Politik

EU-Kommission: Österreich ist der größte Profiteur des Euro

Trotz der vergleichsweise guten wirtschaftlichen Entwicklung in Österreich sind umfassende Reformen nötig. Die EU-Kommission erwartet für 2013 wieder weniger Wachstum und mehr Arbeitslose in Österreich und fordert Gegenmaßnahmen.
31.05.2012 00:21
Lesezeit: 1 min

Österreich sollte sich mehr für den Erhalt der Eurozone engagieren. Dieser Meinung ist der Präsident der EU-Kommission José Manuel Barroso: „Österreich ist vermutlich das Land, dem die Erweiterung der Europäischen Union am meisten gebracht hat. Die anderen Länder haben nicht so stark profitiert wie Deutschland und Österreich“, sagte er bei der Veröffentlichung des wirtschaftlichen Ausblicks für die EU.

Der Bericht der EU über die österreichische Wirtschaft zeigt zahlreiche Baustellen auf. Um das „übermäßige Defizit“ einzudämmen und die Ziele für einen stabileren Staatshaushalt zu erreichen, müssen zahlreiche Missstände beseitigt werden. Die von der Regierung angekündigten Maßnahmen reichen dazu nicht aus.

Unter anderem fordert die Kommission endlich konkrete Reformen bei den Zuständigkeiten zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. Hier muss besonders die Organisation und Finanzierung des Gesundheits- und Bildungswesen neu geregelt werden.

Handlungsbedarf sieht die EU auch auf dem Arbeitsmarkt. Spätestens ab dem Jahr 2020 nimmt die Arbeitskraft in Österreich ab. Um die demografische Entwicklung ausgleichen zu können, muss Österreich einen Weg finden, Frauen besser im Arbeitsmarkt zu integrieren. Dafür sind vor allem gleiche Bedingungen für Frauen und Männer nötig. So müssen die Unterschiede bei den Löhnen abgebaut werden. Mehr Frauen sollen in Vollzeitbeschäftigung gebracht werden. Wegen der höheren Lebenserwartung muss das Pensionsalter angepasst werden. Außerdem soll es mehr Jobs für ältere Arbeitnehmer geben.

Will Österreich seine gute Position halten, muss es innovativer werden. Um die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs zu erhalten, braucht es mehr Investitionen in das Bildungssystem. Denn aktuell werden Forschung und Entwicklung nicht ausreichend unterstützt und die Zahl der Studienabbrecher ist zu hoch.

Ein weiteres Problem sieht die EU im Umfeld für Unternehmen: Der Wettbewerb unter den Unternehmen könnte stärker sein. Dafür gilt es, unnötige Regulierung und Einstiegshürden abzubauen. Der Kommission zufolge, sollen die Steuereinnahmen über die Besteuerung von Immobilien und Umweltsteuern sozial gerecht erhöht werden können.

Die größte Herausforderung dürfte allerdings die Neustrukturierung des Bankensektors sein. Hier fordert die EU eine genauere Überwachung – vor allem der staatlich gestützten oder verstaatlichten Banken – und eine bessere Abstimmung der Regulierungsmaßnahmen mit anderen Ländern. Für seinen Alleingang Ende des vergangenen Jahres, als Österreich Einschränkungen bei der Kreditvergabe in Osteuropa verkündete, gab es scharfe Kritik.

Österreich hat mit einem Wirtschaftswachstum von 3,1 Prozent im vergangenen Jahr und mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit in der EU bisher die Krise gut gemeistert. Dennoch sieht die EU-Kommission reichlich Handlungsbedarf: Bereits im kommenden Jahr rechnet sie mit einem wesentlich geringerem Wachstum und einer steigenden Arbeitslosigkeit in Österreich.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mulfin Trade hat seine Schutzsysteme für mehr Sicherheit aktualisiert

Der Schutz persönlicher Daten ist einer der Schlüsselfaktoren, die das Vertrauen der Kunden in einen Service beeinflussen. Mulfin Trade...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Der Weltraum als nächstes Schlachtfeld – Europas Sicherheit steht auf dem Spiel
07.06.2025

Der Orbit wird zur neuen Frontlinie geopolitischer Machtspiele. Wie private Satelliten, militärische Strategien und neue Allianzen die...

DWN
Technologie
Technologie Silicon Valley dominierte Big Tech – Europas Chance heißt Deep Tech
06.06.2025

Während Europa an bahnbrechenden Technologien tüftelt, fließt das große Geld aus den USA. Wenn Europa jetzt nicht handelt, gehört die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Verteidigung der Zukunft: Hensoldt rüstet Europa mit Hightech auf
06.06.2025

Kaum ein Rüstungsunternehmen in Europa hat sich in den vergangenen Jahren so grundlegend gewandelt wie Hensoldt. Aus einer ehemaligen...

DWN
Politik
Politik Trump gegen Europa: Ein ideologischer Feldzug beginnt
06.06.2025

Donald Trump hat Europa zum ideologischen Feind erklärt – und arbeitet systematisch daran, den Kontinent nach seinen Vorstellungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die wertvollsten Marken der Welt: Top 5 fest in US-Hand
06.06.2025

Während die Weltwirtschaft stagniert, explodieren die Markenwerte amerikanischer Konzerne. Apple regiert unangefochten – China und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Star-Investorin: „Wir erleben eine neue Generation von KI-Gründern“
06.06.2025

US-Chaos, Trump und Kapitalflucht: Europas KI-Talente kehren dem Silicon Valley den Rücken – und bauen die Tech-Giganten der Zukunft vor...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Konjunkturprognose unter Druck: Wie der Zollstreit Deutschlands Exporte trifft
06.06.2025

Zölle, Exporteinbrüche und schwache Industrieproduktion setzen Deutschlands Wirtschaft zu. Die aktuelle Konjunkturprognose gibt wenig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Internationale Handelskonflikte: So schützen sich exportorientierte KMU
06.06.2025

Ob Strafzölle, Exportverbote oder politische Sanktionen – internationale Handelskonflikte bedrohen zunehmend die Geschäftsmodelle...