Wirtschaft

Blick aus China: Die USA haben an Bedeutung verloren, Zölle beeinträchtigen die Lieferketten nicht

Die Bedeutung des US-Marktes für China habe in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen und mache heute nur noch 14 Prozent der chinesischen Exporte aus, sagt der chinesische Logistiker Cliff Xu.
18.04.2025 06:03
Lesezeit: 2 min

USA verlieren an Relevanz für Chinas Exporte

Die USA seien in den vergangenen Jahren für China zu einem deutlich weniger wichtigen Markt geworden, vor allem weil Hersteller und Händler aufgrund der anhaltenden Risiken auf dieser Handelsroute ihr Engagement reduzieren wollten, sagte Cliff Xu, Direktor für Großchina bei Rhenus Air & Ocean, gegenüber dem Logistikportal The Loadstar. Der Großraum China umfasst das chinesische Festland, Hongkong, Macau und Taiwan. Chinas Gesamtexporte auf den US-Markt seien auf knapp über 14 Prozent der gesamten chinesischen Exporte gesunken, so Xu.

Rückgang der Exporte nach den USA

Die Exporte Chinas in die USA erreichten 2018 661,5 Milliarden Dollar, was damals 19,2 Prozent der gesamten chinesischen Exporte ausmachte. Im vergangenen Jahr sanken sie jedoch auf 582,4 Milliarden Dollar, was 14,7 Prozent der gesamten chinesischen Exporte entspricht. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, dass Chinas Exporte in die USA aufgrund indirekter Exporte über Drittländer unterschätzt werden.

Beschleunigte Diversifizierung nach Südostasien und in den Pazifikraum

Als die Hersteller ihre Abhängigkeit von China verringern wollten, begannen sie, schnell in anderen Ländern Südostasiens und der Pazifikregion einzukaufen. Das Handelsvolumen innerhalb Asiens und des Pazifiks wächst um 25 Prozent. Nach Einschätzung von Cliff Xu werden immer mehr Unternehmen ihre Produktion in den Asien-Pazifik-Raum (APAC) verlagern, die Exporte aus China werden zurückgehen und die Exporte aus Südostasien und dem Pazifik in die USA werden zunehmen. Logistiker müssen Handelsrouten an die neuen Bedingungen anpassen.

Einige Analysten gehen davon aus, dass es sich dabei zumindest teilweise um einen indirekten Export von China in die USA handelt.

Langfristige Stabilisierung der Frachtschifffahrt erwartet

Langfristig werde sich die Lage im Bereich der Frachtschifffahrt stabilisieren, und große Schwankungen, wie wir sie während der Covid-Epidemie erlebt haben, seien nicht zu erwarten, schätzt Xu. Unter dem Strich bleiben die Logistiker hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung des Handels zwischen China und den USA vorsichtig optimistisch.

„Nichts schockiert uns“: Logistiker setzen auf Diversifizierung

„Wir haben damit gerechnet, morgen früh mit neuen Zöllen aufzuwachen. Das ist die neue Normalität“, sagt Xu. Es sei schwer, noch überrascht zu werden, da die Branche ständig unter Druck stehe und Preisbewegungen spüre. Der Handel zwischen den USA und China werde nicht völlig versiegen, da die Volumina immer noch groß seien. „Geschäft ist Geschäft und wir sind nicht allzu besorgt über neuen Handelsdruck, aber gleichzeitig diversifizieren wir das Geschäft ständig und reduzieren Risiken“, so Xu.

DHL-Studie: USA verlieren an Einfluss auf Welthandelsströme

Auch die kürzlich veröffentlichte DHL-Studie zum Welthandel, „Trade Atlas“, kommt zu dem Schluss, dass die Rolle der USA in den internationalen Handelsströmen zwar wichtig, aber nicht groß genug sei, als dass Trump im Alleingang die globalen Handelsströme umkehren könnte. Die Analyse kommt außerdem zu dem Schluss, dass die Importabhängigkeit der USA von China aufgrund indirekter Exporte in die USA möglicherweise unterschätzt wird. Gleichzeitig prognostizieren sie, dass das Volumen des Welthandels etwas schneller wachsen wird als zuvor.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa-Krise vertieft sich: JPMorgan warnt vor dramatischen Folgen für Amerika
13.12.2025

Die Warnungen von JPMorgan Chef Jamie Dimon treffen Europa in einer Phase wachsender politischer Unsicherheit. Seine Kritik an der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...