Gemischtes

Die Krise für Volkswagen beginnt: Weltweiter Absatz schrumpft deutlich

Volkswagen bekommt nun die Folgen des Abgas-Skandals auch im operativen Geschäft zu spüren. Erstmals seit zehn Jahren schrumpft der Absatz der weltweit verkauften Fahrzeuge. Auch der ganze Konzern mit den anderen Marken meldet schlechte Absatzzahlen.
08.01.2016 18:03
Lesezeit: 2 min

Der Abgasskandal hat Volkswagen 2015 den ersten Absatzrückgang seit mehr als einem Jahrzehnt eingebrockt. Im vergangenen Jahr seien die Auslieferungen weltweit um 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 5,8 Millionen Fahrzeuge gesunken, teilte der Konzern am Freitag mit. Es war der erste Rückgang im Gesamtjahr seit 2004. Während die Auslieferungen in Europa um zwei Prozent auf 1,7 Millionen Fahrzeuge stieg, sank sie in den USA, wo die Manipulation von Abgaswerten aufgedeckt worden war, um 4,8 Prozent auf knapp 350.000. Auch der Hauptmarkt China war im Rückwärtsgang, die Verkäufe sanken um 4,6 Prozent auf 2,63 Millionen Fahrzeuge.

Die flaue Konjunktur in China und die schlechte Wirtschaftslage in Russland sorgten dafür, dass auch die Zahl der Neuwagenverkäufe 2015 des gesamten Konzerns mit seinen Marken weltweit um zwei Prozent im Vergleich zu 2014 zurückging, wie VW am Freitag mitteilte.

VW mit seinen zwölf Marken lieferte insgesamt rund 9,93 Millionen Autos im vergangenen Jahr aus – im Vorjahr waren es noch knapp über zehn Millionen gewesen. VW-Chef Matthias Müller erklärte, fast zehn Millionen Auslieferungen seien mit Blick auf die anhaltend herausfordernde Marktsituation in einigen Regionen als auch die „Diesel-Thematik im letzten Quartal 2015 ein hervorragendes Ergebnis“.

Der Autobauer hatte im September zugeben müssen, dass weltweit bei rund elf Millionen Dieselfahrzeugen mehrerer Marken eine Manipulations-Software eingesetzt wurde, die den Stickoxid-Ausstoß im Testbetrieb zu niedrig auswies.

Für den Konzern aus Wolfsburg ist der Absatzrückgang der erste seit 13 Jahren – zuletzt waren die Neuwagenverkäufe weltweit von 2001 auf 2002 zurückgegangen, damals von 5,08 auf 4,98 Millionen Fahrzeuge, wie ein Sprecher der AFP sagte. Die Marke Volkswagen hatte zuletzt 2003/2004 einen Rückgang hinnehmen müssen, von damals 3,07 auf 3,06 Millionen Fahrzeuge. Im vergangenen Jahr verkaufte VW 5,82 Millionen Autos seiner Kernmarke, das waren 4,8 Prozent weniger als die 6,12 Millionen Autos 2014.

Konzernchef Müller betonte, in Europa – nach der Asien-Pazifik-Region der größte Markt –, in der Region Nordamerika und in den USA habe der Volkswagen-Konzern insgesamt im vergangenen Jahr zulegen können. Die Entwicklung der Märkte in Brasilien und Russland habe sich dagegen deutlich negativ auf die Auslieferungen ausgewirkt. In Russland fiel der Absatz den Zahlen zufolge um fast 39 Prozent auf 276.000 Autos, in Brasilien um 38 Prozent auf 630.000 Autos. Auf dem wichtigen Markt China sanken die Verkäufe um 3,4 Prozent auf 3,67 Millionen Fahrzeuge.

Für die Marke Volkswagen sehen die Rückgänge auf den verschiedenen Märkten ähnlich aus. Die Marke habe sich aber „trotz herausfordernder Bedingungen“ gut geschlagen, erklärte Jürgen Starkmann, der für den Vertrieb zuständige Vorstand der Marke VW. In diesem Jahr liege der Fokus „weiterhin auf Rückgewinnung von Kundenvertrauen“.

Müller bezeichnete das Jahr 2016 als „herausfordernd“. Da sei einerseits die bleibende unterschiedliche Situation in den Weltmärkten. Andererseits gelte es „die Krise zu meistern“ und den Konzern „grundlegend neu auszurichten“. Müller erklärte, das Unternehmen arbeite gerade an seiner „Strategie 2025“ – „für mich der wichtigste Schritt für ein modernes Volkswagen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell stabil: Deutsche Goldinvestments erholen sich – wie Anleger jetzt reagieren sollten
02.07.2025

In den vergangenen Wochen war die Goldpreis-Entwicklung von Volatilität geprägt. Das ist auch zur Wochenmitte kaum anders: Obwohl sich...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hitzestress am Arbeitsplatz: Mehr Krankmeldungen bei Extremtemperaturen
02.07.2025

Extreme Sommerhitze belastet nicht nur das Wohlbefinden, sondern wirkt sich zunehmend auf die Arbeitsfähigkeit aus. Bei Hitzewellen...

DWN
Politik
Politik Europa vor dem Zerfall? Ex-Premier Letta warnt vor fatalem Fehler der EU
02.07.2025

Europa droht, zum Museum zu verkommen – oder zum Spielball von Trump und China. Italiens Ex-Premier Letta rechnet ab und warnt vor dem...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....