Die belgischen Behörden haben wegen Sicherheitsbedenken drei der landesweit sieben Atomreaktoren längerfristig abgeschaltet. In Doel bei Antwerpen ist die Dampfturbine eines Reaktors heißgelaufen und ausgefallen, weil Öl ausgelaufen ist. Als Ursache wird Sabotage durch einen Mitarbeiter vermutet, der ein Ventil offen gelassen haben soll, die Staatsanwaltschaft ermittelt. In zwei weiteren Reaktoren wurden Haarrisse in Behältern gefunden. Die Reaktoren könnten für immer abgeschaltet bleiben, denn sollten sich die Risse ausdehnen könnte Wasser austreten.
Zwei weitere Blöcke sind in Doel bereits abgeschaltet, weil im November 2012 bei einer Routineinspektion mit Ultraschall tausende von Rissen in den Reaktordruckbehältern entdeckt worden waren. Zunächst waren die Anlagen nach einer Prüfung im Juni 2013 wieder hochgefahren worden, dann wurden sie im März 2014 wieder abgeschaltet, weil die belgischen Behörden nicht sicher waren, dass die Behälter mechanisch wirklich noch belastbar sind.
Die Hälfte des belgischen Strombedarfs wird mit Atomkraft gedeckt. Die belgische Energiestaatssekretärin räumte daher explizit das Risiko von Stromengpässen im kommenden Winter ein, berichtet der ORF. Die Reaktorausfälle brächten Belgien in eine völlig unvorhersehbare Lage. Mit den Kraftwerken falle ein Viertel der nationalen Stromversorgung weg. Vor dem Parlament erklärte die Staatssekretärin, dem Energieengpass mit strategischen Reserven und Importen beikommen zu wollen. Für ländliche Gebiete werden bereits Notfallpläne verteilt für den Fall, dass Schleusen, Tankstellen-Pumpen und Bankomaten abgeschaltet würden.
Ausgerechnet die ältesten Reaktoren des Landes laufen noch. Eigentlich sollten sie im kommenden Jahr nach Ablauf der programmierten vierzig Jahre Laufzeit abgeschaltet werden. Belgien wollte bis 2025 aus der Atomkraft aussteigen. Sollte diesen Winter der Strom knapp werden, könnte dieses Ziel neu verhandelt werden.