die Hamburger Zentrale von den Aktivitäten des Schweizer Ablegers wusste und ob diese überhaupt strafbar waren. Gegenüber dem NDR erklärte die Privatbank, dass es keine Hinweise darauf gebe, „dass die Berenberg Bank (Schweiz) AG oder andere Gesellschaften der Berenberg Gruppe Offshore-Gesellschaften selbst erworben und weitervermittelt haben.“ Selbstverständlich führen man aber Konten für Offshore-Gesellschaften – dies sei gängige und legale Praxis. Die Verantwortung für das „operative Geschäft der Berenberg Bank Zürich liege bei der Geschäftsleitung in der Schweiz.

Panama ist weltweit nur ein Schwerpunkt, an dem mutmaßlich Steuervermeidung oder Geldwäsche betrieben wird. Weniger bekannt ist beispielsweise, dass in den USA eine Reihe von "Steueroasen" wie beispielsweise die Bundesstaaten Nevada, Wyoming oder South Dakota existieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rohstoffdeal Ukraine steht kurz bevor: USA sichern sich Zugriff auf ukrainische Ressourcen
30.04.2025

Ein Durchbruch im Schatten des Krieges: Nach zähen Verhandlungen stehen die USA und die Ukraine offenbar kurz davor, ein weitreichendes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Fall Pirelli: Beginn einer europäischen Gegenoffensive gegen Chinas Wirtschaftsmacht?
30.04.2025

Der Entzug chinesischer Kontrolle bei Pirelli markiert einen Wendepunkt: Europa ringt um Souveränität – zwischen amerikanischem Druck...

DWN
Politik
Politik Wie Trump den grünen Wandel ausbremst – Chronik eines klimapolitischen Rückschritts
30.04.2025

Während Europa sich zunehmend in grüne Bürokratie verstrickt und Milliarden für Klima-Versprechen mobilisiert, marschiert der ehemalige...

DWN
Panorama
Panorama Inflationsrate sinkt auf 2,1 Prozent – Lebensmittelpreise steigen aber weiter
30.04.2025

Die Inflation in Deutschland geht leicht zurück – doch die Entlastung kommt nicht überall an. Während Energie günstiger wird, ziehen...

DWN
Technologie
Technologie Im Moment gewinnen wir gegen die künstliche Intelligenz – noch
30.04.2025

Im Wettrennen zwischen Mensch und Maschine scheint die Entscheidung längst gefallen: Algorithmen rechnen schneller, analysieren...

DWN
Politik
Politik 100 Tage Präsident: Trump gibt sich Bestnoten
30.04.2025

Donald Trump hat seine ersten einhundert Tage der neuen Amtszeit zum Triumphzug erklärt – mit scharfen Angriffen auf Joe Biden, Justiz,...

DWN
Immobilien
Immobilien BGH-Urteil zur Nichtabnahmeentschädigung: Rückforderung jetzt möglich!
30.04.2025

Der BGH hat entschieden: Wer nach geplatztem Immobilienkauf eine Nichtabnahmeentschädigung gezahlt hat, kann Geld zurückfordern – oft...

DWN
Politik
Politik Neue Biomüll-Verordnung ab Mai: Bis zu 2.500 Euro Strafe bei falscher Mülltrennung
30.04.2025

Ökologische Pflicht zur Mülltrennung: Ab dem 1. Mai 2025 tritt die neue Bioabfallverordnung (BioAbfV) in Deutschland in Kraft. Dann...