Politik

Hessischer Bauer im Gefängnis: Die knallharten Methoden der Gentechnik-Industrie

Ein Bauer kauft Genmais von einem Chemiekonzern und füttert seine Tiere damit. Daraufhin werden sie krank und sterben. Er geht an die Öffentlichkeit und landet schließlich im Gefängnis.
30.11.2012 10:55
Lesezeit: 1 min

Der Kauf von gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln für seine Tiere wurde einem hessischen Bauern zum Verhängnis. Als einer der ersten Bauern in Deutschland testete Gottfried Glöckner die Verfütterung von Genmais an Tieren mit verheerenden Auswirkungen auf seinen Zuchtbetrieb. Es ging eine Weile lang gut. Die genmanipulierten Pflanzen produzierten ein Gift, das den Maiszünzler-Schädling bekämpft. Darüber hinaus war der Proteingehalt der Pflanzen höher als bei konventionellen Maissorten. Zwei Jahre lang fütterte Glöckner seine Hochleistungs-Zuchtrinder mit dem Genmais, bis sie Durchfall und eitrige Euter bekamen und nur mehr vier bis sieben Liter Milch am Tag gaben. Außerdem kam es zu Totgeburten und Missbildungen bei Kälbchen und Todesfällen.

Für den Bauern bedeutete dies einen wirtschaftlichen Totalschaden. „Ich habe alles genetische Tiermaterial verloren, alle Zuchterfolge sind zunichte gemacht worden“, klagt er in einer Lokalzeitung.

Gekauft hatte Glöckner den Mais von dem Chemiekonzern Syngenta. Er fragte also bei der Firma nach, wodurch sein Rinder Schaden genommen haben könnten, wie Chiemgau Online berichtet. Syngenta beschwichtigte und teilte ihm mit, dass alles in Ordnung sei. Aufgrund seines gesunden Misstrauens gab er eigene Untersuchungen in Auftrag. Sein Verdacht bestätigte sich: In dem Futter, Milch und Gülle fanden sich giftige Stoffe.

Glöckner ging mit seinen Ergebnissen an die Öffentlichkeit. Er wandte sich an Greenpeace und die damalige Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Die Grünen). Im In- und Ausland berichtete der Bauer von seinen Erfahrungen. Syngenta war dies ein Dorn im Auge. Die Firma bot Glöckner Schadensersatz, wenn er keine Vorträge mehr hält. Als das nicht funktionierte und der Bauer weiter seine Erfahrungen publik machte, folgten etliche Bestechungsversuche. Aber auch davon ließ sich Glöckner nicht beirren.

Plötzlich kam es in seinem Scheidungsprozess zu einer Wendung: Er wurde auf Vergewaltigung in der Ehe angeklagt und wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt. Ob die Gentechnik-Industrie hinter dem Gerichtsurteil steht ist unklar. Fest steht, dass in Glöckners Unterlagen der Eintrag „Gentechnikgegner“ vermerkt ist. Wegen guter Führung wurde der Bauer vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. In Deutschland sind 80 Prozent der Bürger gegen den Anbau von Gen-Pflanzen. Die Bundesregierung und die EU-Lobbyisten agierten deshalb gegen den Willen des Volkes. „Es geht ja dabei um sehr viel Geld“, sagt Glöckner.

Weitere Themen

Rede von Jens Weidmann im Original

Weidmann fordert Insolvenz-Regelung für Euro-Staaten

EU-Gericht: EZB-Deal mit Goldman und Athen muss geheim bleiben

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Armenien kehrt Russland den Rücken – und öffnet sich dem Westen
23.06.2025

Armenien verabschiedet sich von Russland als Schutzmacht. Der Kreml sieht tatenlos zu – der Westen greift zu. Was das für Europa und...

DWN
Politik
Politik EU knickt ein: Russland darf weiter an Öl-Milliarden verdienen
23.06.2025

Die EU wollte Russland mit einer drastischen Senkung der Ölpreisobergrenze Milliarden entziehen. Doch angesichts wachsender Krisen rudert...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankgeschäfte im Wandel: Online-Banking auf dem Vormarsch – auch bei Älteren
23.06.2025

Digitale Bankgeschäfte sind längst keine Domäne der Jüngeren mehr. In Deutschland steigt die Nutzung von Online-Banking quer durch alle...

DWN
Finanzen
Finanzen Börse aktuell: DAX-Kurs zum Start unter Druck nach US-Angriff auf den Iran, Ölpreise steigen
23.06.2025

Die Börse steht unter Druck: Nach dem überraschenden US-Angriff auf iranische Atomanlagen herrscht Verunsicherung an den Aktienmärkten....

DWN
Panorama
Panorama Israel-Iran-Krieg: Trump signalisiert Unterstützung für Machtwechsel im Iran
23.06.2025

US-Präsident Donald Trump deutet nach den Bombardierungen der Atomanlagen im Iran durch das US-Militär Unterstützung für einen Wechsel...

DWN
Technologie
Technologie Mensch und Maschine: Die Zukunft der Cyberabwehr
23.06.2025

Cyberangriffe werden raffinierter, herkömmliche Schutzmechanismen reichen nicht mehr aus. Moderne Sicherheitszentren setzen daher auf eine...

DWN
Immobilien
Immobilien Miete bald unbezahlbar? Mehr als die Hälfte des Gehalts für die Miete
23.06.2025

Als Mieter müssen viele Menschen mittlerweile mehr als die Hälfte ihres Einkommens für ihre Bleibe bezahlen. Wie eine repräsentative...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrpflicht in Deutschland: Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
22.06.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...