Technologie

„Superfish“: Lenovo installierte aggressive Spionage-Software auf Computern

Der Computer-Hersteller Lenovo hat die aggressive Software Superfish auf einigen seiner Rechner vorinstalliert. Das Programm kann auch sichere Verbindungen knacken und sich beim Online-Banking zwischenschalten.
19.02.2015 21:03
Lesezeit: 1 min

Der Computerhersteller Lenovo hat eine Werbesoftware auf einigen seiner Rechner vorinstalliert. Die Software namens Superfish zeigt zusätzliche Werbung beim Suchen mit Google an. Doch das ist Berichten zufolge nicht alles: Die Software schaltet sich demnach auch zwischen sichere Verbindungen ein. Beim Aufruf vermeintlich verschlüsselter Webseiten etwa beim Online-Banking kann sich Superfish zwischenschalten, ohne dass die Nutzer davon etwas mitbekommen.

Lenovo bestätigte zunächst nur Teile der berichteten Funktionen der Software. Nutzer hätten gegen das Programm protestiert, daher spiele man es seit Januar nicht mehr vom Werk aus auf neue Computer auf.

Sicherheitsexperten zeigten sich entsetzt. Superfish sei ein Alptraum, schrieb Marc Rogers, Sicherheitsfachmann bei dem Web-Dienstleister CloudFlare, auf seinem Blog. Nutzer könnten keiner vermeintlich sicheren Internetverbindung mehr trauen. Lenovo öffne Hackern Tür und Tor, schrieb Rogers. «Sie kompromittieren nicht nur SSL-verschlüsselte Verbindungen, sie tun es auch noch auf die sorgloseste, unsicherste Art, die man sich vorstellen kann.»

Unter anderem verwende die Software für alle Nutzer dasselbe Basis-Zertifikat - wer eines knackt, kann so potenziell alle Besitzer der betroffenen Geräte abhören. Bereits am Donnerstag erklärte ein Sicherheitsexperte, das Passwort für das zugrunde liegende Zertifikat geknackt zu haben.

Lenovo bestätigte lediglich, dass die Software zusätzliche Werbung anzeigt habe. Auf das möglich Einklinken in sichere Netz-Verbindungen ging das Unternehmen hingegen nicht ein. Auch auf bereits verkauften Rechnern werde Superfish nicht mehr aktiviert. Die Software werde nicht mehr auf Lenovo-Rechnern eingesetzt. «Lenovo geht allen neuen Bedenken hinsichtlich Superfish genau nach», erklärte das Unternehmen. In einem weiteren Statement hieß es: «Wir haben diese Technologie genau untersucht und keine Nachweise gefunden, um die Sicherheitsbedenken zu bestätigen.» Es blieb offen, ob Lenovo damit allein die Werbefunktion meinte.

Die von der Firma Superfish im kalifornischen Palo Alto entwickelte Software ist spezialisiert auf die Internetsuche per Bilderkennung. Berichten in Nutzerforen zufolge sind die Lenovo-Laptops Y50 und Z40 sowie die Browser Chrome und Internet Explorer betroffen.

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