Politik

Snowden-Papiere: Britische Regierung zwingt Guardian, Computer zu zerstören

Der britische Guardian wurde nach der Veröffentlichung der Snowden-Papiere gezwungen, Computer im Beisein von Regierungs-Vertretern zu zerstören. Diese glaubten allen Ernstes, dass damit die Dokumente vernichtet worden seien. Die Zeitung kündigte an, weiter zu berichten. Noch befände man sich nicht in einer Diktatur.
20.08.2013 06:08
Lesezeit: 1 min

Der Chefredakteur des Guardian, Alan Rusbridger, berichtet, dass vor einem Monat britische Offizielle in der Redaktion aufgetaucht seien und die Herausgabe der Dokumente von Edward Snowden verlangt hätten. Sie hätten gesagt: „Ich habt euren Spaß gehabt, jetzt wollen wir das Zeug haben.“ Nach mehreren Drohungen gingen die Redakteure mit den Regierungsbeamten in den Keller des Verlagsgebäudes, wo vor den Augen der Beamten mehrere Computer vernichtet werden mussten. Die Regierungsvertreter waren der Meinung, dass damit die Dokumente, die Snowden an den Guardian weitergereicht hatte, vernichtet worden seien: „Nun können wir die schwarzen Hubschrauber wieder abblasen“, soll einer der Beamten gesagt haben.

Die Schergen von Davin Cameron können offenbar nicht zwischen Hardware und Software unterscheiden. Sie haben, wie Rusbridger schreibt, keine Ahnung von der digitalen Welt.

Das macht sie allerdings umso gefährlicher: Rusbridger berichtet, dass dem am Sonntag am Flughafen Heathrow neun Stunden lang festgehaltenen Mitarbeiter alle Computer und Unterlagen abgenommen worden war.

Das britische Recht erlaubt es den Sicherheits-Behörden, bei „Terror-Verdacht“ jeden Bürger ohne Haftbefehl jederzeit festzusetzen. Dem Bürger steht keinerlei Recht auf Verteidigung zu, er muss den Behörden alles aushändigen, was diese von ihm verlangen.

Die Unterschiede zu den Diktaturen verwischen, wie Rusbridger feststellt. Seine Zeitung werde sich der Regierung nicht beugen und weiter berichten.

Doch es steht fest: Die Systeme werden einander immer ähnlicher.

Die Szene mit den zerhackten Computern hätte auch in der DDR spielen können.

Müssen wir nun 40 Jahre warten, bis der nächste Spuk vorüber ist?

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...