Finanzen

Der S&P 500 steigt, doch Experten raten zum Verkauf - Ein Systemwechsel steht bevor

Wall-Street-Legenden wie Steve Eisman, Bill Ackman und Ray Dalio schlagen Alarm: Der S&P 500 steigt – doch Experten raten zum Ausstieg. Zölle, geopolitische Spannungen und ein drohender Systemwechsel könnten das Finanzsystem erschüttern. Ist der Aufschwung nur die Ruhe vor dem Sturm?
15.04.2025 09:22
Lesezeit: 2 min
Der S&P 500 steigt, doch Experten raten zum Verkauf - Ein Systemwechsel steht bevor
Größen wie JP Morgan Chef Jamie Dimon warnen, dass die Regeln an der Börse sich geändert haben. (Foto: dpa) Foto: Michael Reynolds

Die Signale aus den Chefetagen der großen Vermögensverwalter, Hedgefonds und Investmentbanken sind eindeutig – und sie klingen wie eine Warnsirene für den Rest der Welt: Verkaufen, solange es noch etwas zu verkaufen gibt.

Während der S&P 500 neue Höhen erklimmt, der Nasdaq um über 7 Prozent zulegt und der Goldpreis auf über 3.200 Dollar steigt, mehren sich die Stimmen jener, die den Systemfehler erkannt haben – und nun ihre Strategie anpassen. Nicht etwa Euphorie prägt die Kommentare der großen Namen der Wall Street, sondern Skepsis, Vorsicht – und in manchen Fällen sogar Panik.

Eisman: „Spielen Sie nicht, wenn Sie das Spiel nicht verstehen“

Steve Eisman – bekannt geworden durch seine Wette gegen den US-Hypothekenmarkt vor der Finanzkrise – warnt offen vor blinder Risikobereitschaft. Die Zeit der Tech-Euphorie sei vorbei, das Zinssystem habe sich grundlegend verändert, und die alten Spielregeln gelten nicht mehr. Banken sind die neuen Gewinner, meint Eisman – allerdings nur, wenn der Staat rettend eingreift.

Ackman rudert zurück – und wieder vor

Hedgefonds-Milliardär Bill Ackman, einst Unterstützer Trumps, zeigt sich angesichts drohender Zölle und schwacher Märkte desillusioniert. Doch seine Kritik war nur von kurzer Dauer: Nachdem Trump eine 90-tägige Zollpause ankündigte, lobte Ackman die Entscheidung als „mustergültig“. Ein bemerkenswerter Schwenk, der zeigt: Selbst Großinvestoren schwanken zwischen Angst und Opportunismus.

Hartnett: Jeder Anstieg ist eine Verkaufsgelegenheit

Michael Hartnett von der Bank of America warnt eindringlich: Anleger sollten jeden Aufschwung nutzen, um auszusteigen. Der Glaube an die Überlegenheit des US-Marktes sei brüchig geworden. Die Kombination aus hohen Zinsen, schwachem Dollar und geopolitischen Spannungen zwinge institutionelle Anleger weltweit zum Rückzug.

Sein Kursziel für den S&P 500 liegt bei 4.000 Punkten – rund 25 Prozent unter dem aktuellen Niveau.

Dalio: „Kollaps der Weltordnung“

Für Ray Dalio, Gründer von Bridgewater Associates, geht es längst nicht mehr nur um Märkte. Was wir derzeit erleben, sei der Beginn eines historischen Zykluswechsels. Ein „Kollaps der finanziellen, politischen und geopolitischen Ordnung“ sei unausweichlich – getrieben durch Überschuldung, sozialen Zerfall und ein Ende der US-Dominanz.

Marks, Dimon, Fink: Einigkeit im Zweifel

Auch andere Größen wie Howard Marks (Oaktree), Jamie Dimon (JPMorgan) und Larry Fink (BlackRock) warnen: Die Unsicherheiten im Handel, die politischen Spannungen, und eine völlig veränderte globale Ordnung gefährden nicht nur den Wohlstand – sie stellen die gesamte Struktur des Finanzsystems in Frage.

Fazit: Der Lack ist ab

Was sich hier abzeichnet, ist mehr als eine Kurskorrektur. Es ist ein ideologischer, wirtschaftlicher und geopolitischer Umbruch – und die Märkte sind nur der Vorbote. Die „Wölfe der Wall Street“ wissen: Das Spiel hat sich verändert.

Sie verkaufen – und fragen sich, wie lange der Rest der Welt noch kaufen will.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handwerkspräsident: "Demokratie muss nun liefern"
24.12.2025

Die Stimmung im deutschen Handwerk ist angespannt, die Wirtschaft schwächelt seit Jahren. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands...

DWN
Politik
Politik DWN-Jahresrückblick 2025: Schulden, Krieg, KI – und Europas Zerreißprobe
24.12.2025

Schulden in Billionenhöhe, neue Kriegsängste, technologische Abhängigkeiten: 2025 hat Gewissheiten zerlegt, die lange als stabil galten....

DWN
Technologie
Technologie The Good City: Die Stadt der Zukunft ist leise, sauber und elektrisch
24.12.2025

Lärm, Abgase, Platzmangel – urbane Probleme kennt jeder. Doch Renault Trucks zeigt: Die Zukunft der Stadt ist elektrisch, leise und...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP: Zwischen ETF-Fantasie und anhaltendem Kursdruck
24.12.2025

Ripple XRP verliert an Boden, während der Kryptomarkt insgesamt vorsichtiger wird. Technische Schwäche, unterschrittene Schlüsselmarken...

DWN
Technologie
Technologie Exponentielles Wachstum durch KI: Chancen und Grenzen für Wirtschaft und Gesellschaft
24.12.2025

Die künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant und verändert zunehmend Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft. Doch kann dieser...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Mindeststeuer im Fokus: EU stellt US-Sonderregeln infrage
24.12.2025

Die globale Mindestbesteuerung gerät erneut unter Druck, nachdem die USA weitreichende Ausnahmen durchgesetzt haben. Droht Europa nun ein...

DWN
Politik
Politik Putin braucht keinen Weltkrieg: Darum ist eine globale Eskalation nicht Russlands Ziel
24.12.2025

Russlands Kriegspolitik wird häufig als Vorstufe einer globalen Eskalation interpretiert, doch historische Vergleiche zeichnen ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Kryptobörsen im Vergleich: Darauf sollten Anleger bei Auswahl und Sicherheit achten
24.12.2025

Kryptowährungen sind längst im Finanzalltag angekommen, doch der Einstieg beginnt mit der Wahl der passenden Handelsplattform. Worauf...