Wie hoch ist die Gefahr für eine globale Rezession?
Die Rezessionsangst unter den weltweit größten Vermögensverwaltern ist in kurzer Zeit massiv gesunken. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der Bank of America hervor, an der 222 globale Fondsmanager mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt umgerechnet fast 510 Milliarden Euro teilnahmen. Noch im April hielten 42 Prozent der befragten Manager eine Rezession innerhalb der kommenden zwölf Monate für wahrscheinlich – heute halten 36 Prozent sie für klar unwahrscheinlich. Die Bank of America spricht von einem „Zusammenbruch der Rezessionserwartungen“.
Eine der Hauptursachen für den Stimmungsumschwung liegt in der Entschärfung handelspolitischer Unsicherheiten. Während im April US-Zolldrohungen weltweit Sorgen auslösten, hat der republikanische Präsidentschaftsanwärter Donald Trump diese inzwischen abgeschwächt – zumindest in den Augen der Finanzmärkte. „Der Markt glaubt nicht mehr, dass Trump kurzfristige Verluste für langfristige Vorteile in Kauf nimmt“, analysiert Josephine Cetti, Chefstrategin bei Nordea.
Zölle, Ölpreise, Kreditlast: Kein Rezessionsmix
Auch Torsten Sløk, Chefökonom beim US-Investmenthaus Apollo, erkennt aktuell keinen rezessionsträchtigen Risiko-Cocktail. Zwar nennt er vier Bremsfaktoren für die US-Konjunktur – höhere Ölpreise, Zölle, steigende Kreditzahlungen und Zinsen –, diese reichten jedoch nicht aus, um eine Rezession auszulösen.
Das Anlegerverhalten zeigt ebenfalls Entspannung: Aktien werden verstärkt gekauft, insbesondere in Schwellenländern. Gleichzeitig werden defensive Sektoren – etwa Energieversorger oder Gesundheitswesen – gemieden. Dennoch sind Aktienpositionen im historischen Vergleich unterdurchschnittlich. „Das zeigt, dass noch Luft nach oben besteht“, sagt Sofie Manja Eger Huus, Strategin bei der Danske Bank.
Vorsicht bleibt, Rezession dennoch unwahrscheinlich
Trotz aller Signale zur Entwarnung bleiben Unsicherheiten bestehen. Noch immer sehen viele Investoren in einem möglichen globalen Handelskrieg das größte Risiko für die Finanzmärkte. Zudem, so Cetti, sei der Aktienmarkt anfällig: Seit Ende April habe er rund 20 Prozent zugelegt – ein Rückschlag sei jederzeit möglich. Andererseits interpretieren viele Anleger etwaige Korrekturen als günstige Einstiegsgelegenheit. Der Cash-Anteil institutioneller Investoren ist zwischen April und Juni von 4,8 auf 4,2 Prozent gefallen – ein weiterer Indikator für eine wiedererstarkte Risikobereitschaft.
Unterm Strich bleibt: Die milliardenschweren Profis setzen mehrheitlich auf anhaltendes Wachstum – aber mit Vorsicht. Die größte Angst der Anleger ist weniger eine Konjunkturabkühlung als ein unkontrollierbarer geopolitischer Schock. Das Vertrauen in politische Stabilität bleibt der entscheidende Risikofaktor.