Die Aufträge für die britische Industrie haben sich nach dem Brexit-Votum offenbar so gut entwickelt wie seit zwei Jahren nicht mehr. Das entsprechende Barometer habe sich im August von minus 22 auf minus sechs Zähler verbessert, gab der Industrieverband CBI am Dienstag zu seiner Unternehmensumfrage bekannt. Die kräftige Abwertung der Landeswährung Pfund habe die Nachfrage angekurbelt, werden doch Waren dadurch im Ausland günstiger.
Großbritannien erwirtschaftet seit Jahren eine negative Handelsbilanz. Nach Angaben des britischen Finanzministeriums standen im Juni Exporten von rund 25 Milliarden Pfund Importe von rund 40 Milliarden Pfund gegenüber. Nach Deutschland wurden Waren im Gesamtwert von 2,8 Milliarden Pfund exportiert, während von dort Waren im Gesamtwert von 5,6 Milliarden Pfund importiert wurden.
Zu den wichtigsten Exporten Großbritanniens zählen Maschinen aller Art, Autos, Gold und Edelmetalle, Erdöl, Medikamente, elektronisches Gerät und Flugzeuge.
Ebenfalls stark vertreten ist das Land auf dem Weltmarkt für Waffen. Nach Angaben des Independent war Großbritannien im Jahr 2014 der viertgrößte Exporteur für Waffen und militärisches Gerät mit einer Gesamtauslieferung von etwa 4,2 Milliarden Dollar. In der Periode zwischen 2011 und 2015 war das Land angeblich der weltweit sechstgrößte Waffenexporteur mit einem durchschnittlichen Anteil am Bruttoinlandsprodukt von etwa 4,5 Prozent. Zwei Drittel aller Exporte gehen offenbar in den Nahen und Mittleren Osten.
Dem Guardian zufolge hat sich die Ausfuhr von Waffen an Staaten, die auf einer Liste des Außenministeriums zu Menschenrechtsverletzungen stehen, seit dem Jahr 2014 deutlich erhöht. Waffen im Gesamtwert von mehr als 3 Milliarden Pfund sollen in 21 dieser Länder verkauft worden sein. Der Zeitung zufolge ist Großbritannien derzeit der weltweit zweitgrößte Waffenhändler und hatte im vergangenen Jahr Ausfuhren von rund 7,7 Milliarden Pfund genehmigt. Der Guardian schreibt außerdem, dass Großbritannien mit seinen Produkten ungefähr 12 Prozent des Weltmarktes abdeckt.
Das größte britische Rüstungsunternehmen BAE Systems profitiert offenbar schon von der Pfundabwertung. Finanzen.net schreibt: „Das schwache Pfund und höhere Militärausgaben der Staaten haben dem britischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern BAE Systems im ersten Halbjahr Rückenwind gegeben. Getrieben von Wechselkurseffekten stieg der Umsatz um knapp drei Prozent auf 8,7 Milliarden britische Pfund (10,4 Mrd Euro), wie das Unternehmen am Donnerstag in London mitteilte. Der Überschuss legte um fünf Prozent auf 418 Millionen Pfund zu.“