Politik

Trotz Verlusten für die Sparer: Merkel stärkt Draghi den Rücken

Bundeskanzlerin Merkel steht in der Politik der niedrigen Zinsen hinter EZB-Chef Mario Draghi. Diese Politik könne erst beendet werden, wenn die Inflation wieder steigt. Dazu müssten die Euro-Staaten „Wachstumspotenziale freisetzen“. Auch Bundesbank-Chef Weidmann folgt im Kern der Argumentation Merkels.
12.05.2016 02:17
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat, so Reuters, Verständnis für den Kurs der niedrigen Zinsen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) geäußert. "Die Europäische Zentralbank hat als Aufgabe eben auch die Geldwertstabilität und dazu gehört eine bestimme Mindest-Inflationsrate", sagte Merkel am Mittwoch bei einer Rede vor dem Bundesverband Deutscher Stiftungen in Leipzig. Um von dem niedrigen Niveau wegzukommen, seien auch die Euro-Länder in der Pflicht. "Wir müssen - das gilt für Deutschland und das gilt für alle Mitgliedssaaten gerade auch im Euro-Raum - darauf achten, dass wir wieder Wachstumspotenziale freisetzen, damit die Inflationsrate ansteigen kann und dann auch die Möglichkeit besteht, wieder zu einem höheren Zinsniveau zurückzukehren."

Merkel sagte, die sehr niedrigen Zinsen seien eine Belastung für die Stiftungen. "Sie sind noch mehr von Spenden abhängig als das ohnehin schon der Fall ist."

Mehrere Politiker von CDU und CSU hatten zuletzt offen gefordert, die EZB-Politik stärker auf deutsche Interessen abzustellen (siehe Video). Ihren Befürchtungen zufolge drohen den Bundesbürgern schrumpfende Alterseinkommen und explodierende Immobilienpreise durch die EZB-Politik des billigen Geldes.

EZB-Präsident Mario Draghi hatte zuletzt erklärt, auch er sehe Gefahren durch die niedrigen Zinsen. Angesichts der wirtschaftlichen Situation und der unerwünscht niedrigen Inflation sei diese ultralockere Geldpolitik derzeit aber ohne Alternative.

Auch Bundesbank-Präsident Jens Weidmann unterstützt den Kurs Draghis - und folgt der Argumentation Merkels: So sei angesichts der niedrigen Inflationsrate im Währungsraum eine expansive Geldpolitik gerechtfertigt, sagte Weidmann am Mittwochabend auf einer Veranstaltung in Frankfurt. Über das Ende der niedrigen Zinsen äußerte sich Weidmann kryptisch: "Wir sollten die Periode ultralockerer Geldpolitik nicht überdehnen, denn verschiedene Risiken und Nebenwirkungen sind ein fester Bestandteil der gegenwärtigen Politikausrichtung. Es ist entscheidend, dass die Null-Zins-Politik nicht länger in kraft bleibt als es wirklich nötig ist, um Preisstabilität wieder herzustellen." Ihre Vorteile und Kosten sollten vor dem Hintergrund des Stabilitätsziels der Notenbank sorgfältig abgewogen werden.

Die EZB hält ihre Geldschleusen seit längerem weit offen. Die Leitzinsen liegen inzwischen bei null Prozent, überdies müssen Banken Strafzinsen zahlen, wenn sie bei der Notenbank über Nacht überschüssiges Geld horten. Seit März 2015 pumpen die Euro-Wächter außerdem über ein massives Anleihe-Kaufprogramm Monat für Monat Milliarden in das Finanzsystem der Währungsunion, um die Kreditvergabe anzukurbeln. Das langanhaltende Niedrigzinsumfeld setzt deutschen Banken und Lebensversicherern aber immer stärker zu.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen CBDCs und Gold – Kontrolle oder Freiheit?

In einer Zeit rasanter Veränderungen stellt sich mehr denn je die Frage: Wie sicher ist unser Geld wirklich? Die Einführung von CBDCs...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie PwC-Studie: Künstliche Intelligenz könnte Weltwirtschaft bis 2035 um 15 Prozent beflügeln – doch der Preis ist hoch
01.05.2025

Während viele Volkswirtschaften unter dem Druck multipler Krisen taumeln – Energiepreise, geopolitische Spannungen, ein fragiles...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Politik schwächt den Dollar – Rogoff sieht Machtverschiebung zugunsten Europas
01.05.2025

Kenneth Rogoff sieht in Trumps Politik den Katalysator für das Ende des Dollar-Zeitalters. Europa steht vor der historischen...

DWN
Finanzen
Finanzen JPMorgan: Zinsschock voraus – Warum US-Bonds Europa ausstechen
01.05.2025

JPMorgan sieht in US-Anleihen den neuen Renditetreiber – Europas zögerliche EZB-Politik wirkt abschreckend auf Investoren.

DWN
Panorama
Panorama Jung oder KI: Zwei Wege zur Lösung des Lkw-Fahrermangels
01.05.2025

Angesichts des anhaltenden Fahrermangels setzt die EU auf die Senkung der Altersgrenze für Lkw-Führerscheine, während die USA auf eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unternehmer weltweit in Alarmbereitschaft: Handelskriege, Schuldenkrisen und KI – Was kommt als Nächstes?
01.05.2025

UBS-Report: Unternehmer zwischen Angst vor Handelskriegen, Hoffnungen auf KI und dem Wettlauf um Nachhaltigkeit.

DWN
Finanzen
Finanzen Versteckte Risiken: Wie die Rentenversprechen zur Illusion werden
01.05.2025

Vorsorge mit Risiko: Warum viele Pensionslösungen nur scheinbar sicher sind – und wie mangelnde Transparenz zum größten Feind der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die abgestürzten Börsenstars: Was tun, wenn die Raketen landen?
01.05.2025

Die Illusion der Dauer-Rendite zerplatzt – Anleger zwischen politischem Versagen und technologischer Ernüchterung

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wird es in Europa durch Trumps Zölle billiger? Nicht so schnell!
01.05.2025

Während Donald Trump die Stimmung mit protektionistischen Zöllen gegen China anheizt, stellt sich in Europa die Frage: Wird unser Markt...