Cyberabwehr: Der digitale Alarmfall
Ein sonniger Morgen, ein schriller Alarm: In einem slowenischen Unternehmen schlägt ein Sicherheitsprotokoll Alarm wegen fehlgeschlagener Zugriffe auf einen Server, der gar nicht mehr aktiv sein sollte. Für einen erfahrenen Analysten ist klar – hier handelt es sich nicht um einen Fehlalarm. Möglicherweise befindet sich ein Angreifer bereits im Netzwerk. Wie schnell der Vorfall erkannt und eingegrenzt wird, entscheidet über dessen Folgen – von minimal bis existenzbedrohend.
Auf der SRC-Cybersicherheitskonferenz in Ljubljana zeigten Experten, wie sogenannte SOC-MDR-Lösungen (Security Operations Center – Managed Detection and Response) auf diese neue Bedrohungslage reagieren. Der klassische Perimeterschutz greift nicht mehr: Angreifer agieren verdeckter, raffinierter, flexibler. Auch die Definition einer Bedrohung hat sich gewandelt. Eine potenzielle Gefahr kann auch eine unentdeckte Schwachstelle oder eine unerwartete Systemveränderung sein – so David Landeker, Systemingenieur bei SRC.
Künstliche Intelligenz am Werk: Automatisierung mit Augenmaß
SOC-MDR-Lösungen setzen auf Datenanalyse, Ereigniskorrelation und automatisierte Reaktion. In sogenannten SIEM-Systemen werden Datenströme zentral analysiert. Künstliche Intelligenz filtert aus Millionen Ereignissen genau jene heraus, die auf Anomalien hindeuten – sei es durch verdächtige Logins, Datenbewegungen oder Kontakt mit bekannten schadhaften IP-Adressen. Es entstehen Playbooks – automatische Reaktionspläne für definierte Vorfälle. Doch trotz der fortschreitenden Automatisierung warnen Experten davor, Maschinen blind zu vertrauen. Systeme können einen Angriff erkennen, blockieren, isolieren – aber nicht immer korrekt bewerten. Menschen bleiben essenziell für strategische Entscheidungen. „Es gibt keine perfekte Lösung – wir nähern uns nur immer mehr einer optimalen“, so Landeker.
Künftig werden maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz eine noch größere Rolle spielen. Systeme sollen in Echtzeit auch subtile Angriffsindikatoren erkennen – wie ungewöhnliche Konfigurationen oder Änderungen im Nutzerverhalten. Dafür braucht es jedoch auch eine robuste Sicherheitsarchitektur, regelmäßige Updates und geschulte Mitarbeiter.
Der Mensch bleibt der Schlüssel bei der Cyberabwehr
Die effektivste Cyberabwehr bleibt ein Zusammenspiel aus Technologie, Prozessen und menschlichem Urteilsvermögen. Nur wenn alle Komponenten ineinandergreifen, kann ein Unternehmen den Gefahren des digitalen Zeitalters standhalten. Oder wie Landeker es formuliert: „Schnelle Erkennung, intelligente Reaktion und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Mensch und Maschine – das ist die Zukunft der Cybersicherheit.“