Politik

Papst holt Flüchtlinge von Lesbos in den Vatikan

Papst Franziskus hat bei seinem Besuch im Flüchtlingslager Lesbos 12 Flüchtlinge mit nach Rom genommen. Er wollte Menschen aus besonders "verletzlichen Gruppen" auswählen und damit ein Zeichen der Menschlichkeit setzen.
16.04.2016 12:50
Lesezeit: 2 min

Nach seinem Besuch in einem Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos hat Papst Franziskus zwölf syrische Flüchtlinge mit in den Vatikan genommen. Es handle sich um eine "Geste des Willkommens für Flüchtinge", erklärte der Vatikan. Franziskus habe deshalb auf seinem Rückflug von Lesbos drei Familien aus dem Syrien-Konflikt, darunter sechs Kinder, mitgenommen. Sie sollen künftig im Vatikan untergebracht werden.

Den Angaben zufolge handelt es sich bei den Betroffenen um Muslime. Die Familien aus Damaskus und Deir Essor seien vor dem Inkrafttreten des umstrittenen Flüchtlingsabkommens zwischen der Europäischen Union und der Türkei auf Lesbos angekommen.

Mit der Auswahl entspricht der Papst der Praxis von Einwanderungsstaaten: In Kanada ist es etwa eine der Voraussetzungen, um Asyl zu erhalten, dass man einer besonders verletzlichen Gruppe angehört. Dazu zählen die Kanadier Frauen, Kinder und Homosexuelle. Unbegleitete junge Männer werden dagegen von Kanada nur aufgenommen, wenn sie einer ethnischen Minderheit angehören und unmittelbar bedroht sind.

Laut dem Staatssender ERT sollen drei per Los ausgewählte Familien aus dem offenen Flüchtlingslager Kara Tepe vom Vatikan aufgenommen werden. Der Papst befand sich am Samstag zu einem fünfstündigen Besuch auf Lesbos, um für mehr Solidarität mit Flüchtlingen zu plädieren. "Verliert nicht die Hoffnung", sagte der Papst den Geflüchteten in dem Lager in Moria.

Mit einem Besuch auf der griechischen Insel Lesbos hat Papst Franziskus am Samstag erneut seine Solidarität mit Flüchtlingen zum Ausdruck gebracht. "Dies ist eine Reise, die etwas anders ist als die anderen", sagte er kurz vor seiner Ankunft auf der Ägäis-Insel. "Dies ist eine Reise gekennzeichnet durch Traurigkeit." Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche besuchte nach der Begrüßung durch Ministerpräsident Alexis Tsipras das Lager Moria, in dem sich mehr 3000 Flüchtlinge aufhalten. Dort wollte er mit acht von ihnen zu Mittag essen. Am Mittag wollte er im Hafen aller toten Flüchtlinge gedenken. Dem staatlichen griechischen Fernsehen zufolge will der Papst zehn Flüchtlinge als Zeichen der Solidarität zurück in den Vatikan mitnehmen

Lesbos ist der Haupt-Anlaufpunkt für Flüchtlinge, die von der Türkei aus die kurze Überfahrt nach Griechenland wagen, um in die EU zu gelangen. "Diese Insel trägt die ganze Last Europas auf ihren Schultern", sagte Franziskus, der vom Patriarchen der griechisch-orthodoxen Kirche, Batholomaios, und dem griechisch-orthodoxen Erzbischof von Athen, Hieronymos II., begleitet wird. Hunderte Migranten habe die Überfahrt im vergangenen Jahr nicht überlebt und sind ertrunken. Auf der Insel befinden sich zahlreiche anonyme Gräber.

Hilfsorganisationen haben die Zustände in dem Erstaufnahmelager Moria als erbärmlich kritisiert. Vor dem Papstbesuch seien Wände gestrichen, ein Abwassersystem installiert und Dutzende Migranten aus dem überfüllten Lager anderswo untergebracht worden, berichteten Mitarbeiter von Hilfsorganisationen.

Der Papst setzt sich seit seinem Amtsantritt vehement für die Flüchtlinge ein, die aus den Krisengebieten Afrikas und des Nahen Ostens vor allem die Überfahrt nach Italien versuchen. Seine erste Reise als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche unternahm Franziskus im Juli 2013 nach Lampedusa, wo die meisten Flüchtlinge Italien erreichen.

uvs/gt

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Misserfolg bei Putins Wirtschaftsforum in St. Petersburg: Die marode Kriegswirtschaft interessiert kaum jemanden
23.06.2025

Das Wirtschaftsforum in St. Petersburg sollte Russlands wirtschaftliche Stärke demonstrieren. Stattdessen offenbarte es die dramatische...

DWN
Politik
Politik Zwangslizenzen: EU hebelt den Patentschutz im Namen der Sicherheit aus
23.06.2025

Die EU will künftig zentral über die Vergabe von Zwangslizenzen entscheiden – ein tiefer Eingriff in das Patentrecht, der die...

DWN
Technologie
Technologie Umfrage: Zwei Drittel für europäischen Atom-Schutzschirm
23.06.2025

Eine Forsa-Umfrage zeigt, dass eine deutliche Mehrheit der Deutschen den Aufbau eines europäischen nuklearen Schutzschildes befürworten....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Internationale Anleger kehren der Wall Street den Rücken
23.06.2025

Ölpreise steigen, geopolitische Risiken nehmen zu – und Europas Aktienmärkte wirken plötzlich attraktiv. Während die US-Börsen ins...

DWN
Politik
Politik Personalmangel im öffentlichen Dienst - DGB fordert mehr Personal
23.06.2025

Milliardeninvestitionen sollen in Deutschland die Konjunktur ankurbeln. Doch Personalmangel in Behörden könnte den ehrgeizigen Plänen...

DWN
Politik
Politik Iran-Israel-Krieg: Internet überflutet mit Desinformation
23.06.2025

Falsche Videos, manipulierte Bilder, inszenierte Explosionen: Der Konflikt zwischen Iran und Israel spielt sich längst auch im Netz ab –...

DWN
Politik
Politik Aus Angst vor Trump: China lässt den Iran im Stich
23.06.2025

Chinas harsche Kritik an den US-Angriffen auf Iran täuscht über Pekings wahres Kalkül hinweg. Im Hintergrund geht es um knallharte...

DWN
Politik
Politik US-Angriff auf den Iran: Die Märkte bleiben erstaunlich ruhig
23.06.2025

Trotz der Angriffe auf iranische Atomanlagen bleiben die globalen Märkte ruhig. Doch die Straße von Hormus bleibt ein geopolitischer...