Finanzen

Milliardärsmanager fliehen aus US-Aktien: Der stille Countdown zur Rezession hat begonnen

Eine neue Erhebung der Bank of America zeigt: Die Stimmung unter den großen Vermögensverwaltern kippt dramatisch. Während die Finanzwelt auf jedes Wort der US-Notenbank und auf die nächsten Schritte im Handelskrieg blickt, ziehen sich die Milliardärsmanager still und konsequent zurück – und schicken damit ein deutliches Signal: Die Rezession ist nicht mehr eine ferne Möglichkeit. Sie ist für viele längst Realität.
17.04.2025 19:32
Lesezeit: 2 min
Milliardärsmanager fliehen aus US-Aktien: Der stille Countdown zur Rezession hat begonnen
Noch nie seit Beginn der Erhebung im Jahr 1994 war der Rückgang der US-Aktien-Allokation in institutionellen Portfolios so stark wie in den letzten zwei Monaten. (Foto: dpa) Foto: Pablo Martinez Monsivais

Historischer Einbruch – Investoren fliehen aus US-Aktien

Noch nie seit Beginn der Erhebung im Jahr 1994 war der Rückgang der US-Aktien-Allokation in institutionellen Portfolios so stark wie in den letzten zwei Monaten. 65 Prozent der befragten Top-Investoren planen, ihre US-Engagements weiter zu reduzieren. Parallel dazu steigt der Bargeldanteil auf 4,8 Prozent, ein Niveau, das zuletzt während des pandemiebedingten Schocks im Frühjahr 2020 erreicht wurde.

Die befragten Anleger – insgesamt 195 Manager mit einem Gesamtvermögen von fast 3 Billionen Dollar – nennen klare Gründe: Handelskrieg, politische Unberechenbarkeit und eine sich abzeichnende globale Wachstumsflaute.

„Selbstverschuldete Rezession“: Trump unter Beschuss

Die Danske-Bank-Strategin Sofie Manja Eger Huus findet deutliche Worte: „Es wird die lächerlichste, selbstverschuldete Rezession sein, die Trump je verursacht hat.“ Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten seien grundsätzlich intakt – doch durch den aggressiven Handelskurs der USA gegen gleich mehrere Volkswirtschaften habe sich Washington selbst in die Ecke manövriert.

Ein zunehmend chaotischer Handelskonflikt, der nicht nur China, sondern auch Europa, Kanada und Mexiko betrifft, drückt massiv auf die Gewinnerwartungen der Unternehmen. Ganze 80 Prozent der befragten Investoren rechnen mit fallenden Unternehmensgewinnen – der schlechteste Wert seit dem Höhepunkt der Inflationsangst im Herbst 2022.

Drei Wendepunkte, die alles verändern könnten

In der aktuellen Lage suchen die Investoren fieberhaft nach potenziellen Auswegen. Die Umfrage identifiziert drei zentrale Katalysatoren, die den Markt drehen könnten:

  1. Signifikante Zollsenkungen im Handelskonflikt
  2. Solide Unternehmenszahlen im zweiten Halbjahr
  3. Aggressive Zinssenkungen durch die Fed

Doch auch hier herrscht Skepsis: Große Zinssenkungen werden nur dann kommen, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist – also entweder die Rezession voll durchschlägt oder eine neue Finanzkrise droht. Beides wären keine guten Nachrichten für die Märkte.

China als Hoffnungsträger – USA als Problemfall

Während 63 Prozent der Anleger glauben, dass Konjunkturimpulse das chinesische Wachstum stützen werden, erwarten nur wenige, dass Trumps Steuersenkungen die US-Wirtschaft nachhaltig beflügeln. Der Vertrauensverlust in die USA ist tief – nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich.

Jakob Vejlø, Chefstratege bei Bankinvest, warnt: „Positive Marktbewegungen sollten mit Vorsicht betrachtet werden. Trumps Kurs bleibt unberechenbar – und der Handelskrieg jederzeit eskalierbar.“

Fazit: Die Ruhe vor dem Sturm

Die Märkte haben den Ernst der Lage offenbar noch nicht vollständig eingepreist. Ein 12-prozentiger Rückgang von den Höchstständen wirkt angesichts der globalen Unsicherheit fast harmlos. Doch im Hintergrund laufen längst die Vorbereitungen für das Schlimmste: Hedgefonds, Pensionskassen und große Vermögensverwalter parken Kapital, reduzieren Risiko und meiden US-Aktien.

Der Druck steigt – und mit jedem Tag, an dem eine Entspannung im Handelskonflikt ausbleibt, wächst die Wahrscheinlichkeit, dass die nächste große Korrektur nicht mehr aufzuhalten ist. Die Rezession ist keine Frage mehr des Ob. Sondern des Wann.

Die Milliardärsmanager haben ihre Entscheidung bereits getroffen. Bleibt die Frage: Was wissen sie, was der Markt noch ignoriert?

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