Politik

USA erwägen den direkten Kampf gegen Russland in Syrien

Lesezeit: 2 min
30.09.2016 02:07
Die US-Regierung erwägt einem Bericht des WSJ zufolge, die CIA zu ermächtigen, syrische und russische Artilleriepositionen mit schwerem Kriegsgerät anzugreifen. Damit würde der Krieg in Syrien zu einer direkten militärischen Auseinandersetzung zwischen den USA und Russland.
USA erwägen den direkten Kampf gegen Russland in Syrien

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die US-Regierung prüft einem Bericht des in der Regel von Geheimdienstkreisen gut unterrichteten WSJ zufolge, ob die CIA die Söldner in Syrien mit schweren Waffen beliefern sollen. Die Söldner sind durch den Vorstoß der von den Russen unterstützten syrischen Armee in Aleppo in Defensive geraten. Nach einem irrtümlichen Angriff der US-Koalition auf die syrische Armee haben Russland und Syrien beschlossen, den Kampf gegen die Söldner auf syrischem Boden fortzusetzen und sich zunächst auf keinen weiteren Waffenstillstand einzulassen. Der Westen wirft Russen und Syrern den Angriff auf zivile Ziele vor. Die Söldner verwenden Zivilisten als lebende Schutzschilde. Ein Angriff auf einen Hilfskonvoi ist bisher nicht aufgeklärt worden.

Nun könnte die Lage weiter eskalieren: Die dpa meldet wörtlich:

"Nach Informationen des Wall Street Journal wird in der US-Regierung diskutiert, ob der Geheimdienst CIA und seine regionalen Partner Waffensysteme liefern sollten, mit denen Rebellen syrische und russische Artilleriepositionen aus größerer Entfernung angreifen könnten. Überlegt werde auch, ob Verbündeten in der Region wie der Türkei oder Saudi-Arabien grünes Licht gegeben werden sollte, Rebellen mit stärkeren Waffensystemen auszurüsten. In der Diskussion ist nach demnach auch die Lieferung von Flugabwehrsystemen."

Diese Meldung ist bemerkenswert: Zum einen wird damit mittlerweile offen eingeräumt, dass die CIA in Syrien für die Koordination der Söldner-Milizen zuständig ist. Der Begriff "Rebellen" ist in diesem Zusammenhang irreführend: In Syrien kämpfen islamistische und internationale Söldner aus 40 Ländern, um die Regierung von Baschar al-Assad zu stürzen. Bisher war es im Völkerrecht üblich, dass militärische Einsätze in anderen Ländern nur mit Zustimmung der rechtmäßigen Regierung oder im Rahmen eines UN-Mandats erfolgen dürfen. Dass ein Geheimdienst, der in seinen Operationen keiner demokratischen Kontrolle oder Legitimation, im Auftrag anderen Staaten in Kampfhandlungen in andere Staaten eingreifen kann, sieht das Völkerrecht nicht vor.

Interessant ist auch, dass die Amerikaner offiziell die Türkei und Saudi-Arabien bevollmächtigen wollen, in die Kämpfe einzugreifen.

Die dpa schreibt in diesem Zusammenhang, dass der Einsatz von schweren Waffen ausdrücklich auch gegen Russland und Syrien erfolgen soll. Bisher war der offizielle Kriegsgrund der Kampf gegen die Terror-Miliz IS. Sollte die von den USA geführte Allianz tatsächlich gezielt russische Flugzeuge abschießen, käme das einer Kriegserklärung gleich.

Saudi-Arabien drängt bereits seit längerem auf den Einsatz von Luftabwehrraketen - hat sich aber bisher bedeckt gehalten, zumindest, was die direkte Aggression gegen Russland anlangt.

Außenminister John Kerry hat die Eskalation verbal vorbereitet und angedroht, die Gespräche mit Russland abzubrechen. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach am Donnerstag mit Russlands Präsident Wladimir Putin und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Was dabei wirklich besprochen wurde, ist unbekannt. Die offiziellen Statements der Bundesregierung wiederholen die allgemeinen Positionen, die auch von der US-Koalition vorgebracht werden. Allerdings hielt sich Merkel mit einer direkten Kritik an Russland zurück. Sie forderte nach deutschen Angaben Putin auf, sich für einen Waffenstillstand einzusetzen. Putin sagte nach Kreml-Angaben, dass die USA als Partner Russlands ihrer Verpflichtung nachkommen müssten, die moderate Opposition und Terroristen zu trennen. Moskau werde sich seinerseits weiter für einen stabilen Waffenstillstand und die Verbesserung der humanitären Lage einsetzen.

Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, die von Russland unterstützte Offensive des syrischen Regimes und dabei gemeldete "eklatante Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht" seien nicht hinnehmbar. Die seit Monaten andauernden Verstöße gegen das Völkerrecht durch die US-geführte Allianz erwähnte Seibert nicht. Russland hat zumindest formal eine rechtliche Grundlage, weil die syrische Regierung Russland im Kampf gegen den IS um militärischen Beistand ersucht hat.

Russland ist beim Kampf um Aleppo zu zweitägigen Feuerpausen zur Versorgung der Zivilbevölkerung bereit. In einer siebentägigen Waffenruhe könnten terroristische Kräfte sich umgruppieren, sagte Vizeaußenminister Sergej Rjabkow in Moskau. Die USA fordern Pausen von sieben Tagen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...