Finanzen

Kredit-Ausfälle drohen: Fallender Ölpreis wird zum Problem für Banken

Der dramatische Verfall des Ölpreises stellt nicht mehr allein ein Problem für die Erdöl-produzierenden Länder dar. Nun müssen auch die Banken um ihr Geld fürchten. Die großzügigen Kredite, die der Energiesektor erhalten hat, können nicht mehr bedient werden.
28.11.2014 00:07
Lesezeit: 2 min

Eine Reihe von Geldhäusern, darunter Barclays und Wells Fargo, haben zwei Ölgesellschaften ein Darlehen in Höhe von 850 Millionen US-Dollar gewährt. Einzelheiten zu den Darlehen wurden bei dem gerade stattfindenden Treffen der OPEC-Delegierten in Wien bekannt. Die Mitglieder machen sich derzeit Gedanken darüber, wie sie das Überangebot an Erdöl drosseln können. Mehrere OPEC-Mitglieder fordern Einschnitte bei der Öl-Produktion, um die Preise zu stützen.

Der Preis für Rohöl ist seit Juni um 30 Prozent gefallen. Die Auswirkungen für die OPEC-Staaten sind enorm. Neben dem Energiemarkt trifft es Währungen, Staatshaushalte und die Aktienmärkte.

Die schwerwiegendsten Folgen müssen jene Ölproduzenten tragen, die auf die Einnahmen aus Rohölexporte angewiesen sind, um so ihre Haushalte auszugleichen. Der russische Rubel hat 27 Prozent seines Wertes seit Mitte Juni verloren. Die norwegische Krone ist um 12 Prozent gesunken und der nigerianische Naira ist auf einem Rekordtief.

Bei den Unternehmen gibt es auch enorme Einschnitte: die BP-Aktie fiel um 17 Prozent, jene von Chevron um 11 Prozent. Die Anteile von SeaDrill, einer der größten Bohrinsel-Besitzer der Welt, fielen um fast 23 Prozent am Mittwoch.

Jetzt geraten auch die Banken unter Druck. Barclays und Wells rechnen bereits mit möglichen Ausfällen. Anfang dieses Jahres führten die beiden Banken eine 850 Millionen US-Dollar hohe „Zwischenfinanzierung“ durch, um die Fusion von „Sabine Oil & Gas“ und „Forest Oil“, zwei US-Unternehmen, zu ermöglichen.

Investoren wollten das Darlehen nicht kaufen, als es das erste Mal im Juni angeboten wurde. Die fallenden Ölpreise und die unbeständigen Kreditmärkte in den folgenden Monaten sorgten dafür, dass das Darlehen bei den Banken liegen blieb. Weitere Verkaufsversuche scheiterten, berichtet die FT.

Da die Banken nicht in der Lage sind, das Darlehen an Investoren zu verkaufen, werden sie nun selber auf den Verlusten sitzen bleiben: Anleihen von „Sabine“ fielen seit Juni von 105,25 US-Dollar auf 94,25 US-Dollar.

Konkurrierende Banken rechnen mittlerweile damit, dass Barclays und Wells – sollten sie das Darlehen doch noch verkaufen – nur 60 Cent für einen Dollar bekommen.

Wenn die Banken nicht in der Lage sind, das Darlehen zu verkaufen, werden sie es eher in ihren Bilanzen absorbieren als auf den Markt zu werfen, so Analysten.

Doch auch weitere Banken haben risikobehaftete Kredite im Energiebereich: UBS und Goldman Sachs gaben der Private-Equity-Gruppe Apollo eine Finanzierung für den Kauf von Express Energy Services. Dieses Darlehen sollte zu Beginn der Woche verkauft werden. Der Verkauf wurde ohne Angabe von Gründen verschoben.

Marty Fridson, Chief Investment Officer bei LLF Advisors, schätzt, dass 180 der faulen Kredite der Bank of America Merrill Lynch an Energieunternehmen ausgestellt wurden. Das sind rund 29 Prozent. „Der Energiesektor hat keine Priorität mehr“, so Fridson.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Wann greift Russland an? Geheimdienste rechnen mit 2028
22.01.2025

Russischer Angriff ab 2028? Geheimdienste warnen davor, dass Russland die EU in den kommenden Jahren an der Ostgrenze angreift. Laut...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank - Schwäche der deutschen Wirtschaft hält an, aber es gibt Hoffnungsschimmer
22.01.2025

Der Bundesbank zufolge ist ein Aufschwung in der deutschen Wirtshaft ist vorerst nicht in Sicht. Dafür gibt es mehrere Gründe. Doch etwas...

DWN
Politik
Politik YouGov-Wahlumfrage: AfD und SPD gleichauf - CDU rutscht ab
22.01.2025

In der neuesten Wahlumfrage von YouGov kann die SPD deutlich zulegen. Die AfD verliert dagegen. Beide Parteien liegen nun gleichauf. Auch...

DWN
Technologie
Technologie Projekt "Stargate" - OpenAI und Trump setzen auf KI-Rechenzentren für die Zukunft
22.01.2025

OpenAI und bedeutende Technologie-Partner investieren 500 Milliarden Dollar in neue Rechenzentren für Künstliche Intelligenz (KI). Das...

DWN
Politik
Politik China-Importe: Deutschlands Handel, Verbraucher und Zollbeamte fordern Regierung zu Regeln auf
22.01.2025

Täglich werden Hunderttausende Pakete mit Waren aus China auf den europäischen Markt geschwemmt, die China-Importe umgehen trickreich die...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Prognose 2025 mit mehr Potential als Risiko - Nvidia-Aktie Kursziel überzeugt
22.01.2025

Die Nvidia-Aktie gehört zu den Lieblingspapieren sowohl der institutionellen Investoren als auch der privaten Anleger. Der US-Chipkonzern...

DWN
Politik
Politik Rüstungsexporte steigen auf Rekordwert, mehr als die Hälfte geht an die Ukraine
22.01.2025

Die Regierung von Kanzler Scholz hatte sich ursprünglich vorgenommen, Rüstungsexporte mit einem Kontrollgesetz einzudämmen. Dann kam die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schuhhändler Görtz erneut in die Insolvenz gerutscht
22.01.2025

Einst gab es in fast jeder Fußgängerzone eine Görtz-Schuhfiliale. Doch das Traditionsunternehmen, das 1875 gegründet wurde, ist erneut...