In der Türkei spitzt sich der Konflikt zwischen kurdischen Rebellen und der Regierung zu. Die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK erklärte am Sonntagabend im Internet, ihre Kämpfer hätten bei einem Angriff auf einen Militärkonvoi 15 Soldaten getötet. Die türkische Luftwaffe flog nach Angaben aus Sicherheitskreisen zur Vergeltung unmittelbar darauf Angriffe auf Stellungen der PKK. Sollten sich die kurdischen Angaben als richtig herausstellen, wäre es der schwerste Anschlag seit dem Scheitern des Waffenstillstands im Juli.
Die PKK erklärte, bei dem Anschlag habe sie auch eine große Anzahl Waffen erbeutet. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bestätigte am Abend in einer im TV übertragenen Erklärung, es habe einen Angriff in der Provinz Hakkari gegeben, die an der Grenze der Türkei zum Iran und zum Irak liegt. Zur Zahl möglicher Opfer äußerte sich Erdogan zunächst nicht. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu verließ das Fußballstadion von Koya vorzeitig, wo er ein Qualifikationsspiel der türkischen Nationalmannschaft verfolgt hatte, und kehrte angesichts der Entwicklung in die Hauptstadt zurück.
In türkischen Sicherheitskreisen hieß es, die Luftwaffe habe mindestens zehn PKK-Ziele angegriffen.
Die türkische Luftwaffe hatte im Juli wieder mit Luftangriffen auf PKK-Stellungen begonnen. Anlass dafür waren der Regierung zufolge mehrere tödliche Anschläge im von Kurden bewohnten Südosten der Türkei, für die die Extremistenmiliz IS und die PKK verantwortlich gemacht wurden. Der pro-kurdischen Partei HDP zufolge verfolgt Erdogan allerdings innenpolitische Ziele, denn mit dem Einzug der HDP ins Parlament bei der Wahl im Juni hatte Erdogans AKP ihre absolute Mehrheit verloren. Damit war Erdogans Plan geplatzt, die Verfassung zu ändern und die Macht des Präsidenten weiter auszubauen. Davutoglu war es nicht gelungen, eine Koalitionsregierung zu bilden. Daher setzte Erdogan Neuwahlen für den 1. November an.