Wie die Weltbank am vergangenen Donnerstag bekanntgab, rechnet sie für die MENA-Länder 2015 nur noch mit einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um etwa 2,6 Prozent. Die Aussicht bleibe „verhalten pessimistisch“. Insbesondere die zahlreichen Konflikte würden die Länder der Region belasten. Diese führten dazu, dass sich internationale Investoren fernhielten und Militärausgaben trotz der rückläufigen Öleinnahmen anstiegen. Auch der Handel und die Tourismusbranche leiden unter den Folgen von Kriegen und Terror-Anschlägen.
Hinzu kommt, dass der Ölpreis nach Einschätzung der Weltbank auf tiefem Niveau verharren wird. Sie geht davon aus, dass er mit rund 30 Dollar je Barrel (159 Liter) nur etwa ein Drittel der von den meisten Exporteuren benötigten Marktpreise betragen wird. Preise zwischen 30 und 35 Dollar werden der Weltbank zufolge in diesem Jahr dazu führen, dass Saudi-Arabien 2016 ein Staatsdefizit von rund 55 Milliarden Dollar erwirtschaften wird. Würden keine Sparmaßnahmen getroffen, könnten die saudischen Devisenreserven bis zum Ende der Dekade aufgebraucht sein.
Für Syrien und den Irak geht der Bericht davon aus, dass die Bürgerkriege 2015 zu Verlusten beim Pro-Kopf-Einkommen von 23 beziehungsweise 28 Prozent geführt haben. Allein der Bürgerkrieg in Syrien hätte vergangenes Jahr dazu geführt, dass die fünf benachbarten Länder Türkei, Irak, Libanon, Jordanien und Ägypten zusammen einen Rückgang ihrer Bruttoinlandsprodukte um 35 Milliarden Dollar verkraften mussten. Die nicht direkt messbaren Folgen der Konflikte wie mangelnde Ernährung, Zerstörungen der Infrastruktur oder fehlende Schulbildung für Millionen von Kindern werden in Zukunft unabsehbare Folgen für die Entwicklung der MENA-Länder haben.