Politik

Stromausfälle lösen in Pakistan gewalttätige Unruhen aus

Lesezeit: 2 min
15.08.2012 00:33
Indien hat vielleicht den größten Stromausfall der Welt zu bieten, das Nachbarland Pakistan hat dagegen seit Jahren mit einer Energiekrise zu kämpfen, die auf Ignoranz und Missmanagement zurückzuführen ist. Die Krise löst nun soziale Unruhen aus. Die Büros von Parlamentariern wurden in Brand gesetzt.
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Ein beispielloser Stromausfall in der vergangenen Woche legte Indien für zwei Tage lahm. Als gleich drei Versorgungsnetze zusammenbrachen, hatten mehr als 600 Millionen Menschen darunter zu leiden (hier). In Pakistan gehören Stromausfälle dagegen zum Alltag, verursacht durch versäumte Investitionen in die Infrastruktur. Kurzfristige Ausgaben wurden Langzeitinvestitionen vorgezogen. Alles in einem fehlt es an Führung. Vetternwirtschaft und Korruption gibt es dafür im Überfluss.

Der neue Premierminister versprach, sich dieses Themas anzunehmen und den Zuständen ein Ende zu setzten. Doch nur sechs Wochen nach seinem Amtsantritt hat die Anzahl der Stromausfälle ein neues Hoch erreicht. Medienberichten zufolge beträgt die Dauer der Ausfälle in ländlichen Gegenden bis zweiundzwanzig Stunden am Tag, in den Städten sind die Menschen bis zu sechzehn Stunden ohne Strom. Es ist nicht absehbar, wann die Stromnetze tatsächlich stabil funktionieren werden.

Besonders in diesem Monat stellen die Stromausfälle eine große Belastung dar. Denn derzeit verzichten Muslime vom Morgengrauen bis zum Sonnenuntergang auf Essen und Trinken - und das bei Temperaturen von bis zu 50 Grad.

Im Sommer liegt der Höchstverbrauch an Strom bei 18 000 MW. Ein Drittel davon wird nur für Klimaanlagen verwendet. Die Energiekonzerne schaffen es hingegen geradeso einen Bedarf von 13 000 MW- 14 000 MW zu decken.

Wegen der Stromausfälle kommt es vermehrt zu Protesten oder Unruhen auf den Straßen. Anfang des Monats hatten Protestierende in verschiedenen Städten der reichsten Provinz Pakistans Scheiben eingeschlagen, Autobahnen blockiert und Märkte geschlossen. Die Demonstrierenden legten Feuer in den Büros einiger Parlamentarier und in einem elektrischen Versorgungsbetrieb. Es kam zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Diese nahm Verhaftungen vor, setzte Tränengas ein und schoss in die Luft. Auch die Opposition will die unübersichtliche Lage nutzen: So unterstützt auch Shahbaz Sharif, Minister der Region Punjab und Mitglied der Pakistan Muslim League-N (PML-N), die Proteste und sagte, seine Region sei besonders stark von den negativen Auswirkungen betroffen.

Die Zentralbank warnte bereits vor den ökonomischen Auswirkungen der Stromkrise. Die Unzuverlässigkeit der Stromnetze könnte das Wirtschaftswachstum hemmen. Angaben der Regierung zufolge sorgten die Stromausfälle für einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von bis zu vier Prozent. Die Hauptlast trug die Industrie. Den Kern des Problems stellt ein Schuldenkreislauf dar, durch den sich in den Jahren 2011 und 2012 4,4 Milliarden US-Dollar Rückstand anhäuften.

Dadurch, dass die Regierung die Strompreise zu niedrig ansetzte und die Kunden trotzdem nicht bezahlen, kann der staatliche Versorgungsbetrieb nicht die privaten Stromunternehmen bezahlen, welche wiederum nicht in der Lage sind, die Öl- und Gaslieferanten zu bedienen, die daraufhin die Zufuhr einstellen.

„Diese Krise ist durch Missmanagement entstanden. Die Politik reagiert zu unentschlossen. Die richtigen Entscheidungen wurden nicht rechtzeitig getroffen“, so Shahid Sattar, Mitglied der Energiekommission. Für Sattar stellt Pervez Musharrafs Militärherrschaft von 2001 bis 2008 den Beginn der Krise dar. Damals sei trotz des massiven Anstiegs der Energienachfrage nicht in eine Verbesserung der Infrastruktur investiert worden.

Jetzt liegt es am neuen Premierminister Raja Pervez Ashraf dieses Problem zu lösen. Doch auch er wird mit Korruptionsvorwürfen aus seiner Zeit als Wasser- und Energieminister belastet.

Nach einem 127 Millionen schweren Rettungspaket Mitte Juli konnte ein deutlicher Rückgang an Stromausfällen verzeichnet werden. Doch das Geld wurde offenbar nicht in nachhaltige Maßnahmen investiert, denn schon kurze Zeit später herrschte wieder Chaos bei der Stromversorgung.


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