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Europas größtem Autobauer Volkswagen droht eine Revolte unzufriedener Aktionäre. Der britische Investor TCI, der für seine aktivistischen Kampagnen bekannt ist, erhob in einem Brief an Vorstand und Aufsichtsrat schwere Vorwürfe gegen die Führung des Wolfsburger Konzerns. Sie habe binnen sechs Jahren 400 Millionen Euro eingestrichen. "Das sind unternehmerische Auswüchse epischen Ausmaßes", heißt es in dem Reuters am Freitag vorliegenden Brief von TCI-Gründer und -Chef Chris Hohn. "Das Management ist für sein Scheitern belohnt worden." Das müsse sich dringend ändern. TCI hält nach eigenen Angaben zwei Prozent an der "VW/Porsche -Gruppe". Volkswagen wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern.
Hohn ist in Deutschland kein Unbekannter. 2005 hatte TCI den damaligen Chef der Deutschen Börse, Werner Seifert, zum Rücktritt getrieben, weil sich der Fonds gegen die Fusion mit der Londoner Börse LSE wehrte. Zeitweise hielt die 2004 von dem Fondsmanager Hohn gegründete TCI zehn Prozent an der Deutschen Börse.
Nun hat sich TCI VW als neues Ziel ausgesucht. Hohn fordert in dem Brief vor allem eine grundlegende Reform des Vergütungssystems bis zu dem für den Sommer geplanten Treffen mit Investoren. Auf einer Management-Präsentation in London sei "die Feindseligkeit großer institutioneller Investoren spürbar gewesen". Die Aktionäre hätten schwere Verluste erlitten. "Sie werden nicht auf ewig geduldig bleiben", schreibt Hohn. "Dieses Unternehmen hat eindeutig ein Problem mit der Führung."
Welchen Einfluss TCI aber tatsächlich geltend machen kann, ist offen. Einem Bericht der "Financial Times" zufolge hat TCI stimmrechtslose VW-Vorzugsaktien im Wert von 1,2 Milliarden Euro gekauft. Häufig verfolgen mehrere Hedgefonds - abgesprochen oder nicht - auch die selben Strategien. Die Stammaktien von VW sind aber zu 89 Prozent in Händen der von den Familien Piech und Porsche dominierten Porsche Automobil Holding (52,2 Prozent), des Landes Niedersachen (20 Prozent) und des Emirats Katar (17 Prozent). VW ist an der Börse 64 Milliarden Euro wert.
"Die Anzeichen für Missmanagement sind zahlreich", heißt es in dem Brief. TCI macht die hohen Managergehälter auch für den Dieselskandal mitverantwortlich. Sie hätten das Management zu einem aggressiven Verhalten ermutigt. Bei Volkswagen stünden die Gehälter für die Manager und die Löhne der Beschäftigten stets über den Interessen der Aktionäre. "Das ist keine Art und Weise, eines der größten Unternehmen der Welt zu führen, und es ist für die Minderheitsaktionäre nicht mehr hinnehmbar." Er frage sich auch, ob die Familien Porsche und Piech damit glücklich seien, dass sich das Management bereichere, während der Wert ihrer Aktien schrumpfe.
Das Vergütungssystem diene nicht seinem Zweck und sei für Außenstehende undurchsichtig, schreit TCI weiter. Die Manager erhielten nur dann keine Boni, wenn der operative Gewinn unter fünf Milliarden Euro liege - doch allein die Töchter Porsche, Audi und Scania garantierten für das Doppelte, so dass es auf die Marke Volkswagen selbst gar nicht ankomme.
TCI steht für "The Children's Investment Fund". In der Vergangenheit hatte der Fonds Teile seiner Gebühreneinnahmen für eine gleichnamige Stiftung zugunsten von Kindern in der Dritten Welt gespendet, die Hohns Ehefrau führte. Das Paar war aber 2014 geschieden worden.