Politik

Irland-Referendum: EU-Gegner gewinnen immer mehr an Terrain

Ende Mai entscheiden die Iren über den Fiskalpakt in einem Referendum. Die Stimmen gegen weitere Sparmaßnahmen werden derzeit auch in Irland lauter. Die republikanische Sinn Féin Partei wehrt sich gegen weitere Sparmaßnahmen und profitiert von der Stimmung im Land. In den Umfragen ist Bewegung.
09.05.2012 23:39
Lesezeit: 2 min

In Irland droht die Stimmung zu kippen - gegen den Fiskalpakt. Noch ist zwar die Mehrheit der Iren für den Fiskalpakt, aber die neuesten Umfragen zeigen, wie unsicher ein irisches „Ja“ mittlerweile ist. Mit „Ja“ würden derzeit 47 Prozent stimmen, mit „Nein“ 35 Prozent und 18 Prozent sind noch immer unentschlossen. Das Referendum selbst bietet Sinn Féin auch zusätzliche Medienpräsenz. Dem irischen Rundfunkgesetz zufolge muss Ja- und Nein-Aktivisten bei der Diskussion über das Referendum die gleiche Zeit in den Medien eingeräumt werden. Da Sinn Féin derzeit die wichtigste Partei ist, die sich gegen den Fiskalpakt ausspricht, werden ihre Mitglieder viel Aufmerksamkeit von den Medien erhalten.

Gerry Adams, der Chef der Sinn Féin Partei, nutzt die derzeitige Anti-Spar-Stimmung in Europa und in Irland insbesondere, um seine Partei zu stärken. „Eine schallende Nein-Stimme am 31. Mai stärkt die Hand all jener, hier und in Europa, die sich gegen die Sparpolitik aussprechen", sagte Gerry Adams der FT. Die Wahlergebnisse in Frankreich, Griechenland, Italien, Großbritannien und Deutschland hätten gezeigt, dass die Bürger die strengen Sparmaßnahmen ablehnen. „Es ist vielleicht kein Sturm auf die Barrikaden zu sein, aber es findet eine langsame Revolution statt“, ergänzt er.

Die Partei ist der politische Flügel der inzwischen stillgelegten Irisch Republican Army, aber „die IRA Vergangenheit und die damaligen Ereignisse sind für die meisten jungen Menschen kein großes Problem mehr. Diese Art des Stigmas schwindet“, sagt Cilian Fahy, der 19-jährige Vorsitzende der Sinn Féin Gesellschaft am Trinity College in Dublin. Die Partei ist ganz klar gegen den Fiskalpakt und will den wachsenden Widerstand in der irischen Öffentlichkeit nutzen, um seine Position in der Republik zu stärken. Sie ist die führende Opposition in Irland, wenn es um den Fiskalpakt geht, über den am 31. Mai in einem Referendum entschieden werden soll.

Unterzeichnet Irland den Fiskalpakt nicht, so legt es der Vertragstext nahe, hat das Land keinen Anspruch mehr auf finanzielle Unterstützung seitens der EU und somit des ESM. Sinn Féin behauptet jedoch, dass die EU die finanzielle Hilfe an Irland auch bei einem „Nein“ im Referendum fortsetzen würde. „Jede Andeutung, dass Sie mit Nein stimmen und es gäbe kein Geld mehr an den Geldautomaten oder es wäre kein Geld mehr da, um Krankenschwestern oder Ärzte zu bezahlen, ist Unsinn“, behauptet Gerry Adams. „Ich bin absolut zuversichtlich, dass von Europa Geld für uns da sein würde". Die Partei tritt zudem für ein Multi-Milliarden Euro-Konjunkturpaket ein, das durch die Erhöhung der Kreditvergabekapazität der Europäischen Investitionsbank, die Rekapitalisierung der europäischen Banken und eine Abschreibung der Schulden irischer Banken finanziert werden solle.

Mittlerweile ist Sinn Féin mit 21 Prozent die zweitbeliebteste Partei in Irland. „Wir sind derzeit die wichtigste Oppositionspartei“, sagt Gerry Adams. „Sinn Féin ist die am strategisch besten platzierte Partei im Parlament, weil sie gegen Sparmaßnahmen und gegen Europa ist", sagte Eoin O'Malley von der Dublin City University. „Dies ermöglicht es ihr, Stimmen von allen unzufriedenen Menschen da draußen aufzusammeln." Für die nächste nationale Wahl wird die Partei davon profitieren können.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börsenausblick 2025: Drohen jetzt heftige Kursbeben?
28.06.2025

Die Sommermonate bringen traditionell Unruhe an den Finanzmärkten. Mit Trump im Weißen Haus steigen die Risiken zusätzlich. Erfahren Sie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden für heiße Luft: Ex-OpenAI-Chefin kassiert ohne Produkt
28.06.2025

Ein Start-up ohne Produkt, eine Gründerin mit OpenAI-Vergangenheit – und Investoren, die Milliarden hinterherwerfen. Der KI-Hype kennt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Social Travel: Hostelworld will Facebook des Reisens werden – mit Milliardenpotenzial
28.06.2025

Hostelworld will nicht länger nur Betten vermitteln, sondern das führende soziale Netzwerk für Alleinreisende werden. Warum der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie mit Rekordhoch: Geht die Aufwärtsrally weiter?
27.06.2025

Trotz Handelskrieg und wachsender Konkurrenz feiert die Nvidia-Aktie ein Rekordhoch nach dem anderen. Experten sprechen von einer...

DWN
Politik
Politik Bas überzeugt, Klingbeil verliert Ansehen: SPD-Parteitag bestimmt neues Führungsduo
27.06.2025

Auf dem SPD-Parteitag wurde nicht nur gewählt, sondern auch abgerechnet. Während Bärbel Bas glänzt, kämpft Lars Klingbeil mit einem...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Neobroker Trade Republic: Wie ein Berliner Fintech den Kapitalmarkt für alle geöffnet hat
27.06.2025

Büroräume in Berlin-Kreuzberg, drei Gründer mit einer Vision und eine App, die Europas Sparer an die Börse gebracht hat: Trade Republic...

DWN
Politik
Politik Bundestag stellt Weichen neu: Familiennachzug vorerst gestoppt
27.06.2025

Der Bundestag hat den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte gestoppt – ein umstrittener Schritt in der deutschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Occidental Petroleum-Aktie: Warren Buffett setzt auf US-Ölgiganten – Risiko oder Chance?
27.06.2025

Warren Buffett stockt seine Beteiligung an der Occidental Petroleum-Aktie weiter auf – während grüne Fonds schließen. DWN zeigt, was...