Unternehmen

Immer mehr Risiko: Schweizer Nationalbank kauft Euro als gäbe es kein Morgen

Die Schweizer Nationalbank hält ihren Kurs bei und kauft gnadenlos weiter Euros. Devisen machen mittlerweile70 Prozent der Schweizer Wirtschaftsleistung aus. In der Schweiz selbst herrscht nun Deflation. In der Mischung entsteht ein gefährliches Gebräu.
06.07.2012 15:03
Lesezeit: 1 min

Wegen der Maßnahmen gegen den starken Frankenkurs steigen die Devisenreserven der Schweizer Nationalbank (SNB) weiter massiv. Im Juni wuchsen sie im Monatsvergleich um 59 Milliarden auf knapp 365 Milliarden Franken. Dies teilte die SNB am Freitag mit. Damit erreichen die Schweizer Reserven an Fremdwährungen einen neuen Rekordwert. Die Devisenreserven der Notenbank entsprechen mittlerweile rund 70 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der Schweiz. Ein großer Teil der Devisen, die in den vergangenen Monaten angehäuft wurden, geht einem Notenbanksprecher zufolge auf Devisenkäufe zur Schwächung des Franken zurück.

Die SNB hatte im September 2011 eine Untergrenze von 1,20 Franken pro Euro eingeführt - und damit eine Kursobergrenze für den Franken festgelegt. Ausschlaggebend dafür war, dass die heimische Währung als sicherer Hafen für Anleger gilt. Wegen der andauernden Zuspitzung der Euro-Schuldenkrise gewann der Franken immer mehr an Wert. Das setzte die exportorientierte Schweizer Wirtschaft und die Tourismusbranche stark unter Druck. Nachdem die SNB zu Beginn des Mindestwechselkurses offenbar ohne größere Devisenkäufe auskam, wackelte die festgelegte Grenze zuletzt immer öfter. Mehrmals wurde sie sogar geringfügig unterschritten.

Inzwischen kann auch ein Ende der europäischen Gemeinschaftswährung nicht mehr völlig ausgeschlossen werden. Kommt es zu einer Auflösung der Eurozone und damit zu einem erheblichen Wertverlust des Euro, stellen die enormen Eurobestände, die die SNB durch den Mindestwechselkurs anhäuft, ein massives Problem in der Notenbank-Bilanz dar.

Eine andere Entwicklung, die die Schweizer Wirtschaft gefährdet, ist die Deflation. Im Juni sind die Preise für Benzin, Diesel und Heizöl stark gesunken. Erdölprodukte wurden im Vormonat um 4,2 Prozent billiger. Der Preis von Autos sank im Vergleich zum Vorjahr am stärksten: Neuwagen wurden im Vorjahresvergleich um 12,4 Prozent billiger. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte er zu einem Problem für die Finanzierung werden. Im Immobiliensektor steigen die Preise momentan zwar noch, die Deflation könnte sich aber auch auf diesen Sektor übertragen und die Immobilienblase zum Platzen bringen. Verfallen auch Immobilienpreise, könnten unzählige Kredite nicht mehr zurückgezahlt werden. So würde wohl auch die Finanzindustrie der Schweiz stark beeinträchtigt werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Technologie
Technologie BradyPrinter i7500: Revolution im Hochpräzisionsdruck

Sie haben genug vom altmodischen Druck großer Etikettenmengen? Keine Kalibrierung, keine Formatierung, kein umständliches Hantieren mit...

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Arbeitsmarkt: Top-Berufe, die es vor 20 Jahren noch nicht gab
31.03.2025

Eine Studie von LinkedIn zeigt, wie Künstliche Intelligenz (KI) neue Jobs und Fähigkeiten schafft, Karrieren und Arbeitswelt verändert:...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie: Kurs knickt nach Orcel-Aussage deutlich ein
31.03.2025

Die Commerzbank-Aktie muss nach einer starken Rallye einen Rückschlag hinnehmen. Unicredit-Chef Andrea Orcel hatte zuvor einen möglichen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU vor Herausforderungen: Handelskriege könnten die Wirtschaft belasten – der Ausweg heißt Binnenmarkt
31.03.2025

Die protektionistischen Maßnahmen der USA und mögliche Handelskonflikte belasten die EU-Wirtschaft. Experten wie Mario Draghi fordern...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Betonblock: Lego verklagt Hersteller von Anti-Terror-Betonklötzen
31.03.2025

Lego verklagt das niederländische Unternehmen Betonblock. Die Anti-Terror-Blöcke des Herstellers erinnerten zu sehr an die...

DWN
Technologie
Technologie Neue EU-Vorschriften: Plug-in-Hybriden drohen deutlich höhere CO2-Emissionen
31.03.2025

Mit der Einführung neuer, verschärfter Emissionsmessungen für Plug-in-Hybride (PHEVs) wird die Umweltbilanz dieser Fahrzeuge erheblich...

DWN
Politik
Politik Marine Le Pen wegen Veruntreuung zu Fußfesseln verurteilt - FN-Chef Bardella: "Hinrichtung der französischen Demokratie"
31.03.2025

Marine Le Pen wurde in Paris wegen der mutmaßlichen Scheinbeschäftigung von Mitarbeitern im Europaparlament schuldig gesprochen - das...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerk mit Speicher: Für wen sich die Investition wirklich lohnt
31.03.2025

Balkonkraftwerk mit Speicher: eigenen Strom gewinnen, speichern und so Geld sparen. Doch so einfach ist es leider nicht, zumindest nicht...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Der Handelskrieg gefährdet die US-Ausnahmestellung
31.03.2025

Da Investitionen nach neuen Möglichkeiten abseits der zuletzt florierenden US-Finanzmärkte suchen, wird an der Wall Street diskutiert, ob...