Deutschland

ARD und ZDF verspekulieren sich mit Übertragungsrechten zur Fußball-WM

ARD und ZDF haben die Pay-TV-Rechte für die anstehende Fussball-WM gekauft. Sie spekulierten darauf, die Rechte gewinnbringend an den Bezahlsender Sky weiterzuverkaufen. Doch Sky zeigt aufgrund mangelder Exklusivität kein Interesse und die Öffentlich-Rechtlichen bleiben auf den teuren Übertragunsrechten sitzen.
14.05.2014 00:28
Lesezeit: 1 min

Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ARD und ZDF übertragen für unbekannte Millionensummen die Fußball-WM. Die Sender weigern sich, die genauen Zahlen bekanntzugeben. Als Begründung für die Verwendung der Zwangsgebühren für ein rein kommerzielles Ereignis wird gerne das in Deutschland offenbar grundgesetzliche garantierte „Grundrecht auf freien Eintritt bei Fußball-Länderspielen“ angeführt.

Die gebührenfinanzierten Sender werden alle 64 Spiele im Fernsehen, im Radio und im Internet übertragen. Dazu schicken sie 500 Mitarbeiter nach Brasilien. Zudem erwarben ARD und ZDF die Pay-TV-Rechte für die WM 2014 in Brasilien und 2018 in Russland von der FIFA.

Der streng geheime Preis soll bei etwa 150 Millionen Euro liegen. Die Sender haben so viel bezahlt, obwohl die Sendezeiten wegen der Zeitverschiebung ungünstig sind. Doch ARD und ZDF hatten gehofft, die Rechte auch an einen Pay-TV-Sender weiterzuverkaufen.

Ein goteskes Ansinnen: Denn kein Pay-TV-Sender ist so blöd und kauft die Rechte für Spiele, die sämtlich auch frei zu empfangen sind.

Der Bezahlsender Sky winkte ab: Das Unternehmen hält die Preise für überhöht. Warum soll der Sender versuchen, eine Ware zu verkaufen, die es an jeder Straßenecke gratis gibt?

So bleiben die Öffentlich-Rechtlichen auf den Kosten für die Pay-TV-Rechte sitzen. Die Verantwortlichen der Sender behaupten, dass die FIFA nur ein gemeinsames Paket von Free- und Pay-TV-Rechten angeboten habe. Somit blieb ihnen angeblich keine andere Wahl, als auch diese Rechte fürs Bezahlfernsehen zu kaufen. Die FIFA weist diese Vorwürfe jedoch zurück, wie Digital Insider berichtet. Es habe die Möglichkeit gegeben, die Rechte getrennt von einander zu erwerben.

Scheinbar haben sich ARD und ZDF auf Kosten der Gebührenzahler verspekuliert. Dies dürfte demnach ein Fall für die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Öffentlich-Rechtlichen (KEF) werden. Doch ernsthafte Konsequenzen haben die Sender nicht zu erwarten. Denn die KEF tagt erst kurz vor Ende der Fußball-WM, wenn der Schaden nicht mehr abzuwenden ist.

Und gegen das Menschenrecht auf freies Fußball-Gucken kann keine Kommission der Welt antreten.

Für ARD und ZDF gilt: Weil das Geld nicht verdient werden muss, sondern vom Bürger per Zwangsgebühr eingehoben wird, gelten die eigenen Gesetze eines Staatsbetriebes. Der muss auf Interessen anderer Zwangvereine Rücksicht nehmen - etwa der korrupten Fußballorganisation Fifa.

Am Dienstag hat das Verfassungsgericht Koblenz den Sendern bescheinigt, dass die Rundfunkgebühr nicht verfassungswidrig ist (mehr hier).

Damit steht einer ungestörten Fußball-WM aus Sicht der öffentlich-rechtlichen Sender nichts mehr im Wege.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Selenskyj warnt: Putin nutzt Trump-Treffen als Vorwand für neue Offensive – kein Wille zum Frieden
12.08.2025

Kurz vor dem Gipfel zwischen Donald Trump und Wladimir Putin warnt Wolodymyr Selenskyj: Moskau rüste für neue Angriffe, statt Frieden zu...

DWN
Technologie
Technologie Google dreht Werbern den Datenhahn zu und Meta setzt auf KI-Dominanz
12.08.2025

Neue Sperren, neue Algorithmen: Google blockiert ohne Consent Mode das Conversion-Tracking, Meta verschiebt mit KI-Regeln die Spielregeln...

DWN
Politik
Politik Gewerkschaft der Polizei kritisiert marode Dienststellen und fordert Milliarden-Investitionen
12.08.2025

Die Gewerkschaft der Polizei schlägt Alarm: Hunderte Dienststellen in Deutschland sind in einem desolaten Zustand – von Schimmelbefall...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Homeoffice kostet Karriere: Warum viele fürs Sofa weniger verdienen
12.08.2025

Homeoffice gilt als Freiheit – doch die hat ihren Preis: Viele Beschäftigte verzichten für das Arbeiten von zu Hause freiwillig auf...

DWN
Politik
Politik Rente und Lebensarbeitszeit: Beamte sollen länger arbeiten, weil sie im Schnitt länger leben
12.08.2025

Die Deutschen sollen länger arbeiten, fordert die Wirtschaftsministerin, auch um die Sozialsysteme abzusichern. Für das Rentensystem hat...

DWN
Technologie
Technologie Social Media für Kinder? Özdemir fordert Verbot
12.08.2025

Ex-Agrarminister Cem Özdemir bringt einen Vorschlag ins Gespräch, der in der Öffentlichkeit für Diskussionen sorgen dürfte: Er fordert...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs nähert sich Rekordhoch: Droht jetzt die große Wende?
12.08.2025

Der Bitcoin-Kurs startet mit Schwung in die neue Woche und rückt dem Rekordhoch wieder sehr nah. Institutionelle Zuflüsse, politische...

DWN
Politik
Politik Ukraine widerspricht Meldungen über russischen Durchbruch in Donezk-Region
12.08.2025

Die ukrainische Armee hat Medienberichte über einen angeblichen russischen Frontdurchbruch im Raum Pokrowsk und Dobropillja im Gebiet...