Politik

Erdoğan: Türken sollen türkische Krawatten kaufen

Der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan möchte das Konsum-Verhalten seiner Landsleute ändern: Sie sollten auf italienische Designer-Klamotten verzichten und statt dessen türkische Stoffe tragen. Erdoğan hält den Hype um Marken-Kleidung für den Ausdruck eines Minderwertigkeits-Komplexes.
08.12.2013 21:47
Lesezeit: 1 min

Der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan sagte am Samstag im Rahmen einer Rede in Istanbul, dass die Türken ihren privaten Konsum umstellen sollten: Sie sollten weniger ausländische Markenware, sondern türkische Produkte kaufen.

Er könne nicht nachvollziehen, warum die Menschen so viel Wert auf italienische Krawatten legen. Türkische Krawatten seien oftmals qualitativ viel hochwertiger. Die sollten gekauft werden. Doch der Türkei fehle es an weltweit berühmten Produkt-Marken. Das sei ausschlaggebend für die Konsumenten. „Einige schmücken sich mit italienischen Krawatten. Doch unsere Leute stellen bessere Krawatten her“, zitiert die Nachrichten-Agentur Anadolu Erdoğan.

Dahinter verberge sich ein „Minderwertigkeits-Komplex“. „Diesen wirtschaftlichen Kultur-Imperialismus müssen wir besiegen“, so Erdoğan. Dazu müsse zunächst die Wahrnehmung der Menschen verändert werden. Die Türken seien darauf angewiesen, ihre hochwertigen Produkte als Marken zu vermarkten. „Wir werden es schaffen, indem wir noch näher zusammen rücken. Durchgehende Disziplin und Zusammenhalt sind wichtig“, erklärt Erdoğan weiter.

Offenbar möchte Erdoğan die Inlands-Produktion ankurbeln, um eine Stagnation zu verhindern. Die Umleitung des Privat-Konsums auf Inlands-Produkte soll dies fördern.

Doch ein größeres Problem ist die Überschuldung der türkischen Privat-Haushalte. Die Kreditblase wird immer größer, berichtet die Versicherungsgesellschaft AvivaSA. Wenn die Konsumblase platzt müsste sich der türkische Staat verschulden, um im Rahmen einer expansiven Fiskalpolitik staatliche Investitionen vorzunehmen.

Erschwerend hinzu kommt, dass aktuell die Geldentwertung im Zuge der aktuellen expansiven Geldpolitik der Türkei zu einem Produktpreis-Anstieg führt. Das mindert die Kaufkraft der Bürger. Die Inflation der Konsumenten-Preise lag im November bei 7,316 Prozent und die Erzeugerpreis-Inflation bei 6,77 Prozent, berichtet das Türkische Statistikamt.

Bei fortdauernder Inflation und gleichzeitiger Stagnation droht der Türkei ein wirtschaftspolitisches Dilemma. Denn dann muss die Regierung mit einer Stagflation kämpfen. Ein Preisanstieg bei gleichzeitigem Produktionsrückgang sind die Folgen einer Stagflation.

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