Politik

Anleger ziehen Kapital aus Fracking ab

In der ersten Jahreshälfte 2015 haben Anleger insgesamt 32 Milliarden Dollar aus der US-Frackingindustrie abgezogen. Die Branche leidet aufgrund des Ölpreisverfalls unter einer Pleite-Welle. Die Öl- und Gasproduktion wird zurückgefahren.
08.09.2015 23:30
Lesezeit: 1 min

Anleger haben in den ersten beiden Quartalen des aktuellen Jahres insgesamt 32 Milliarden Dollar aus der US-Frackingindustrie abgezogen. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Branche ein Defizit von insgesamt 37,7 Milliarden Dollar, meldet Factset.

Die Unterdeckung weist auf einen Anstieg der Insolvenzen und Restrukturierungen in der Branche hin, die in den vergangenen sieben Jahren rasant erweitert wurde. Nach Informationen des US-Energieministeriums ist die US-Ölproduktion im Mai und Juni zurückgegangen. Fracking-Unternehmen haben Anteile und Vermögenswerte verkauft und sich Geld geliehen, um die Produktion zu erhöhen und ihre Reserven aufzustocken.Die Gesamtnettoverschuldung der US Öl- und Gasproduktionsfirmen lag Ende 2010 bei mehr als 81 Milliarden Dollar. Bis Ende Juni 2015 verdoppelte sich die Verschuldung auf 169 Milliarden Dollar.

„Die Kapitalmärkte waren für diese Firmen derart zugänglich, dass jene Firmen sich massiv verschuldet haben“, zitiert die Financial Times Terry Marshall von der Rating-Agentur Moody 's. Die Kreditaufnahme erfolgte trotz des stetig fallenden Ölpreises. Allerdings gibt es nun Anzeichen dafür, dass sich der Kapitalfluss verlangsamt. US-Förderer haben im ersten Quartal des aktuellen Jahres Aktien im Wert von 10,8 Milliarden Dollar verkauft. Doch dieser Anteil betrug im zweiten Quartal 3,7 Milliarden Dollar und fiel im Juli und August weiter auf eine Milliarde Dollar, meldet das finanzunternehmen Dealogic.

Derselbe Trend lässt sich beim Verkauf von Unternehmensanleihen beobachten. In der ersten Hälfte des aktuellen Jahres verkauften die US-Förderer monatliche Anleihen im Wertdurchschnitt von 6,5 Milliarden Dollar. Dieser Anteil ging in der Zwei-Monats-Spanne von Juli und August auf insgesamt 1,7 Milliarden Dollar zurück.

Eine weitere Hürde für viele US-Ölunternehmen ist die Zurücksetzung der Beleihungsgrundlage („Borrowing Base“). Im Gegensatz zur gängigen Kreditfinanzierung dienen nicht persönliche Bürgschaften oder sonstige generelle Sicherheiten als Beleihungsgrundlage, sondern ausschließlich das Umlaufvermögen, also der Warenbestand und/oder Forderungen, der Ölförderer.

Der Energie-Analyst Virendra Chauhan erwartet für das vierte Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen Rückgang bei der US-Produktion.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Technologie
Technologie Erkennen Sie schnell instabile Li-Ion-Batterien

Brady Corporation bietet eine neue, kostengünstigere Lösung an, um instabile Li-Ion-Batterien im Lager schnell und einfach zu erkennen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fachkräftemangel hausgemacht? Zu viele Akademiker, zu wenig Azubis - Deutschland braucht eine Reform der Berufsausbildung
24.01.2025

Zu viele Jugendliche studieren, zu wenige streben in die Ausbildung. Die Unternehmen sehen einen Veränderungsbedarf bei der...

DWN
Technologie
Technologie Atomkraft-Comeback? Weltweiter Run auf Kernenergie laut IEA
23.01.2025

"Neue Ära der Kernenergie": Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert einen wachsenden Strombedarf weltweit und ruft...

DWN
Technologie
Technologie Rätselhafte ChatGPT-Störung verärgert tausende Nutzer
23.01.2025

Derzeit kommt es zu massiven Störungen bei der Nutzung des ChatGTP-Bots. Nutzer rätseln derweil über die Ursachen der Panne. Das...

DWN
Politik
Politik "Das Maß ist endgültig voll": Merz will nach Aschaffenburg Asyl-Kehrtwende
23.01.2025

Nach dem tödlichen Angriff auf eine Kita-Gruppe in Aschaffenburg verlangt der CDU-Chef fundamentale Änderungen in der Migrationspolitik....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wachstumslokomotive: Wie Spanien zum Wachstums-Star wird
23.01.2025

Wachstums-Star Spanien: Während Deutschlands Wirtschaft stagniert, erlebt Spanien ein beeindruckendes Comeback. Dank Rekorden im...

DWN
Politik
Politik Merz will TV-Duell mit Alice Weidel: "Gehe der Diskussion nicht aus dem Weg"
23.01.2025

Kanzlerkandidat Friedrich Merz will ein TV-Duell mit AfD-Chefin Alice Weidel. Der CDU-Vorsitzende möchte die "fundamentalen Unterschiede"...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskrise: Deutschland hinkt bei Investitionen global hinterher - und verliert an Wettbewerbsfähigkeit
23.01.2025

Ob Wohnungsbau, Maschinen oder Forschung: Deutschland bleibt bei den Investitionen hinter anderen Ländern zurück, zeigt eine neue...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Generation Z und Handwerk: Glühbirne wechseln? Zu gefährlich! Heimwerker-Nachwuchs mit zwei linken Händen?
23.01.2025

„Do-it-yourself“ wird die Zukunft: Unbesetzte Stellen, hohe Personal- und Materialkosten führen zu monatelangen Wartezeiten und teuren...