Politik

Putin traut Nato nicht: Russische Kampf-Jets mit Luft-Luft-Raketen

Obama und Merkel hofieren Putin, doch dieser traut den Nato-Staaten nicht: Erstmals wurden die russischen Bomber in Syrien mit Luft-Luft-Raketen ausgerüstet: Damit können die Russen türkische Flieger abschießen, sollten diese erneut angreifen.
30.11.2015 18:55
Lesezeit: 2 min

Die russische Luftwaffe ist am Montag erstmals Kampfeinsätze in Syrien geflogen, bei denen die Maschinen nicht nur mit Bomben gegen den IS, sondern auch mit Luft-Luft-Raketen gegen die Türkei ausgerüstet wurden. Igor Klimow von der Luftwaffe sagte der TASS: „Die russischen Su-34-Maschinen haben heute das erste Mal bei einem Kampfeinsatz nicht nur herkömmliche und ferngesteuerte Bomben an Bord geladen, sondern auch für Kurzstrecken bestimmte Luft-Luft-Raketen. Mit diesen Raketen und mit der Ausrüstung von Erfassungsgeräten können Ziele im Umkreis von 60 Kilometern getroffen werden.“

Damit reagiert Russland nicht bloß auf den Abschuss einer Maschine durch die Türkei, sondern auch auf die Nato, die die Türkei offenbar in ihrer harten Haltung gegen Russland bestärkt. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat Russland am Montag in Brüssel verbal provoziert, indem er sagte, Russland solle, sich in Syrien auf den Kampf gegen die Extremistenmiliz IS zu konzentrieren: „Ich würde gern erleben, dass Russland eine konstruktive Rolle in Syrien spielt und den IS bekämpft. Bisher greift Russland vor allem andere Ziele als den IS in Syrien an.“ Tatsächlich sind die Russen die einzige Großmacht, die entschieden militärisch gegen den IS vorgeht.

Die Aussagen Stoltenbergs wurden von einer Meldung des russischen Staatssenders RT konterkariert, der am Montagabend meldete, russische Geheimdienstberichte hätte weitere Hinweise, dass Rohöl aus Regionen des IS im „industriellen Maßstab“ durch die Türkei auf die Weltmärkte gelange. Dies habe Putin am Rande der Pariser-Klimakonferenz gesagt. Die Türkei steht in der Kritik, weil es offensichtlich ist, dass der Öl-Handel für den IS über den türkischen Hafen Ceyhan läuft. 

Allerdings kämpfen die Russen auch gegen die von den USA und der Türkei finanzierten und bewaffneten Terroristen in Syrien – und haben nie ein Hehl daraus gemacht.

Vor diesem Hintergrund will Putin auf der sicheren Seite sein und seine Truppen gegen allfällige Nato-Übergriffe schützen.

Die politische Prominenz der Westallianz versuchte am Montag beim Klimagipfel in Paris, mit Putin ins Gespräch zu kommen.

US-Präsident Barack Obama erörterte mit Putin nach Angaben beider Seiten vor allem die Krisen in Syrien und der Ukraine. Zur Lage in Syrien hoben beide Politiker die Notwendigkeit einer politischen Lösung hervor. Obama habe dabei gesagt, er glaube, dass Syriens Staatschef Baschar al-Assad im Zuge eines politischen Übergangs sein Amt aufgeben müsse, hieß es in Kreisen des US-Präsidialamtes.

Einig waren sich beide Politiker den Informationen zufolge auch, dass zur Lösung des Konflikts in der Ukraine das Minsker Friedensabkommen vollständig umgesetzt werden müsse. Obamahabe in dem Zusammenhang eine Aufhebung der Sanktionen gegen Russland in Aussicht gestellt, wenn das Land das Minsker Abkommen respektiere.

Nach den Worten von Putins Sprecher Dmitri Peskow äußerte Obama in dem rund 30-minütigen Gespräch auch sein Bedauern über den Abschuss eines russischen Kampfflugzeuges in Syrien.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mit Putin ebenfalls auch über den Kampf gegen die Extremistenmiliz Islamischer Staat gesprochen. Weiteres Thema des Treffens seien die Beziehungen zwischen der EU, der Ukraine und Russland gewesen, erklärte ein deutscher Regierungssprecher am Montag. Dafür sei auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zu dem Gespräch hinzukommen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Israel Iran Konflikt: Trump signalisiert Unterstützung für Machtwechsel im Iran
23.06.2025

US-Präsident Donald Trump deutet nach den Bombardierungen der Atomanlagen im Iran durch das US-Militär Unterstützung für einen Wechsel...

DWN
Technologie
Technologie Mensch und Maschine: Die Zukunft der Cyberabwehr
23.06.2025

Cyberangriffe werden raffinierter, herkömmliche Schutzmechanismen reichen nicht mehr aus. Moderne Sicherheitszentren setzen daher auf eine...

DWN
Immobilien
Immobilien Miete bald unbezahlbar? Mehr als die Hälfte des Gehalts für die Miete
23.06.2025

Als Mieter müssen viele Menschen mittlerweile mehr als die Hälfte ihres Einkommens für ihre Bleibe bezahlen. Wie eine repräsentative...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrpflicht in Deutschland: Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
22.06.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stellenabbau: Deutsche Industrie verliert in nur einem Jahr 100.000 Arbeitsplätze
22.06.2025

Die desaströse Wirtschaftspolitik der letzten Jahre führt in der Konsequenz zu immer mehr Stellenabbau in der deutschen Industrie. Vor...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliardenschwere Anleger schwenken um: Keine Rezession in Sicht
22.06.2025

Milliardenschwere Fondsmanager halten eine globale Rezession inzwischen für höchst unwahrscheinlich. Dennoch dominieren Unsicherheit und...

DWN
Immobilien
Immobilien Hamburger Westfield-Überseequartier: Ist das die Renaissance der Shopping-Malls?
22.06.2025

In Hamburg hat ein gigantisches Einkaufszentrum auf 419.000 Quadratmetern eröffnet. Ein Tor, wer dabei nur an Shopping denkt. Der...

DWN
Finanzen
Finanzen Home Bias: Warum Anleger oft falsch investieren
22.06.2025

Home Bias ist die Neigung von Anlegern, im eigenen Land oder Währungsraum zu investieren. Immer wieder wird gesagt, dass deutschen...