Ein immer größerer Anteil des Gehalts geht bei vielen Menschen für die Miete drauf. Wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag von DPA nun zeigt, verschärft sich die Lage auf dem deutschen Mietmarkt deutlich. Von den insgesamt 4000 befragten Personen, unter denen 2400 Mieter waren, mussten bereits mehr als 15 Prozent über die Hälfte ihres Einkommens für die Miete aufbringen. Weitere 3 Prozent bezahlen sogar über 70 Prozent ihres Gehalts für die Miete, und die Lage verschlimmert sich fortlaufend.
Die Relation von Miete und Gehalt befindet sich in Schieflage
Nur 8 Prozent der Befragten gaben an, weniger als 20 Prozent des Nettolohns für die Miete aufzuwenden. Knapp die Hälfte der Umfrageteilnehmer bezahlt zwischen 20 und 39 Prozent des Lohns für die Miete, weitere 17 Prozent müssen zwischen 40 und 49 Prozent dafür ausgeben. Insgesamt kostet die Deutschen jedoch die Miete einfach zu viel vom Gehalt. Laut der 30-Prozent-Mietregel soll die Warmmiete nicht höher liegen als 30 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens, was bei einem Nettoeinkommen von 2500 Euro einer maximalen Warmmiete von 750 Euro entspricht. Das ist bei den meisten Mietern hierzulande aber nicht realisierbar.
Wohnverhältnisse hierzulande sind großzügig
Allerdings sind die Wohnverhältnisse nach den Ergebnissen der Umfrage in Deutschland auch sehr großzügig. Ganze 53 Prozent der Befragten gaben an, dass es in ihrer Wohnung mehr Zimmer als Bewohner gibt, 37 Prozent haben für jeden Bewohner genau ein Zimmer und nur 6 Prozent leben in Wohnungen, in denen es weniger als ein Zimmer pro Bewohner gibt. Nur wenn weniger als ein Zimmer pro Bewohner zur Verfügung steht spricht man von beengten Wohnverhältnissen. Bei Eigentumswohnungen sind die Wohnverhältnisse besonders großzügig. Hier gaben 76 Prozent der Befragten an, dass sie mehr als ein Zimmer pro Bewohner zur Verfügung haben, viele davon haben sogar mehr als zwei Zimmer pro Bewohner.
Beengte Wohnverhältnisse sind aber auch nicht selten
Wohnraummangel ist jedoch auch keine Seltenheit. Wie aus anderen Untersuchungen hervorgeht, leidet jeder Neunte hierzulande an Wohnraummangel. Wie Eurostat mitteilte, mussten 2024 11,5 Millionen Menschen in Deutschland mit beengten Wohnverhältnissen zurechtkommen. Der Wohnraummangel ist dabei im städtischen Bereich dreimal höher als in ländlichen Gegenden und betrifft besonders häufig Alleinerziehende, Personen, die an der Armutsgrenze leben und Menschen mit einem ausländischen Pass.
Mietsteigerungen in Ballungsräumen sind besonders hoch
Besonders stark steigen die Mieten in Ballungsgebieten der großen Städte. So lag die Kaltmiete pro Quadratmeter in München 2012 durchschnittlich noch bei 11,40 Euro. Nach jüngsten Daten ist diese bis heute um 73 Prozent gestiegen, auf durchschnittlich nun 19,79 Euro. Diese Entwicklung lässt sich auch in anderen deutschen Großstädten in ähnlicher Form feststellen. So stiegen die Mieten in Stuttgart seit 2012 um 70 Prozent, in Düsseldorf um 55 Prozent und in Frankfurt am Main immerhin um 52 Prozent. Absoluter Spitzenreiter bei den Mietsteigerungen in Deutschland ist allerdings Berlin – hier stiegen die Mieten seit 2012 um ganze 130 Prozent.
Ballungsräume als Magnet und Mietpreistreiber
Wie das Statistische Bundesamt ermittelte, lebten 2022 ca. 60 Millionen Menschen in Deutschland in Großstädten und dem entsprechenden Umland. Das entspricht 70 Prozent der deutschen Bevölkerung. Gerade in diesen Ballungsgebieten herrscht jedoch Wohnungsnot, die die Mietpreise in die Höhe treibt. Laut einer Berechnung des Pestel-Instituts sollen aktuell 540.000 Wohnungen fehlen und der Mangel an Wohnraum weitet sich aus., denn auch im letzten Jahr wurde viel zu wenig gebaut. Ein weiterer Mietpreistreiber ist der Umstand, dass es in Deutschland immer mehr 1-Personen-Haushalte gibt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, stieg der Anteil dieser Haushalte von 1950 mit 19 Prozent auf ganze 41 Prozent im Jahr 2022.
Mietpreisbremse kann leicht umgangen werden
In den 14 größten deutschen Städten, die jeweils über 500.000 Einwohner haben, lagen die Nettokaltmieten 2023 bei durchschnittlich 13,43 Euro pro Quadratmeter bei den Angebotsmieten und sind damit um 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Zwar liegen die Angebotsmieten in den ländlichen Gebieten teils deutlich niedriger, sie sind jedoch auch dort gestiegen. Am günstigsten lebt es sich im sächsischen Erzgebirgskreis mit rund 5,50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter. Am meisten zahlen die Menschen im Stadtkreis München mit aktuell 19,40 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter.
In den Ballungsräumen mit angespannter Wohnungsmarktlage greift zwar die aktuelle Mietpreisbremse, nach der bei einer Neuvermietung der neue Mietpreis nicht über 10 Prozent der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen darf, aber die Mietpreisbremse kann von Vermietern leicht umgangen werden. Gerade bei weitreichenden Modernisierungen wird diese außer Kraft gesetzt.
Wohnungsbau kommt nicht voran
Es ist nichts Neues, dass der Mietmarkt in Deutschland in einer schwierigen Lage ist. Dass sich diese Situation in absehbarer Zeit entspannen wird ist auch nicht absehbar, da immer noch viel zu wenige Wohnungen gebaut werden. Da sich die Mietpreise aus Angebot und Nachfrage bilden und das Angebot schon seit Jahren nicht mehr hinter der Nachfrage hinterherkommt, werden sich weiter steigende Mieten auch nicht verhindern lassen. Im ersten Quartal 2025 stiegen die Angebotsmieten bereits wieder um 1,2 Prozent zum Vorquartal. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum legten sie sogar um 4,3 Prozent zu, nach 4,7 Prozent im vierten Quartal und 5,3 Prozent im dritten Quartal 2024.
Wohnungspolitik im Koalitionsvertrag mit ehrgeizigen Zielen
Die neue Regierung hat sich in Sachen Wohnungspolitik große Ziele gesetzt, um den problematischen Wohnungsmarkt und die steigenden Mieten in den griff zu bekommen. Hier geht es zum einem um die Förderung des Wohnungsbaus und zum anderen auch um eine neue Reglementierung der Vermietung.
Dabei steht auch die Eigentumsbildung für Familien im Fokus. Diese sollen bei Neubauvorhaben und bei Sanierungen von bestehendem Wohnraum mit Steuererleichterungen unterstützt werden. Auch sollen Vermieter belohnt werden, wenn sie günstig vermieten.
Die Regierung will einen Wohnungsbau-Turbo auf den Weg bringen, der auch bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen für das Bauen eine grundlegende Reform vorsieht, die Bauvorhaben beschleunigen soll. Hierfür soll das Baugesetzbuch novelliert werden, damit Baustandards vereinfacht werden können und Anreize für ein einfaches, günstiges und klimafreundliches Bauen geschaffen werden.