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Risiko für deutsche Exporteure steigt

Lesezeit: 2 min
21.04.2016 21:58
Die deutschen Exporte haben das Potential auch in diesem und kommenden Jahr weiter zulegen zu können. Allerdings nicht ohne Risiko: Die wichtigsten deutschen Handelspartner weisen mittlerweile steigende Pleitefälle auf. Neuwahlen, soziale Unruhen und mögliche Kapitalverkehrskontrollen könnten ebenfalls den positiven Entwicklungen entgegenwirken.

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Die gesunkenen Ölpreise und der Schwache Euro haben den deutschen Exporteuren zum Ende des vergangenen Jahres zu neuen Höhenflügen verholfen. Für 2015 erwartet der Außenhandelsverband BGA einen Anstieg der Ausfuhren um bis zu sechs Prozent auf einen Höchststand von 1091 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr waren die deutschen Exporte um 6,9 Prozent auf 595 Milliarden Euro gewachsen. Die Kreditversicherungsgesellschaft Euler Hermes hält eine anhaltend positive Entwicklung auch in diesem und kommenden Jahr für möglich. Allerdings steigen damit auch die Risiken für die deutschen Unternehmen.

„Der deutsche Export ist derzeit ein bisschen wie die Formel 1 – hohes Tempo und steigende Risiken, überraschende Überholmanöver und die Gefahr von unerwarteten Remplern aus dem toten Winkel“, sagt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Demnach werden sie Euler Hermes zufolge in den kommenden beiden Jahren sogar einen stärkeren Zuwachs bei den Exporten als China (+96 Mrd. USD) verbuchen. 2016/ 2017 winken demzufolge insgesamt zusätzliche Exporte in Höhe von 104 Milliarden Dollar.

Allerdings steigt mit dem guten Wachstum der deutschen Exporte auch das Risiko für die Unternehmen. Denn die Zahlungsbereitschaft lässt angesichts wirtschaftlicher Schwierigkeiten in etlichen Schwellenländern nach. In China beispielsweise könnten die Zahlungsausfälle ebenso zunehmen wie in Brasilien, Russland und Südafrika. Für 2016 rechnet Euler Hermes mit einem Zuwachs der Pleiten in China in Höhe von 20 Prozent. Ähnlich schlecht sieht es in Taiwan (+17 %), China (20 %) und Russland (+7 %) aus. „Bei drei der fünf wichtigsten Handelspartner der Deutschen steigen 2016 die Insolvenzen und damit die Risiken an“, sagt auch Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Euler Hermes Gruppe.

Die zunehmenden Pleiterisiken in vielen Schwellen- und Nachbarländern sollten die deutschen Unternehmen jedoch nicht dazu bringen, sich vermehrt aus dem Exportgeschäft zurückzuziehen, so Subran. Zu schnell würden andere ausländische Unternehmen trotz des hohen Risikos die Plätze der deutschen Unternehmen besetzen. Insgesamt werden die nachlassenden positiven Währungseffekte dazu führen, dass die Deutschland vor allem in der EU die Exporte deutlich anheben können wird. Außerhalb der Eurozone werden keine großen Sprünge erwartet. Den Experten zufolge werden die Ausfuhren nach Frankreich in diesem Jahr beispielsweise schneller wachsen als in die USA. Zu den eindeutigen Verlierern zählt Subran Griechenland, Russland und Brasilien.

Neben möglichen Zahlungsverzögerungen und –ausfällen bei einigen Handelspartnern bestehen aber weitere Risiken für die deutschen Unternehmen und letztlich auch für die Weltwirtschaft. Eine Welle von Kapitalverkehrskontrollen könnte beispielsweise die Schwellenländer erreichen. „Zudem halten politische Unsicherheiten durch Neuwahlen und drohende soziale Unruhen in zahlreichen Ländern wie beispielsweise Thailand, Brasilien oder auch in der Türkei 2016 die Politik und vor allem auch die Wirtschaft in Atem“, so Supran. In jüngster Nachbarschaft wären in diesem Zusammenhang die geplanten Neuwahlen in Spanien und das Referendum über einen möglichen Austritt Großbritanniens aus der EU in Juni zu nennen.

Mitte Februar warnte die britische Handelskammer vor den negativen Auswirkungen eines Breits für die deutsche Epxortwirtschaft. Die deutsch-britische Handelsbilanz bei Waren und Dienstleistungen betrug 2014 nach Angaben der Bundesbank 177 Milliarden Euro. Dabei lag der Überschuss eindeutig auf deutscher Seite: Die Bundesrepublik exportierte Waren im Wert von 91,9 Milliarden Euro nach Großbritannien und importierte Güter im Wert von 44,1 Milliarden Euro. „Das trifft die deutsche Automobilindustrie an allererster Stelle, dann die weiße Ware, sehr viele Finanzdienstleistungen, die Bankenwelt», sagte der Geschäftsführer der Britischen Handelskammer in Deutschland, Andreas Meyer-Schwickerath.

 


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