Politik

Rache für Volksentscheid: EU schließt Schweiz von Erasmus aus

Die Schweiz darf in diesem Jahr nicht am Austausch-Programm Erasmus teilnehmen. Brüssel behandelt das Land wie ein Drittland und nicht mehr wie ein Mitgliedsstaat. Nach der Volksabstimmung zur Begrenzung der Zuwanderung setzte die EU die Gespräche aus.
08.03.2014 00:14
Lesezeit: 1 min

Die Schweiz wird im Studienjahr 2014/2015 nicht am Studentenaustausch-Programm Erasmus teilnehmen. Dies bestätigte der EU-Arbeitskommissar Laszlo Andor bei einer Debatte im EU-Parlament.

Nach der Volksabstimmung zur Begrenzung der Einwanderung wurden die Gespräche zwischen der EU und der Schweiz zum Austauschprogramm ausgesetzt. Die Schweiz habe nun die Termine für die Verleihung der Stipendien verpasst, so Andor. Dadurch werde sie künftig nicht mehr wie ein EU-Mitgliedsstaat, sondern wie ein Drittland behandelt, berichtet der Tagesanzeiger.

„Aus den (Erasmus )-Projekteingaben für 2014 sind wir definitiv draussen“, sagte Gaétan Lagger, stellvertretender Leiter für internationale Bildungsprogramme beim Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBFI).

Lagger hofft auf eine Teilnahme der Schweiz am Austausch-Programm von 2015. Darüber hinaus arbeite man an einer Zwischenlösung.

„Wir werden uns bemühen, eine Überbrückungslösung zu finden, damit die Studenten dennoch gefördert werden können“, so Lagger.

Abgesehen von der Kritik der EU an der Zuwanderungsbeschränkung der Schweiz, gab es andere Unstimmigkeiten in den Verhandlungen zum Erasmus-Programm. So habe die EU noch vor der Volksabstimmung mehr Geld von der Schweiz für das Programm verlangt, wie der Tagesanzeiger meldet.

„Wir haben tatsächlich aus Brüssel zur Kenntnis nehmen müssen, dass mehr Mittel erwartet sind, als das Parlament beschlossen hatte“, sagte Bildungsminister Johann Schneider-Ammann. Er habe den Bundesrat zwei Wochen vor der Volksabstimmung vom 9. Februar über die neue Forderung der EU informiert.

Auch beim Forschungsabkommen Horizon 2020 werde die Schweiz künftig nicht mehr als „assoziiertes Land“ behandelt. Die EU drängt die Schweiz weiterhin auf den schnellen Abschluss eines Freizügigkeitsabkommens mit Kroatien. Die Schweiz will die entsprechenden Verhandlungen bis April abschließen.

„Wir müssen das schnell wissen. ‚Business as usual‘ ist keine Option“, so Andor.

Der Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) zeigte sich „schockiert“ über das endgültige aus für das diesjährige Erasmus-Programm. Er wolle „nicht tolerieren, dass Bildung und Forschung auf dem Altar der politischen Verhandlungen geopfert werden“. Die Aussetzung der Verträge zu Erasmus und Horizon 2020 bedeute für die Schweiz „einen enormen Rückschritt, welcher die Qualität unserer Bildung und unserer Forschungsmöglichkeiten stark erschüttern wird“.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gold im Höhenrausch: Wenn Trump das Gold sieht, wird es gefährlich
25.04.2025

Der Goldpreis steht kurz davor, einen historischen Rekord nicht nur zu brechen, sondern ihn regelrecht zu pulverisieren. Die Feinunze Gold...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Autoindustrie unter Druck: Zollkrieg sorgt für höhere Preise und verschärften Wettbewerb
25.04.2025

Der Zollkrieg zwischen den USA und Europa könnte die Auto-Preise in den USA steigen lassen und den Wettbewerb in Europa verschärfen....

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen der Deutschen auf Rekordhoch – aber die Ungleichheit wächst mit
25.04.2025

Private Haushalte in Deutschland verfügen so viel Geld wie nie zuvor – doch profitieren längst nicht alle gleichermaßen vom...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wirtschaftsmodell zerbricht, Polen rückt vor
25.04.2025

Deutschlands Wirtschaftsmaschinerie galt jahrzehntelang als unaufhaltsam. Doch wie Dr. Krzysztof Mazur im Gespräch mit Polityka...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China im Handelskrieg: Regierung bereitet sich auf das Schlimmste vor
25.04.2025

Chinas Führung bereitet sich inmitten des eskalierenden Handelskonflikts mit den USA auf mögliche Härtefälle vor. In einer Sitzung des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pharmazeutische Abwanderung: Wie Europa seine Innovationskraft verloren hat – und sie zurückgewinnen kann
25.04.2025

Europas einst führende Rolle in der Pharmaforschung schwindet – während andere Regionen aufholen, drohen Abhängigkeit und...

DWN
Politik
Politik Trump deutet historischen Kompromiss an: Russland will Ukraine nicht vollständig besetzen
25.04.2025

Moskau signalisiert Rückzugsbereitschaft – wenn der Westen zentrale Forderungen erfüllt.

DWN
Finanzen
Finanzen Sozialleistungen belasten Haushalt: Staatsquote steigt erneut
25.04.2025

Höhere Ausgaben des Staates für Sozialleistungen wie Renten, Pflege- und Bürgergeld haben den Anteil der Staatsausgaben im Verhältnis...