Finanzen

Banken-Krise: Höhere Steuern für riskante Banken

Die Kreditverteuerung einer strauchelnden Bank könnte den Zusammenbruch des Finanzsystems verhindern. Das würde das Risiko für alle Beteiligten senken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Komplexitätsforschern. Noch effektiver wäre die persönliche Haftung der Eigentümer einer Bank für die Spareinlagen.
07.03.2014 00:17
Lesezeit: 2 min

Die Diskussion um Banken in „Schieflagen“, also um sogenannte Zombiebanken, die in der Eurozone aktuell nur mit Unterstützung der EZB überleben, treibt zuweilen auch seltsame Blüten.

Komplexitätsforscher aus Wien kommen hinsichtlich der effektiven Abwicklung oder als Vorkehrung des Zusammenbruchs systemrelevanter Banken zu einfachen Einschätzungen. Im Fokus stehen dabei ein gezielter Einsatz von Finanztransaktionssteuern und höhere Zinsen bei Kreditaufnahmen bei „systemrelevanten“ Banken. Dadurch könnten systemische Risiken begrenzt werden, heißt es in der Analyse.

„Wäre ein Kredit bei einer Bank teurer, deren Zusammenbruch mit hoher Wahrscheinlichkeit das gesamte Finanzsystem in Mitleidenschaft zöge, dann würde das momentan instabile System deutlich stabilisiert“, heißt es. Unternehmen und Privatpersonen wären somit veranlasst, nur bei einer solchen Bank einen Kredit aufzunehmen, wo der Zinssatz geringer und somit das Geld preiswerter zu haben sei.

Darüber hinaus könnte die Einführung von höheren bzw. variablen Finanztransaktionssteuern für Banken mit hohem Risiko zum marktwirtschaftlichen Prinzip von Angebot und Nachfrage führen, was dann unvermeidlich zur Minimierung der Risiken sorgte.

Unter dem Strich führte dies zu einem „Umbau des Finanznetzwerks und ein insgesamt geringeres Risiko für einen Kollaps“, bedeutet Thurner.

Diese „relativ einfache Idee“, wie Stefan Thurner sie selbst darstellt, hakt jedoch bei der praktischen Umsetzung. Wer sollte bestimmen, dass welche Bank einer „variablen“ oder einer höheren Finanztransaktionssteuer unterworfen wird? Sollte ein solcher Vorschlag bei einer Regierung oder der EU-Kommission Gehör finden, fände sich alsbald die entsprechende Bankenlobby, die dieses Vorhaben als marktwirtschaftlich nicht vertretbar kritisierte und damit womöglich nicht gänzlich falsch läge.

Dasselbe trifft für höhere Zinsen einer Kapitalaufnahme bei einer risikobehafteten Bank zu. Selbstverständlich würde nach der Einführung eines vergleichsweise höheren Zinssatzes für Kredite bei einer bestimmten Bank dort kein Kunde mehr einen Kredit aufnehmen, seien es Privat- oder Geschäftskunden. Die Folge wäre die Pleite der Bank und eine ungeordnete Insolvenz oder – eher wahrscheinlich – eine geordnete Abwicklung.

Dass aus der Bankenwelt keine Zustimmung zu diesen Gedanken kommen, ist daher ausnahmsweise nicht weiter verwunderlich. Es ist weniger die Vermutung, dass sich unter diesen Bedingungen die Profitmöglichkeiten einschränken würden, wie die Komplexitätsforscher meinen, sondern höchstwahrscheinlich schlicht die Undurchführbarkeit.

Die Lösung krankt an der Tatsache, dass der Staat, solange er das Monopol zum Gelddrucken hat, die Bedingungen für die Bürger diktieren und Manipulationen damit Tür und Tor öffnen kann.

Die einfachste Lösung: Die Eigentümer von Banken sollten mit ihrem privaten Vermögen haften. Damit würden Schurken automatisch vom Bankwesen ferngehalten. Ein solches System gab es bereits in Schottland im 19. Jahrhundert. Die strenge Verbindung von Gewinn und Haftung führte dazu, dass es bei dieser Art von Banking echten Wettbewerb und vollständigen Schutz der Sparer gab.

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