Finanzen

Berliner Verkehrsbetriebe schulden JP Morgan 200 Millionen Dollar

Im Streit mit JP Morgan um frühere Finanzdeals berufen sich die Berliner Verkehrsbetriebe auf ihre Unwissenheit. JP Morgan hätte das wissen müssen, so die BVG. Damit versucht die BVG, die geforderte Zahlung in Höhe von 204 Millionen Dollar zu umgehen. Auch die Beschuldigung eines dritten Unternehmens, Clifford Chance, ist ihr dafür recht.
23.01.2014 00:06
Lesezeit: 2 min

Seit einer Woche wird in London vor dem High Court der Fall JP Morgan gegen die Berliner Verkehrsbetriebe verhandelt. Über 200 Millionen Dollar schuldet die BVG der Bank, will diese aber nicht zahlen. Aus den Gerichtsakten geht hervor, dass die BVG sich keiner Schuld bewusst ist. Vielmehr seien JP Morgan und die Anwaltskanzlei Cliffors Chance an allem Schuld. JP Morgan „wusste“ bzw. „hätte wissen müssen“, als sie damals den Deal mit der BVG machte, dass eine deutsche Verkehrsbehörde „in der Welt der komplexen Kreditderivate naiv sei“, zitiert die FT die Berliner Verkehrsbetriebe aus den Gerichtsdokumenten. Der Investmentbank „war es klar, dass die BVG grundlegende Aspekte der Transaktion nicht verstanden hatte“ und, dass der damals bei der BVG zuständige Matthias Meier „den Verlustausfall der Transaktion grundlegend falsch verstanden hatte“, so die BVG weiter. „Die von JP Morgan der BVG gegebenen Präsentationen waren in einer Reihe von Punkten irreführend, das wusste JP Morgan“, heißt es weiter in den Gerichtserläuterungen der Berliner Verkehrsbetriebe.

Kanzlei als Schuldiger

Unter anderem hatte die BVG mit JP Morgan vereinbart, der US-Bank 220 Millionen Dollar zu zahlen, falls bestimmte Drittunternehmen in Zahlungsverzug geraten sollten. Für diese Absicherung hatte JP Morgan der BVG 7,8 Millionen Dollar gezahlt. Nach der Finanzkrise 2008 gerieten tatsächlich einige der Drittunternehmen in Zahlungsverzug. Die BVG weigert sich jedoch, die Forderungen JP Morgans zu erfüllen (hier).

JP Morgan hingegen bestreitet die Vorwürfe der BVG und behauptet, die BVG suche schon seit jeher nach einem Schuldigen. Neben JP Morgan steht auch die Anwaltskanzlei Clifford Chance von Seiten der Berliner Verkehrsbetriebe unter Beschuss – die BVG hatte Clifford Chance als Drittbeklagte in das neue Verfahren hineingezogen. „Wir sind der Auffassung, dass die BVG uns nicht als Drittbeklagte in diesem Verfahren hätte benennen dürfen“, sagte die Sprecherin von Clifford Chance den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. „Wir glauben, dass die Ansprüche gegen uns auf falschen Annahmen beruhen und völlig unbegründet sind.“ Man sei nicht für die BVG tätig gewesen, sondern habe „ein Drittgutachten im Auftrag unseres langjährigen Mandanten JP Morgan“ erstellt. „Die BVG hat zu keinem Zeitpunkt dem Inhalt dieses Gutachtens widersprochen“, so die Kanzlei.

BVG-Argumente fragwürdig

Nur, so Laurence Rabinowitz von JP Morgan, weil das Risiko für die BVG aus den CDO-Deals von einer großen Ratingagentur als „verschwindend gering“ bewertet wurde, habe das nie geheißen, dass „es kein Risiko gäbe“. Die Wahrscheinlichkeit, dass über den Transaktions-Zeitraum von zehn Jahren eine Pleite eintrete, lag bei 0,19 Prozent. Allerdings hätte der Deal eine „unglückliche“ Wende genommen, da es bereits zum Zeitpunkt des Deals im Sommer 2007 „ernste Risse in den globalen Finanzmärkten gab, die in kurzer Zeit zur weltweiten Krise geführt hatten“, so Rabinowitz.

Doch die BVG wollte dies nicht akzeptieren und habe „beschlossen, alles zu tun, was getan werden kann, um nicht zahlen zu müssen und einen anderen Schuldigen zu finden“. Die Vorwürfe gegenüber JP Morgan seien aber „völlig unbegründet“. JP Morgan zufolge gebe „es nicht den geringsten Beweis“, der die Behauptungen der Berliner Verkehrsbetriebe stütze.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mulfin Trade hat seine Schutzsysteme für mehr Sicherheit aktualisiert

Der Schutz persönlicher Daten ist einer der Schlüsselfaktoren, die das Vertrauen der Kunden in einen Service beeinflussen. Mulfin Trade...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Regulieren statt dominieren: Europas letzter Ausweg in der KI-Welt
07.06.2025

Europa droht im globalen KI-Wettlauf abgehängt zu werden. Doch Experten zeigen: Die wahre Macht liegt nicht in der Modellentwicklung,...

DWN
Politik
Politik Kollaps der Insekten-Revolution: EU zerstört ihre eigene Bio-Strategie
07.06.2025

Erst gefeiert als nachhaltige Wunderlösung – nun droht das Aus: Europas Insektenzüchter stecken in der Krise. Die Hoffnung, Fischmehl...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unternehmen verkaufen: Die 10 häufigsten Fehler beim Unternehmensverkauf
07.06.2025

Was Unternehmer beim Verkauf ihres Unternehmens falsch machen – und wie selbst starke Zahlen durch fehlende Strategie, überzogene...

DWN
Politik
Politik Ehegattennachzug stagniert: Rechtliche Hürden beim Sprachnachweis
07.06.2025

Die Zahl der Visa für den Ehegattennachzug nach Deutschland ist rückläufig. Gleichzeitig bestehen weiterhin sprachliche und rechtliche...

DWN
Panorama
Panorama Ausweis, Ticket & Co.: Was Sie vor einem Urlaubsflug beachten sollten
07.06.2025

Check-in, Sicherheitscheck und Sprint zum Gate: Der Start in den Urlaubsflug kann am Flughafen schnell im Stress enden. Das lässt sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wertvollster Fußballer der Welt: Lamine Yamal knackt 400-Millionen-Marke
07.06.2025

Ein 17-Jähriger dominiert den globalen Fußballmarkt: Lamine Yamal ist mehr wert als ganze Bundesligateams – und verkörpert die extreme...

DWN
Politik
Politik Der Weltraum als nächstes Schlachtfeld – Europas Sicherheit steht auf dem Spiel
07.06.2025

Der Orbit wird zur neuen Frontlinie geopolitischer Machtspiele. Wie private Satelliten, militärische Strategien und neue Allianzen die...

DWN
Technologie
Technologie Silicon Valley dominierte Big Tech – Europas Chance heißt Deep Tech
06.06.2025

Während Europa an bahnbrechenden Technologien tüftelt, fließt das große Geld aus den USA. Wenn Europa jetzt nicht handelt, gehört die...