Die angolanische Filiale der in Schieflage geratenen portugiesischen Großbank Banco Espírito Santo (BES) hat vor Jahren Kredite in Höhe von mehr als 5,7 Milliarden US-Dollar vergeben. Die heutigen Manager mussten vor kurzem zugeben: Man wisse weder, an wen die Gelder geflossen sind noch welchen Verwendungszweck die Kredite hatten. Es wurden kaum Garantien hinterlegt und diejenigen, die hinterlegt wurden, wurden keiner seriösen Bewertung unterzogen.
Allein an den angolanischen Ex-Manager von BES Angola, Álvaro Sobrinho, sollen an die 750 Millionen US-Dollar ohne Beleg geflossen sein. Sobrinho hat sich in den vergangenen Jahren in Portugal ein Medienimperium (mit Beteiligungen an verschiedenen Tages-, Wochen- und Monatszeitungen) zusammengekauft.
Der inzwischen zurückgetretene CEO der BES, Ricardo Salgado, musste vor Wochen große Probleme bei der Bank in Angola einräumen. Beim Präsidenten des allgemein als korrupt geltenden Ölstaats Angola, José Eduardo dos Santos persönlich, bat Salgado um Garantien für die „faulen“ Kredite. Prompt soll der angolanische Staat mit einer Bürgschaft über 70 % der Gesamt-Kreditsumme eingesprungen sein. „Über diese Bürgschaft gibt es keine Zweifel“, sagte Ricardo Salgado der portugiesischen Wirtschaftszeitung „Jornal de Negócios“, an der der angolanische EX-CEO von BES Angola, Álvaro Sobrinho, über seine Holding „Cofina“ beteiligt ist.
Über das riesige Finanzloch von BES Angola ist erstmals vom investigativen Journalisten, Rafael Marques, im Blog „Maka Angola“ berichtet worden. Im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten berichtet Marques, der EX-CEO Álvaro Sobrinho habe die Milliarden „ regelrecht, wie mit dem Füllhorn, über bekannte Figuren des kleptomanischen angolanischen Regimes geschüttet.“ Nutznießer seien, unter Anderen, „mehrere Mitglieder des Politbüros der MPLA“ gewesen, Mitglieder der ehemals marxistischen „Volksbewegung für die Befreiung Angolas“ auf die sich das langlebigste afrikanische Regime stützt. Präsident José Eduardo dos Santos regiert das an Erdöl, Diamanten und anderen Bodenschätzen reiche Angola ununterbrochen seit 37 Jahren, als wenn das Land sein Privateigentum wäre.
Das angolanische Loch hat die portugiesische Großbank ins Wanken gebracht. Die Banco Espírito Santo ist international verflechtet. Verschiedene Korruptionsskandale brachten das ehemals ehrwürdige Institut in den vergangenen Jahren übel ins Gerede. Die Banco Espírito Santo soll auch dem „German Submarine Konsortium“ sowie dem Vertriebsunternehmen Ferrostaal aus Essen bei dubiosen Waffengeschäften mit dem portugiesischen Staat beratend zu Seite gestanden haben. Beobachter schließen nicht aus, dass der Skandal um die BES-Bank, auf die portugiesische und europäische Finanzwirtschaft übergreift. Ein Domino-Effekt wird befürchtet.
In Portugal wird dieser Riesenskandal deshalb ganz, ganz klein geredet. Die portugiesische Zentralbank beschwichtigt: "Die Liquidität von BES ist ausreichend und wurde zuletzt durch eine Kapitalerhöhung deutlich gestärkt", sagte ein Sprecher der Notenbank am Donnerstagabend. Die Bank sei solide aufgestellt. An den Märkten war zuvor die Sorge um Portugal und dessen Finanzsektor wieder aufgeflammt. Berichte über Zahlungsprobleme der Bankiersfamilie Espirito Santo hatten die gleichnamige Bank unter Druck gesetzt. Die Aktien des größten börsennotierten Geldhaus des Landes wurden daraufhin vom Handel in Lissabon ausgesetzt, nachdem sie zuvor um bis zu 19 Prozent auf ein Zwölf-Monats-Tief von 0,50 Euro gefallen waren.
Die Banco Espirito Santo zählt zu jenen Großbanken in der Euro-Zone, die ab November von der Europäischen Zentralbank (EZB) beaufsichtigt werden sollen und damit auch dem Stresstest unterzogen werden. Mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten, dass das Kapitalpolster der Bank groß genug sei, um einen Zahlungsausfall anderer Unternehmen der Bankiersfamilie zu verkraften. Diese Informationen lägen auch den Behörden vor und seien von einem Wirtschaftsprüfer bestätigt worden.
Die Finanzmärkte schenken der Bank offenbar weniger Glauben als die Wirtschaftsprüfer und reagierten sehr nervös (hier mehr).
Ein Schweizer Bankenaufseher hat schon vorsorglich seinen Rücktritt eingereicht (hier).
Auch die deutschen Sparer und Steuerzahler haben jeden Grund zur Sorge.