Der Ölkonzern Rosneft ist nach eigenen Angaben im russischen Teil der Arktis auf Öl gestoßen. Demnach befinden sich an einem Fundort in Universitetskaya 338 Millionen Kubikmeter Gas und 100 Millionen Tonnen Öl. „Und das ist nur eine der Strukturen in der Region“ so Igor Sechin, Vorstandsvorsitzender bei Rosneft.
Das mehrheitlich staatliche Ölunternehmen aus Russland hat zusammen mit ExxonMobil als Partner die Entdeckung gemacht. Kritisch ist die Situation mit den USA insbesondere deshalb, weil die aktuellen Sanktionen den Amerikanern verbieten, in der russischen Arktis nach Erdöl zu bohren.
Eine kurzfristige Lösung war aber schnell geschafft: Lobbyisten von Exxon sorgten dafür, dass die Obama-Administration der Firma erlaubte, sich ausnahmsweise bis zum 10. Oktober in der Region aufzuhalten, berichtet Quartz. Damit soll Zeit geschaffen werden, um die Quelle sicher zu zementieren und zu verlassen. Inzwischen hat Exxon bereits bis zum Öl gebohrt, was der Sache nur noch mehr Brisanz verleiht.
Denn ExxonMobil wird in der russischen Arktis nur weiter arbeiten dürfen, wenn sich die angespannte Beziehung zwischen Russland und dem Westen beruhigt. Dazu müssen dann allerdings auch die Sanktionen zumindest teilweise gelockert werden.
Bereits 2010 hatte Rosneft vier Lizenzen zum Bohren in der Region der Karasee und Barentssee erstanden. Laut den Russen sollen in der Karasee, einem Randmeer des Nordpolarmeers, sogar bis zu 9 Milliarden Barrel Öl schlummern. Bestätigt wurden diese Zahlen bisher nicht. Allerdings hat das Feld derartige Ausmaße, dass es mit der Größe von Moskau verglichen werden kann. Somit könnte die Aussage auch zusätzlich als ein Druckmittel gegenüber den USA verstanden werden.
Diese machen sich unterdessen offiziell Sorgen um die Standards bei Ölbohrungen in der Arktis. Laut dem Houston Chronicle will die US-Regierung einheitliche Richtlinien entwickeln, für den Abbau von Öl und für die Entwicklung in der Region.
Praktischerweise leiten die USA den sogenannten Arctic Council. Der Arktische Rat ist ein Forum, das dem Interessenausgleich zwischen den Anrainerstaaten und den Einwohnern dienen soll. Klimaschutz steht dabei auch auf der Agenda. Inwieweit sich das mit den zukünftigen Ölbohrungen vereinbaren lässt, ist unklar.
Welche Nation auch immer dort letztlich das Öl fördern darf, sie kann sich bei der globalen Erwärmung bedanken. Nur dadurch, dass große Mengen an Eis geschmolzen sind, war der Fund überhaupt erst möglich. Doch nicht nur Ölfelder wurden in den vergangenen Tagen gesichtet – auch 35.000 Walrösser sind in Alaska an den Strand geschwommen, berichtet PBS.
Das ruft natürlich die Umweltschützer auf den Plan. Genauso wie in Universitetskaya, der nördlichsten Ölquelle der Welt. Kritiker warnen vor den Gefahren für Tiere und Natur, die durch den Abbau von Öl und Gas in der Region entstehen.
Allzu laute Proteste gab es von amerikanischer Seite allerdings noch nicht. Das mag aber auch daran liegen, dass erst kürzlich die größte Gruppe von Umweltschützern aus den USA ins Kreuzfeuer geriet. Demnach hat die Organisation „The Nature Conservancy“ Spenden in Millionenhöhe von Erdölkonzernen angenommen und investierte selbst allein 23 Millionen US-Dollar in die Branche, berichtet The Almanac.
Rosneft beruhigt eventuelle Kritiker unterdessen und beteuert, dass alle Probebohrungen den Regeln des Umweltschutzes entsprachen. Selbst wenn die Arbeiten in der Rekordzeit von eineinhalb Monaten durchgezogen wurden. Das Öl wird auf jeden Fall gefördert, denn dafür wurde bereits seit 2011 die Region abgesucht. Damals schlossen sich Rosneft und ExxonMobil zusammen, wobei den Russen zwei Drittel des gemeinsamen Projektes gehören. Insgesamt wird dessen Wert auf 3,2 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Die Quelle in der Arktis wird übrigens die teuerste, die jemals gebohrt wurde. Exxon schätzt die Kosten auf mindestens $ 600 Millionen, berichtet Bloomberg. Aber natürlich wird sich die Investition am Ende rechnen. Wenn tatsächlich 9 Milliarden Barrel in diesem Gebiet warten, entspricht das einem heutigen Wert von rund 900 Milliarden US-Dollar. Dafür können auch noch ein paar Quellen mehr angezapft werden.
Es ist ein enormes Geflecht von Firmen, die an diesem Projekt beteiligt sind. Exxon hält beispielsweise 33 Prozent der arktischen Bohrlizenzen, darf aber wegen den Sanktionen aktuell nicht fördern. Rosneft lässt sich die Erkundung und Ausbau an Fundstätten von Exxon finanzieren, die wiederum das Geld zurückbekommen, sobald die Produktion beginnt. Allerdings hat wiederum BP auch seine Finger im Spiel. Der britische Mineralölkonzern hält 20 Prozent der Anteile von Rosneft.